Mando Diao live in Hamburg 2017- Konzertreview

 

Ausgelassene Rock’n’Roll-Stimmung

Nach Konzerten in Dortmund, Berlin und Köln machte die schwedische Band Mando Diao auf ihrer „Good Times“-Tour am 25.11.2017 Station in Hamburg. In der gut gefüllten Alsterdorfer Sporthalle war das Quintett von Beginn an präsent und brachte die Fans ordentlich in Schwitzen. Mit dem Abschied von Gustav Norén mussten Mando Diao vor zwei Jahren einen herben Schlag einstecken, von dem sie die Gruppe jedoch gut erholte und mit dem im Frühjahr veröffentlichten Album „Good Times“ an eben jene anknüpfte.

Mando Diao galoppierten durch ihre 105 Minuten lange  und 19 Songs umfassende Setlist und gönnten sich lediglich bei „Break Us“, dem zehnten Sog des Konzertes, eine kleine Erholungsphase. Analoge Menschen freuten sich über gezückte Feuerzeuge, die für Balladenstimmung sorgten, sonst leuchten auf Konzerten ja nur noch Smartphones. Davor und danach boten Sänger und Gitarrist Björn Dixgård, Bassist Carl-Johan Fogelclou, Schlagzeuger Patrick Heikinpieti, Keyboarder Daniel Haglund und Gitarrist Jens Siverstedt eine peitschende und kreuzfidele Mischung aus Garage- und Punk-Rock mit dem charmanten Pop-Appeal der Sixties. Oder es ist es der smarte Pop-Appeal Schwedens? Wahrscheinlich beides.

Der Beginn mit „San Franzisco Bay“ war gewaltig, schnell schrie sich Frontmann Björn Dixgård mit Begrüßungs- und Stimmungsfragen in Rage, die Band gab Vollgas. „Mr. Moon“ widmete Dixgård dem am 27.11. vor 75 Jahren geborenen Wundergitarristen Jimi Hendrix, „The Band“ erklang knackig und rasend schnell, „All My Senses“ die gewohnt schöne Indie-Pop-Verheißung mit Sinn für feinste, erhabene Melodieführung und der bassdrumlastige Indie-Rock von „Dancing All The Way To Hell“ fuhr direkt in die Tanzbeine. Man muss sich einfach bewegen beim ausgelassenen Rock’n’Roll der seit knapp über 20 Jahren existierenden Mando Diao. Ein Konzert zum Abfeiern, für Band und Fans gleichermaßen.

Die kamen voll auf ihre Kosten beim aufgekratzten Punk-Rock von „Down In The Past“ und natürlich während der überwältigenden Version von „Gloria“. Mit einem irren „Gloria“-Schrei eröffnete Björn Dixgård diesen Bandklassiker, der noch immer für Gänsehautmomente sorgt, nicht nur, wenn die 4000-5000 Fans im Chor den Titelnamen lauthals singen dürfen. Der wahrscheinlich eindrucksvollste Moment des Mando Diao-Auftritts. Mit „Gloria“-Rausch hätte das Konzert eigentlich enden müssen, doch setzten die Schweden die wunderschöne Ballade „Ochrasy“ („peace and love songs are very important“, so Björn Dixgård in der Ansage) an den Schluss, die aber dort leider etwas deplatziert wirkte.

Zu den Zugaben, Björn Dixgård längst mit textilfreiem Oberkörper, spitzte sich die Dramaturgie mit dem balladesken Psychedelic-Pop von „Child“, dem groovigen „Shake“ – eine etwas zu lang geratene Bandvorstellung diente einer verdienten Selbstbeweihräucherung – und dem Finale furioso, „Dance With Somebody“ zu. Björn Dixgård hat sich da fast schon heiser geschrien („Are you ready to sing with Mando Diao?“) und ließ einige Male das Publikum den Refrain singen. Ein perfekter Abschluss für ein Mando Diao-Konzert, das viel ehrlichen und manchmal auch selbstverliebten Rock’n‘Roll bot. Und der gehört auch dazu.

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