Franz Ferdinand: Always Ascending – Album Review

Nuancierte Veränderungen im gewohnten Franz Ferdinand-Kosmos

Als im Jahre 2004 das selbstbetitelte Franz Ferdinand-Debütalbum erschien, drehte sich die Musikwelt für einen bestimmten Zeitraum aus gutem Grund um das schottische Quartett. Wie konnte man sich denn auch dem berechtigten Hype um die Franz Ferdinand-Mixtur aus New Wave, Disco, Glam-Rock und Pop entziehen? Luden doch Song wie „Take Me Out“, „The Dark Of The Matinée“ „Darts Of Pleasure“, „Michael“, „This Fire“, „Jacqueline“, „Auf Achse“ und „Cheating You“ direkt auf die Tanzfläche. Aufgekratzte, aber geschmeidige, das Blut in Wallung bringende, mit unüberbietbarer Catchyness gesegnete Songs. So viele potentielle Hits auf einem Album, einem Debüt zudem, gab es lange nicht mehr.

Doch scheinbar verpulverten Franz Ferdinand ihre Ideen bereits zu Beginn ihrer Karriere, denn schon der Nachfolger You Could Have It So Much Better konnte nur noch mit Abstrichen überzeugen, brachte aber noch „Do You Want To“ „You’re The Reason I’m Leaving“ und „Eleonor Put Your Boots On“ hervor. Natürlich konnten sie das Debüt nicht mehr toppen, doch war der dritte Longplayer Tonight: Franz Ferdinand zu gewaltig und verlor sich im gepflegten, höheren Mittelmaß, aus dem auch Right Thoughts Right Words Right Action letztendlich nicht wirklich herausfand. Es war okay, aber den Furor des Erstlings erreichten Sänger und Gitarrist Alex Kapranos, Bassist Robert Hardy, Schlagzeuger Paul Thomson sowie Gitarrist und Keyboarder Nick McCarthy nicht mehr.

Letzterer stieg im Sommer 2016 aus und wurde durch Keyboarder Julien  Corrie und Gitarrist Dino Bardot ersetzt. Als Quintett nahmen Franz Ferdinand nun also das fünfte Studioalbum Always Ascending auf, das immer noch mit allen bekannten FF-Ingredienzien aufwartet. Pulsierende Bässe und einprägsame, groovende Riffs prägen also den Plattenbeginn bei „Always Ascending“ und „Lazy Boy“ (beide mit viel Disco-Drang ausgestattet), bekannte Zutaten, neu, aber nicht besser als früher verarbeitet. Ziemlich lässig das sich schlängelnde „Paper Cages“, während „Finally“ die Tanzgemeinde mit Rhythmuswechseln zum Stolpern bringt.

Als bester Song entpuppt sich ausgerechnet das langsame, aber genüssliche „The Academy Award“, mit dem sich Kapranos in eine ganz andere Liga britischer Songwriter katapultiert. Ebenfalls herausragend der funky Rock in „Hucks And Jim“, eine fein ironische Replik auf Donald Trumps neuer Gesundheitspolitik. Nicht mehr als tanzbarer Disco-Pop sind „Lois Lane“, „Glimpse Of Love“ und „Feel The Love Go“, souveräne Franz Ferdinand-Kost. Der Abschluß gerät dann mit „Slow Don’t Kill Me Slow“ verspielt und futuristisch. Es bleibt dabei: Franz Ferdinand verändern ihre Musik um Nuancen, das macht die Band weiterhin interessant, der große neue Einschlag ist aber auch Always Ascending nicht.

„Always Ascending“ von Franz Ferdinand erscheint am 09.02.2018 bei Domino Records (Beitragsbild: Franz Ferdinand by David Edwards).

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