Julia Jacklin live in Hamburg 2019

Julia Jacklin live in Hamburg 2019 Molotow SkyBar by Gérard Otremba

Ein hinreißendes und euphorisierendes Julia Jacklin-Konzert

Bereits vor knapp über zwei Jahren spielte Julia Jacklin an gleicher Stelle in Hamburg. Damals hatte die australische Songwriterin ihr formidables Debütalbum „Don’t Let The Kids Win“ veröffentlicht und begeisterte mit ihrer Band das Publikum in der gut besuchten Molotow-SkyBar (Sounds & Books berichtete). Im Februar erschien nun der Nachfolger „Crushing“, der Jacklins Songwriterqualitäten auf ein noch höheres Level hob. Das hat sich auch bis nach Hamburg herumgesprochen. Die Molotow-SkyBar war am 11.04.2019 schon beim Gig von Olivia Bartley, die als Olympia den Support bestritt und mit Eigenkompositionen und Coverversion („Rock’n’Roll Suicide“, David Bowie) zu überzeugen wußte, mehr als gut gefüllt.

Eine volle Molotow-SkyBar

Kurz vor 21 Uhr, als Julia Jacklin mit ihrer vierköpfigen Band die Bühne betrat, war der erste Stock des berühmten Clubs an der Reeperbahn dann brechend voll. 80 Minuten später hat das Quintett 14 Songs gespielt und obwohl Jacklin erst zwei Platten herausgebracht hat, reichte die exquisite Songauswahl bei anderen Künstlern für ein Best-Of-Querschnitt vieler Jahre. Mit dem getragenen, dezenten, beängstigenden und  sehr schwermütigen „Body“ – auch Opener des neuen Albums “Crushing“ – begann Jacklin das Konzert, bevor ihre Band beim anschließenden „Eastwick“ am Ende mit einem ersten Crescendo auf sich aufmerksam machte. Bassist Harry Fuller, Gitarrist Blain Cunneen, Schlagzeuger Clayton Allen und Gitarristin und Keyboarderin Georgia Mulligan waren allesamt am neuen Album beteiligt, trugen Julia Jacklin aber genauso gekonnt durch die liebreizend-verträumten „Leadlight“ und „Motherland“ vom Debütalbum. Julia Jacklin bedankte sich bereits in diesem Stadium des Konzertes bei den Gästen für das langanhaltende Klatschen nach den Songs.

Eine Setlist voller Highlights

Highlight auf Highlight reihte sich in der Setlist, aber es war nicht anders zu erwarten. Eine schönere Ballade als „Don’t Know How To Keep Loving You“, in der Jacklin mit barmendem und sirenenhaftem Gesang punktete, kann man kaum schreiben. „Turn Me Down“ verwirrte ein paar Gäste mit den zwei kleinen Pausen vor und nach dem wahnsinnig pathetischen und irre nahegehenden Mittelteil, in dem Jacklin zum Steinerweichen sang. „When The Family Flies In“ nur noch mit Keyboardbegleitung von Harry Fuller und Giorgia Mulligans Backing Vocals, „Don’t Let The Kids Win“ allein an der Gitarre und alle lauschten gebannt, es war mucksmäuschenstill in der SkyBar.

Julia Jacklin und der „Crowdpleaser“

Erst nach „Good Guy“ wurde mit „You Were Right“ richtig gerockt und die Gitarrenumbaupause nach dem kleinen frühen Hit „Pool Party“ (eine Gitarrenseite Jacklins riss aufgrund ihrer „Hardcore“-Spielart) überbrückten Allen und Cunneen mit einem spontanen „Girl From Ipanema“. Zum Schluss noch die euphorisierenden „Head Alone“ und „Pressure To Party“ sowie das von Jacklin als „Crowdpleaser“ angekündigte „Hay Plain“ als Zugabe. Die Australierin hat schon einige wahrlich formvollendete Indie-Pop-Rock-Songs mit brutal schönen Arrangements komponiert. Vierzehn davon haben die Besucher des Hamburg-Konzertes erleben dürfen. Beim nächsten Hamburg-Besuch dürfte die Molotow-SkyBar für Julia Jacklin und ihre Band eine dann doch zu kleine Auftrittslocation sein. Schön, dass Jacklins Musik immer mehr Freunde findet. (Fotos von Gérard Otremba)

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