Israel Nash Gripka: Israel Nash‘s Rain Plans

Israel Nash Gripka erschafft mit seinem dritten Album ein Americana-Meisterwerk

von Gérard Otremba

 Natürlich begibt man sich im Musikjournalismus immer auch auf die Suche nach neuen, unbekannten Bands und Künstlern. Die müssen dann nicht zwangsläufig die Musikgeschichte mit noch nicht gehörten Soundgebilden revolutionieren, um das Herz des Kritikers zu erobern. Eine Neuauflage oder Weiterführung im Sinne des Erfinders mit größtmöglichen Genussfaktor reicht völlig aus. Um genau den handelt es sich bei Israel Nash’s Rain Plans. Das dritte Album des amerikanischen Songwriters Israel Nash Gripka vereint die besten Seiten von Gram Parsons, Neil Yong, Crosby, Stills & Nash und Ryan Adams. Und das ist mal eine Ansage.

Der aus Missouri stammende und mittlerweile in der Nähe von Austin, Texas, lebende Sänger und Gitarrist beginnt seine neue Platte mit „Woman At The Well“, ein  relaxter Americana-Song, laid-back mit herzzerreißenden Harmonien der Marke Neil Young zwischen After The Gold Rush, Harvest und Comes A Time. In „Through The Door“ barmt Gripka „Bring your loving through the door“, während die Steel-Gitarre jault und schluchzt, als ob der begnadete Ben Keith von den Toten auferstanden wäre.  Selbstverständlich erhält Nash Gripka noch den Preis für den schönsten Neil Young-Gedächtnis-Gesang. Bei „Just Like Water“ geht es damit los, ein intensives, dunkles, bedrohliches Folk-Rock-Noir-Stück, in dem sich verzerrte Psychedelia-Gitarrenklänge mit einer Harp die Hauptlast der Komposition teilen. Der Rhythmus immer noch balladesk getragen, die Pedal Steel verzückt wieder, der endgültige Soundtrack für den Ritt in den Sonnenuntergang. Für die edle Country-folk-Ballade „Who In Time“ mischen sich genauso wie bei „Myer Canyon“ die Harmoniegesänge von Crosby, Stills & Nash ein. „Rain Plans“ hätte sicherlich auch auf Neil Youngs letztem Album Psychedelic Pill großen Eindruck hinterlassen.

Drums, Bass und Gitarre umkreisen sich in bester Crazy Horse-Country-Rock-Manier, der Gesang driftet plötzlich hinter einen Wolkenvorhang, die Gitarre wird vom Winde verweht, bis sich alle Instrumente zu einem irren Jam hochschaukeln, dem man ewig zuhören könnte. Nach 7:18 Minuten ist der Zauber dieses Songs leider vorbei, der der Platte hält ungemindert an. Die schwermütige Atmosphäre von „Iron Of The Mountain“ evoziert Crosby, Stills, Nash  & Young in Reinform, nicht minder beeindruckend „Mansions“, mitsamt Young-Gedächtnis-Gesang- und Gitarrenspiel sowie eines traumhaft abhebenden Keyboardteppichs. Die endgültige heilige Allianz zwischen E- und –Steel-Gitarre findet Nash Gripka im abschließenden „Rexanimarum“. Nach geerdetem Beginn verfällt Israel Nash Gripka in ein inbrünstiges, ergreifendes Pathos, ein perfektes Ende einer perfekten Platte. Israel Nash’s Rain Plan ist das beste Album, das Neil Young nie gemacht hat. Auch nach dem zehnten Hören bin ich völlig hingerissen von den gewaltigen Songs. Ein Americana-Meisterwerk.

„Israel Nash’s Rain Plan“ von Israel Nash Gripka ist am 27.09.2013 bei Loose Music / Rough Trade erschienen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

Kommentar schreiben