Carson McHone: Carousel – Albumreview

Carson McHone by Laura Hajar

Reifes Alt-Country-Songwriter-Album von Carson McHone

Bei dem Namen Carson McHone erinnert man sich gerne zurück. An das Reeperbahn-Festival 2014, um genauer zu sein. Damals trat die amerikanische Songwriterin im Rahmen des „Austin-Texas-Abends“ in der mittlerweile leider geschlossenen Hasenschaukel auf. Carson McHone gehörte zu sechs in Austin, Texas, beheimateten KünstlerInnen, die ihre Songs an jenem denkwürdigen ersten Tag des Festivals auf Hamburgs berühmter Amüsiermeile im Herzen St. Paulis vortrugen. McHones Americana-Alt-Country-Folk blieb hängen und nach dem 2015 veröffentlichten Debüt Goodluck Man, das sie als Support von Shakey Graves, Gary Clark Jr. und Joe Pug promotete, liegt nun das in den USA bereits im Oktober letzten Jahres erschienene, zweite Album Carousel vor.

Die barmende Carson McHone

Alle Genre-Freunde sollten jubilieren, denn McHone deckt die Spannweite zwischen Emmylou Harris, Lucinda Williams, Mary Chapin Carpenter und Courtney Marie Andrews ab. Mit einem Herzensbrecher-Text in „Sad“ beginnt das Album, ein sehnsüchtiger Song, Pedal Steel und Fiddle lullen einen ein und machen anschließend im Honky-Tonk-Rhythmus und im Midtempo weiter. Ein perfekter Country-Roll-Track samt barschem E-Gitarren-Teil, und ziemlich perfekt sind die nachfolgenden Songs von Carousel nicht minder. In der Ballade „Drugs“ barmt Carson McHone“ hingebungsvoll, während sie in „Lucky“ den galoppierenden Western-Twang nach 20 Sekunden abbricht und anschließend zwischen ultra-wehmütigen Strophen und euphorischen Refrains pendelt. Zur Freude aller Johnny Cash-Fans greift sie hernach in „Good Time Daddy“ zum lupenreinen Country-Rock’n’Roll.

Jazz-Piano-Ballade und Neil Young-Atmosphäre

Das von Mike McCarthy (Spoon, Patty Griffin) in Nashville aufgenommene Album glänzt mit einer typischen Alternative-Country-Sehnsucht, die häufig in traumhaft schöne Melodien gegossen wird, siehe und höre das sehr traurige „Dram Shop Girl“ sowie das wehmütige „Gentle“ (hier in einer abweichenden Version des bereits auf ihrem ersten Longplayer veröffentlichten Songs). McHone bleibt aber nicht im stur im Country-Modus verhaftet und  beeindruckt ebenfalls mit der Bar-Jazz-Piano-Ballade „How `Bout It“ sowie mit dem von akustischer Gitarre und Harmonium begleiteten Abschlusstrack „Spider Song“. Ein wenig Neil Young-Atmosphäre kann nie schaden. Reife Vorstellung.

„Carousel“ von Carson McHone erscheint am 25.01.2019 bei Loose Music / Rough Trade (Beitragsbild by Laura Hajar).

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