A Tribute To Nils Koppruch + Fink – Album Review

Die musikalische Ehrung des wunderbaren Songwriters Nils Koppruch

von Gérard Otremba

Als am Donnerstag, dem 11.10.2012 die Meldung von Nils Koppruchs Tod via Facebook die Runde machte, hielt ich diese Nachricht zunächst für einen ganz schlechten Social Media-Scherz. Der Schock, die Fassungslosigkeit, das Entsetzen und die Trauer wuchsen mit der Erkenntnis des Wahrheitsgehaltes jener vermaledeiten Mitteilung ins Unermessliche. Und noch immer ist jede Berührung mit der Musik des in Hamburg geborenen und mit nicht mal 46 Jahren verstorbenen Songwriters eine mich wahrscheinlich mein ganzes Leben lang begleitende Trauerarbeit. Jegliche Versuche, die Songs seiner Band Fink, bzw. seiner beiden Soloalben Den Teufel tun und Caruso sowie von Kid Kopphausen zu hören, endeten in den letzte beiden Jahren in einem Sturzbach aus Tränen. Dort, wo sonst Platz für Trost und Freude war, überwog nun Schmerz, Hilflosigkeit und Einsamkeit.

Das Tribute-Doppel-album und die große Werkschau

Auch das Hören der Tribute-Doppel-CD zu Ehren des so lakonischen wie poetischen Nils Koppruch rang mir eine emotionale Überwindung ab, beginnt das Album doch mit „Staub & Gold“ von Gisbert zu Knyphausen und der Kid Kopphausen Band, Nils Koppruchs letzte musikalische Wegbegleiter. All die Erinnerungen kommen wieder hoch, an das Konzert im St. Pauli-Theater gut drei Wochen vor der Schreckensnachricht seines Todes, an die Hoffnung, die Zusammenarbeit mit Gisbert zu Knyphausen möge die Musik Koppruchs einem breiterem Publikum zuträglich machen, führte er doch eher ein Nischendasein, das seinen Fähigkeiten als einer der besten, weniger bekannten deutschen Musikern, nicht entsprach. Es sollte nicht sein, doch vielleicht schafft es das Doppel-Album A Tribute To Nils Koppruch + Fink, den Fokus auf die vielen brillanten und eindrucksvollen Songs und Platten von Nils Koppruch zu legen, die zusätzlich in einer limitierten 12-CD-Werkschau-Box, mit allen bekannten Veröffentlichungen plus Buch mit Interviews sowie einer Raritäten-CD erscheinen. Beeindruckend am Tribute-Doppelalbum ist die Bandbreite der zahlreich vertretenen deutschen Künstler.

Nils Koppruch-Cover, die Lust auf die Originale verströmen

Neben Gisbert zu Knyphausen covern so bekannte Namen wie Kettcar, Fehlfarben, Olli Schulz, Johannes Oerding und Wiglaf Droste Koppruchs Stücke, weniger bekannte, aber entdeckungswürdige Acts wie Locas In Love oder Torpus & The Art Directors und etablierte Songwriter wie Bernadette La Hengst, Niels Frevert oder Tim Neuhaus. Alle Interpreten vereint die individuelle Adaption der Koppruch-Songs, und so hören wir mit New Wave, Rock, Dub-Techno, Sunshine-Pop, Country, Soul, Gospel und Indie-Pop ganz verschiede Interpretationsansätze, ein Umstand, der Nils Koppruch sicher gefallen hätte. A Tribute To Nils Koppruch + Fink ist eine mehr als runde Sache geworden, die die Erinnerung an einen der wichtigsten deutschen Musiker wieder aufleben lässt und Lust macht auf das Wiederhören mit den Vogelbetrachtungen im Winter, Loch in der Welt, Mondscheiner, Fink, Letzter September, Haiku Ambulanz und Bam Bam Bam. Nils Koppruch hat mit seiner Musik das Leben ein großes Stück weit lebenswerter gestaltet, wir werden immer an ihn denken.

„A Tribute To Nils Koppruch + Fink“ erscheint am 22.08.2014 bei Trocadero / Indigo.

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Kommentare

  • <cite class="fn">Beckmann Dipl.-Ing.</cite>

    Hallo,
    ich sah Fink bei zwei Auftritten in Karlsruhe 1997 und 2000.
    Habe auch eine signierte CD.
    Die Texte waren und sind sehr poetisch.
    Herzmuskelentzündung merkt man nicht durch schmerzen -zumindest nicht durchgehend-, sondern nur durch verminderte Leistungsfähigkeit.
    Mit freundlichem Gruß
    Jan A. Beckmann

    Ich war beim Arzt gewesen
    (Nils Koppruch, Liedtext)

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