Maria Taylor: In The Next Life – Album Review

Folk-Pop mit Saddle Creek-Romantik

von Gérard Otremba

Gemeinsam mit Orenda Fink bildete Maria Taylor das grandiose Indie-Folk-Pop Duo Azure Ray, das aus dem Omaha-Dunstkreis um Bright Eyes-Chef Conor Oberst heraus in den Nuller-Jahren mit ihren Alben für Furore sorgte. Leider war ihr Stilmix aus Folk und Alternative Country, gelegentlich mit elektronischen Sounds experimentierend, scheinbar doch zu abseitig, um wenigstens kleine Stars aus Azure Ray zu machen. Noch während der Azure Ray-Phase, genauer genommen im Jahre 2005, erschien mit 11:11 Maria Taylors erstes Solo-Album, das den Folk nicht vernachlässigte, sich aber deutlich mehr dem (Indie-)Pop zuwandte. Mehr Jenny Lewis– und Rilo Kiley-Style war hörbar, ein Einfluss, der auf ihren folgenden Alben noch eindeutiger auszumachen war.

Drei Jahre nach Something About Knowing erscheint nun mit In The Next Life der sechste Longplayer von Maria Taylor. Sie sei glücklich über das Leben, das sie habe und über das sie schreiben könne, lässt Maria Taylor uns im Begleitschreiben wissen. In The Next Life fasse ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammen, so Taylor weiter. Und das alles merkt man dem Album auch an. Aus Taylors Stimme strömte schon immer eine tröstende Wärme, die in der nachdenklichen Piano-Pop-Eröffnung „Home“ sofort wieder präsent ist. Der Indie-Pop in „Free Song“ dann betörend, catchy, groovy, versponnen und traumhaft schön. Die Saddle Creek-Romantik wird in „If Only“ mit Conor Oberst als Gastsänger wiederbelebt, wer sich dieser Anmut hingibt, wird errettet.

Flauschiger Westküsten-Twang im Indie-Pop-Format entzückt bei „There’s Only Now“, während „While The Rest Of Me Is Waking Up“ mit traurigen Streicherparts und schwermütigen Gesängen die Gefühlswelt durcheinanderwirbelt. „A Good Life“ eine Mischung aus Jenny Lewis und BOY und doch ganz und gar Maria Taylor, anschmiegsam, gefühlvoll, verträumt und lässig. Von einem zauberhaften, verwunschenen und intimen Folk wie in „It Will Find Me“ und „Pretty Scars“ lässt man sich natürlich gerne umgarnen. Hypnotisch, mit zwei opulenten und verzerrten Ausbrüchen, gibt sich „Just Once“, während der langsame Folk-Pop bei „Flower Moon“ in sanfter und melodiöser Grandezza badet. Viel schöner als mit der Veröffentlichung von In The Next Life von Maria Taylor kann das Musikjahr 2016 kaum enden.

„In The Next Life“ von Maria Taylor ist am 09.12.2016 bei Grand Hotel van Cleef / Indigo erschienen.

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