Kurz und gut: Alben von Fruit Bats, The Tallest Man On Earth und Thomas Charlie Pedersen

Fruit Bats credit Chantal Anderson

Die Sounds & Books-Reviews zu den neuen Alben von Fruit Bats, The Tallest Man On Earth und Thomas Charlie Pedersen

von Werner Herpell

Indie-Pop, Americana und Folkrock – das ist die stilistische Klammer von drei in der Rubrik „Kurz und gut“ von Sounds & Books vorgestellten Alben, die am 14.04.2023 erscheinen: Der US-Singer-Songwriter Eric D. Johnson kehrt nach dem großen Erfolg im Promi-Trio Bonny Light Horseman zu seinem langjährigen Projekt Fruit Bats zurück, der Schwede Kristian Matsson alias The Tallest Man On Earth und sein dänischer Kollege Thomas Charlie Pedersen erweitern mit opulenter ausgestatteten Liedern ihre gewohnte Palette.

Fruit Bats: A River Running To Your Heart

Nach einer langen Zeit im

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Halbdunkel der US-Indiepop-Szene kam Eric D. Johnson zuletzt als wichtiger Teil des Trios Bonny Light Horseman (zusammen mit Sängerin Anais Mitchell und Multiinstrumentalist Josh Kaufman) dank zweier prachtvoller Folk-Platten zu unverhoffter Prominenz inklusive Grammy-Nominierung. Auf dieser Basis kehrt der 46-jährige Singer-Songwriter (einst bei The Shins) selbstbewusst zu seinem schon vor 25 Jahren gegründeten Herzensprojekt zurück. Das neue Album mit dem an Bill Callahan erinnernden Titel „A River Running To Your Heart“ ist bereits die zehnte Veröffentlichung der Fruit Bats. Und dass diese elf Tracks im Panoramic House nördlich von San Francisco produziert wurden, meint man angesichts ihres einladend freundlichen, ja sonnigen Charakters herauszuhören.

Ein Highlight ist zweifellos das zentral platzierte „It All Comes Back“, das mit üppiger Instrumentierung und traumhaft schöner Melodie glatt ein verschollenes Westcoast-Pop-Juwel aus den 70ern sein könnte. „Sick Of This Feeling“ nimmt Verbindungen zum Country-Rock von The Eagles oder The Jayhawks auf, „The Deep Well“ klingt gar wie ein butterweiches Seventies-Soul-Stück. Johnson, der als Sänger früher bisweilen etwas quäkig rüberkam, hat seine Stimme diesmal mit mit besonders viel Wärme ausgestattet, so dass einem breiteren Zuspruch für seine Fruit Bats eigentlich nichts mehr im Wege stehen sollte.

„A River Running To Your Heart“ von Fruit Bats erscheint am 14.04.2023 bei Merge Records/Cargo. (Beitragsbild: Fruit Bats von Chantal Anderson)

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The Tallest Man On Earth: Henry St.

Wer Kristian Matsson alias The Tallest Man On Earth schon live gesehen hat, der wird drei Tatsachen bestätigen können: Der Schwede ist ein begnadeter Performer, ein hochsympathischer Typ auch neben der Bühne – und mitnichten „der größte Mann der Welt“, sondern ein eher kleiner. Soviel als Einleitung zu „Henry St.“, dem ersten neuen TTMOE-Album seit Pandemiebeginn und Nachfolger von „I Love You. It’s A Fever Dream.“ (2019). Nach einer ekstatischen Solo-Tour legt Matsson kurz vor seinem 40. Geburtstag ein Band-Album vor, das sich viele von ihm gewünscht haben. Und wie er seinen Folkrock, der sich bisher an Bob Dylan orientierte, mit Hilfe renommierter Musiker wie Ryan Gustafson, CJ Camerieri, Phil Cook oder Rob Moose in eine opulentere Richtung verschiebt, ist ebenfalls sehr hörenswert.

Der Titelsong und „Goodbye (Goodbye Lonesome)“ etwa erinnern an Bright Eyes oder Villagers, andere Tracks an Van Morrison oder Glen Hansard. „Meine ganze Karriere lang war ich ein Do-it-Yourself-Mensch, meist angetrieben von dem Gefühl, dass ich nicht wusste, was ich tat, also habe ich einfach alles selbst gemacht“, sagt Matsson selbstironisch. Mit seinen Freunden schuf er nun „Klänge, die ich mir niemals hätte ausdenken oder selbst kreieren können“. Das Ergebnis ist ein weiteres starkes Werk von The Tallest Man On Earth, „weil es so viele der verschiedenen Geräusche in meinem Kopf abdeckt“.

„Henry St.“ von The Tallest Man On Earth erscheint am 14.04.2023 bei ANTI- Records.

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Thomas Charlie Pedersen: Employees Must Wash Hands

Wer sein neues Album – als dem Autor vorher völlig unbekannter Musiker – mit einer gelungenen Verbeugung vor den Beatles eröffnet, kann eigentlich nicht mehr viel falsch machen. So ein toller Einstieg gelingt dem dänischen Singer-Songwriter Thomas Charlie Pedersen mit „Yesterdays And Silly Ways“, und tatsächlich ist die Platte danach praktisch ein Selbstläufer. Drei Jahre nach dem zweiten Solo-Studiowerk hat Pedersen „Employees Must Wash Hands“ (eine Corona-Anspielung) zusammen mit seinem Bruder Daniel Pedersen produziert, der ebenfalls zur gemeinsamen Band Vinyl Floor gehört.

Nach einem pandemiebedingt sehr zurückgezogenen Songwriting-Prozess fällt der Sound hier teilweise überraschend opulent aus – in „Rains On Saturn“ etwa mit einem zarten Streicher-Arrangement, das auf den britischen Folk-Genius Nick Drake verweist. Weitere Sixtes- und Seventies-Assoziationen zu diesem rundum charmanten Album könnten Simon & Garfunkel oder Crosby Stills & Nash sein. Aber der mit einer überaus angenehmen Baritonstimme gesegnete Thomas Charlie Pedersen macht zum Glück nicht den Fehler, angesichts seiner mutmaßlichen Vorbilder auf ein eigenes Profil zu verzichten. Weitere Höhepunkte der mit insgesamt 15 Tracks durchaus abwechslungsreichen Tracklist: die erhabene Ballade „Fiddler & The Travesty“ und das berührende, wie ein Gebet angelegte Piano-Stück „Tremble And Reel“.

„Employees Must Wash Hands“ von Thomas Charlie Pedersen erscheint am 14.04.2023 bei Karmanian Records Denmark.

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