Sophia Kennedy live in Hamburg 2021 –

Sophia Kennedy live Hamburg 2021 Draußen im Grünen by André Itjes

Spaß ist Trumpf: Sophia Kennedy erobert während ihres Auftritts am 15.09.2021 die Hamburger Konzert-Wohlfühl-Oase „Draußen im Grünen“

Zur Prime Time um 20:15 Uhr betritt Sophia Kennedy in ihrem neuen, weißen Trademark-Outfit die Bühne. Bei ihrem vorigen Auftritt beim Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel hat sie erzählt, dass Jakobus Durstewitz das entworfen und geschneidert hat: Kennedy trägt eine weiße Bluse und eine weiße Hose mit Schlangenmotiv. Dazu: Passende Schuhe mit hohen Absätzen. Mit ihr steht der Produzent und laut Kennedy „beste Bassist der Welt“ Mense Reents mit stylischer Angler-Mütze auf der Bühne. Bekannt natürlich als Bandmitglied der Punk-Dandies Goldene Zitronen und auch als Vordenker der sog. Hamburger Schule mit der Band Stella zu seligen L’age D’or-Zeiten.

Sophia Kennedy offenbart ihr Klangspektrum

Kennedy wuchs in Baltimore (USA) auf – und kam eigentlich nach Hamburg, um an der Hochschule für Bildende Künste Film zu studieren. Das Cineastische ist vor allem in ihren Musikvideoproduktionen zu erleben. Bei „I Can See You“ aus dem aktuellen Album „Monsters“ überzeugt sie mit einer Performance, die an Leonardo Di Caprio in „The Wolf Of Wall Street“ erinnert. Gleich mit den ersten Songs offenbart Sophia Kennedy ihr gesamtes Klangspektrum: Neben dem Stagepiano kommt ein weiteres Tasteninstrument in der Bühnenmitte zum Einsatz. Reents spielt dazu Bass und ist für die Elektronik zuständig. Überzeugend ist das mit Kalimba-Samples aufwartende „I’m Looking Up“, wo Kennedy auch deutsche Textpassagen zum besten gibt: „Please give me a sign – Ich bin so allein!“ (im dazugehörigen, minimalistischen Musikvideo ist sie mit Vampirzähnen zu sehen).

Zitate

Die mittlerweile auf dem Print-Friedhof begrabene Intro schrieb bereits zum Debüt-Album: „Die Vibes der Platte ähneln denen eines vergessenen Meisterwerks aus der goldenen Ära der Songwriter-Kunst und vertragen sich mit den Kniffen und Klängen des postmodernen Pop bestens.“ und in der Pressemitteilung zum aktuellen Album „Monsters“ ist zu lesen: „Es ist noch immer Sophia Kennedy, wie wir sie lieben. Aber sie ist jetzt viele. «Monsters» ist Musik zur bipolaren Gegenwart. Ein Album, das die Fliehkräfte der Zeit nicht abwehrt, sondern in dreizehn Songs zum Tanz bittet.

Sophia Kennedy erzählt wenig

Und tatsächlich: Kennedy hat einige ekstatische Dance-Moves drauf. Manchmal springt sie aber auch auf der Bühne herum wie Kinder in einer Hüpfburg – Spaß ist Trumpf. Sie erzählt eigentlich wenig während des Auftritts, aber auf einmal wird sie gesprächig und erwähnt, dass wir immer noch „keine normale Konzertsituation“ haben. Mit den Worten „Wir müssen uns wohl noch ein wenig gedulden“ leitet sie über zu „I Can See You“, einem Stück, das durchaus zum tanzen animiert. Auch zu „Cat On My Tongue“ lässt sich vorzüglich schwofen, „Orange Tic Tac“ mutet indes orientalisch an und bei „Something Is Coming My Way“ aus dem Debüt-Album wird Schunkel-Schlager mit Reggae-Vibes kombiniert.

„Draußen im Grünen“ als Konzert-Wohlfühl-Oase

Lobend erwähnt werden muss ausdrücklich die Konzert-Location „Draußen im Grünen“, die auch kürzlich erst mit dem Hamburger Clubaward als „Bestes Open Air“ ausgezeichnet wurde. Hier ist der Sound eigentlich immer fantastisch und die Lichtsetzung ist hier sogar top notch mit viel Liebe zum Detail, was diese Konzert-Wohlfühl-Oase inmitten der öffentlichen Parkanlage Planten un Blomen bei einsetzender Dunkelheit zum Erlebnis macht!Nach ziemlich genau einer Stunde verlassen Kennedy und Reents die Bühne, lassen sich aber nicht lange bitten und kommen schnell wieder zurück, um noch ein paar Zugaben zu spielen: Bontempi-Plucker-Sounds bei „Seven Teen“, dann ein „Oldie but Goldie“, wie Kennedy selber sagt: „Dizzy Izzy“ vom Debüt-Album, eine entzückend-vertrackte, vielschichtige Komposition.

Die letzte Zugabe

Zum krönenden Abschluss dieses Abends spielt Kennedy um etwa halb Zehn die “Version von einem Stück“, weil sie keine Songs mehr hat. Wir hören also erneut „I Can See You“, diesmal in der Piano-Solo-Variante. Und ganz ehrlich: In diesen Momenten ist Kennedy immer am stärksten – da kommt ihre krass-gute und einzigartige Stimme am besten zur Geltung. Und Piano-Spielen, das kann sie auch. Dennoch: Die Musik von Sophia Kennedy schreit geradezu nach einer größeren Inszenierung: In kompletter Bandbesetzung oder gar mit Klassik-Ensemble in der Elbphilharmonie.

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