Jade Jackson live in Hamburg – Konzertreview

 

Die Thronfolgerin von Lucinda Williams

Ein gewöhnungsbedürftiger, gleichwohl willkommen früher Konzertbeginn war für den Jade Jackson-Auftritt am 07.11. in der Nochtwache im Nochtspeicher angesetzt. Für 20.15 Uhr war der Hauptact angekündigt und in Folge dessen beginnt Ellen Sundberg mit ihrem Vorprogramm pünktlich bereits um 19.30 Uhr. Die junge und sympathische schwedische Songwriterin, deren neues Album Cigarette Secrets in Deutschland am 01.12. erscheinen wird, hat es mit ihrer Single „Favorite Town“ immerhin schon zu einem Song des Tages bei Sounds & Books geschafft und gibt in Begleitung von Richard Smitt an der E-Gitarre einen kleinen Querschnitt ihres nunmehr drei Alben großen Oeuvres.

Dieses reicht vom feinfühligen Songwriter-Folk über dramatischen Desert-Folk-Rock hin zum harmonischen Folk-Pop, der in „Favorite Town“ sogar mit reduzierter Instrumentalisierung herauszuhören ist. Vor einem Jahr war sie als Support im Indra unterwegs, bald spielt sie sicherlich ihren ersten Headliner-Auftritt in Hamburg. Zum ersten Mal tritt Jade Jackson mit ihrer Band in Deutschland auf. Die Mittzwanzigerin aus Kalifornien veröffentlichte im Mai ihr ausgezeichnetes Debütalbum Gilded und mit ihren an der Platte beteiligten Musikern, Schlagzeuger Tyler Miller, Bassist Jake Vukovich und Gitarrist Andrew Rebel, ist die aparte Songwriterin auch live in Europa zu sehen.

Die Fußstapfen einer Lucinda Williams mögen groß sein aber Jade Jackson hat genügend Talent und Potential, um in diese zu treten. Jackson freut sich über die „lovely crowd for a Tuesday“, die den Weg in die Nochtwache gefunden hat und diese wird von ihr nicht enttäuscht. Mit ihren befreundeten und über einige Jahre eingespielten Bandmitgliedern (von Jackson als „a band forever“ tituliert) lässt sich die Songwriterin nicht lumpen und präsentiert alle Tracks von Gilded, zuzüglich vier neuer Songs. Jacksons Country-Folk-Rock strahlt in die Nochtwache hinein, ist aber durchzogen von traurigen Texten, von Trennung und Einsamkeit.

Der sehr gute Album-Eindruck wird live nochmal getoppt. Der Beginn mit „Aden“, „Back When“ und „Finish Line“ ist in einem angenehmen Midtempo gehalten, die Spielfreunde groß und Jade Jackson sucht früh den Kontakt zum Publikum und steigt mit ihrer halbakustischen Gitarre von der Bühne zu den Gästen. Zu den harmoniebetonten Stücken gesellen sich Country-Folk-Rock-Noir-Songs wie „Motorpsycho“ und das neue „Now Or Never“ und natürlich der dunkle Johnny Cash-Country-Rock’n’Roll bei „Troubled End“, mit famoser Gitarreneinlage von Andrew Rebel.

Die neuen Songs „Loneliness“, „Tonight“ und „Long Way Home“  fügen sich nicht nur hervorragend ins Live-Repertoire von Jade Jackson ein, sondern beweisen noch eindrücklicher ihre Nähe zu Lucinda Williams. Mit dem wunderschönen Albumtiteltrack „Gilded“ sowie der krachig-rocknrolligen Zugabe „Good Time Gone“ verabschiedet sich Jade Jackson und kann mit der Gewissheit Hamburg verlassen, wohl alle Besucher ihres Konzertes in der Nochtwache beim nächsten Auftritt in der Hansestadt wiederzusehen.

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