Tocotronic live im Hamburger Stadtpark 2022

Tocotronic live Hamburg Stadtpark 2022 by Gérard Otremba Sounds & Books

Tocotronic liefern „The Hamburg Years“ nach

Zwei Jahre mussten sich die Hamburger Tocotronic-Fans gedulden, um das ursprünglich für 2020 angesetzte Konzert endlich live und wahrhaftig erleben zu können. Wie so viele andere Konzerte und Tourneen musste auch der Hamburg-Termin coronabedingt verschoben werden. Auf dem Programm stehen „The Hamburg Years“, also Songs aus den ersten zehn Jahren der Bandgeschichte zwischen 1993-2003. Und zwar „in chronologischer Reihenfolge“, wie Sänger, Gitarrist und Texter Dirk von Lowtzow zu Beginn des Konzerts anmerkt. Die Veranstalter haben sich einen dichtgedrängten Ablauf für diesen Freitag,  19.08.2022, einfallen lassen, denn Tocotronic bringen mit Charlotte Brandi und Sophia Kennedy gleich zwei Support-Acts mit zum Stadtpark-Open-Air.

Charlotte Brandi und Sophia Kennedy als Support

Die Berliner Songwriterin Charlotte Brandi, die an dieser Stelle bereits mehrfach Erwähnung in unserem Online-Magazin fand, beginnt den musikalischen um 19 Uhr mit einem Solo-Gig am Keyboard. Trotz ihrer großartigen Stimme wirkt ihr 20-minütiger Auftritt fast schon zu Lullaby-mäßig. Da hätte man sich instrumentale Unterstützung gewünscht, wie beim Konzert im vorigen Jahr im Schanzenzelt (Sounds & Books berichtete). Ihre Songs jedenfalls sind wirklich ganz wunderbar. Genauso wie die der Hamburger Musikerin Sophia Kennedy, die ohne Unterbrechung Brandi folgt und während ihres halbstündigen Gigs von Bassist Mense Reets begleitet wird. Ihr Electro-Pop hat Drive und Finesse, wechselt schon mal in den Dark-Wave-Bereich und streift den Sixties-orientierten French-Pop. Tanzbar und sehr vergnüglich.

Tocotronic zwischen „Freiburg“ und „Hi Freaks“

Nach einer ganz kurzen Umbaupause stehen dann schon kurz nach 20 Uhr Tocotronic auf der Bühne der Stadtpark-Open-Arena. Vor gut 4000 Besucher im ausverkauften beginnen sie mit einem ihrer bekanntesten Songs, dem legendären „Freiburg“. Das erinnert natürlich an das Konzert im November beim Rolling Stone Beach Festival, wo Dirk von Lowtzow, Bassist Jan Müller, Schlagzeuger Arne Zank und Gitarrist Rick McPhail ebenfalls in den Hamburger Jahren schwelgten. Also nochmal zurück zu „Digital ist besser“, „Drüben auf dem Hügel“ und „Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“.

Nun, die Jugend von damals ist wie die Tocos älter geworden, aber noch immer jubelt sie die „Hits“ der Tocotronic-Frühphase so ab wie früher. Die Texte werden mitgeschrien, in den ersten Reihen brechen immer wieder ausgelassene Pogo-Anwandlungen aus und einzelne Menschen lassen sich von anderen auf Händen tragen. Vielleicht 30 Jahre später auch 30 Mal gefährlicher für die eigene Gesundheit, aber wenn es Spaß macht. Tocotronic macht der Ausflug in ihre wilde Indie-Alternative-Rock-Punk- und Grunge-Zeit offensichtlich genauso viel Spaß wie dem Publikum (während der Bandvorstellung bewerfen sich von Lowtzow, Müller und Zank gar mit den zahlreichen Stofftieren).

Auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr

Immer wieder schreit Dirk von Lowtzow seinen Dank an die Fans, es ist halt, trotz des Dreiviertelumzugs der Band nach Berlin, immer noch ein Heimspiel für die stilprägende Gruppe der „Hamburger Schule“. Dirk von Lowtzow verspricht kurz vor Feierabend ein Wiedersehen im Stadtpark in einem Jahr. Das sind herrliche Aussichten auf das kommende Stadtpark-Open-Air-Jahr. Dann wohl keine ausschließlichen Hamburg Years mehr, aber wohl mit Songs des aktuellen Albums „Nie wieder Krieg“ und anderen aus den Jahren ab 2003. Und ewige Band-Klassiker wie „Let There Be Rock“, „This Boy Is Tocotronic“ oder „Hi Freaks“ werden sicherlich die Setlist zieren und die Fans genauso begeistern wie an diesem, mal wieder angenehm lauschig warmen Sommerabend im Hamburger Stadtpark. Und auf dem Heimweg überschlagen sich zahlreiche Tocotronic-Textzeilen im Kopf. Konzert-Mission erfüllt. Auf eine Neues im nächsten Jahr.

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