Marlon Williams: Marlon Williams – Album Review

Ein berührendes Americana-Debütalbum des 25-jährigen Neuseeländers

von Gérard Otremba

Der neuseeländische Songwriter Marlon Williams sammelte erste musikalische Erfahrungen als Junge im Kirchenchor, bevor ihn sein Vater, ein Maori-Punk-Sänger, mit der Country-Musik vertraut machte. Eine in der Vorstellung superbe Kombination. In seinem Heimatland ist Marlon Williams längst kein unbekannter mehr, er war bereits für fünf New Zealand Music Awards nominiert, von denen er den Best Male Solo Artist sowie den Breakthrough Artist Of The Year gewonnen hat. Sein nun auch in Deutschland erschienenes, selbstbetiteltes Debütalbum ist ein wunderschönes Americana-Kleinod, das vor romantischer Sehnsucht nur so strotzt.

Es beginnt zwar mit dem galoppierenden Country-Punk „Hello Miss Lonesome“, und auch „After All“ hat Schmiss und kratzbürstige Gitarren am Start, aber bereits in „Dark Star“ schmachtet und croont Marlon Williams wie eine Mischung aus Chris Isaak und Neil Young, der Rhythmus bedächtig und schleppend, die Atmosphäre fast ein wenig düster. Das große Drama dann in „I’m Lost Without You“. Hier lässt Williams Chris Isaak hinter sich und wendet sich Roy Orbison und Scott Walker zu, Melodramatik pur, das Leid opulent zelebriert. Innig und ergreifend das sparsam instrumentierte Folk-Duett mit Aldous Harding in „Lonely Side Of Her“, Gram Parsons und Emmylou Harris auf neuseeländisch.

Der Americana-Country-Sehnsucht wird mit Pedal Steel und melancholischen Harmonie-Gesängen mit dem Cover von „Silent Passage“ des kanadischen Songwriters Bob Carpenter ein neues Denkmal gesetzt, etwas Anmutiges zum Mitleiden. „Strange Things“ hingegen geheimnisvoll und morbid, das Traditional „When I Was A Young Girl“ ein fast sechsminütiges, barmendes Klagelied, das Drama geht weiter, diesmal auf Stimme und Gitarrenbegleitung reduziert und mächtig beeindruckend. Mit der ganzen Sehnsuchtsbreitseite von „Everyone’s Got Something To Say“ endet das Album. Noch einmal tief Luft holen, sich schütteln, die Gänsehaut wieder sacken lassen und zur Erkenntnis kommen, dass Marlon Williams ein tief berührendes Debütalbum eingespielt hat.

„Marlon Williams“ von Marlon Williams ist am 19.02.2016 bei Dead Oceans / Cargo erschienen.

 

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