Als Spezialisten für schräge Konzeptalben haben sich The Mountain Goats über Jahre bewährt. Diesmal geht es um eine „Jenny aus Theben“.
von Werner Herpell
Als „Rockoper über eine Frau namens Jenny, die sich eine Kawasaki kauft, um so weit wie möglich von einer Stadt wegzufahren, die sie schon zu lange auf ihren Schultern trägt“ hat John Darnielle das neue Album „Jenny From Thebes“ seiner Mountain Goats vorab beschrieben. Wer jetzt abwinkt (‚Oh je, ein Konzeptalbum, so’n aufgeblasener 70s-Prog-Mist…“) – Momentchen mal, bitte! Immerhin handelt es sich hier um eine der Bands, die den Umgang mit thematisch verbundenen Songs wirklich zu händeln weiß.
Spezialisten für angeschrägte Konzeptalben
Das haben
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The Mountain Goats schon oft bewiesen, zuletzt mit Platten über Profi-Wrestler („Beat The Champ“ von 2015), die Düster-Rock-Szene („Goths“ von 2017), ein bekanntes Rollenspiel („In League With Dragons“ von 2019) und das Buch eines französischen Historikers („Songs For Pierre Chuvin“ von 2020). Und immer schafften es die „Bergziegen“ aus Kalifornien, ihre absonderlichen Stoffe mit Witz und Stilsicherheit zu präsentieren.
„Jenny From Thebes“ macht da keine Ausnahme. Mit einer Mixtur aus Folk, Indie-Rock, Power-Pop und Gospel-Soul (diese Bläser, Streicher, Chöre!) erzählen Darnielle & Co. die wieder mal herrlich angeschrägte „Jenny aus Theben“-Story. Das neue Werk sei thematisch „eine Fortsetzung ihres beliebten Albums ‚All Hail West Texas‘ aus dem Jahr 2002“, lässt das Label Merge Records verlauten. Und identifiziert im aktuellen Sound der Mountain Goats Einflüsse des Underground-Musicals „Godspell“, des Bombast-Rock-Produzenten Jim Steinman (Meat Loaf, Céline Dion, Bonnie Tyler) und der 70er/80er-Jahre-Hitband The Cars.
The Mountain Goats – frisch und lässig
Nun gut… Man muss die behaupteten Stil-Bezüge und auch die Texte von „Jenny From Thebes“ nicht alle kennen oder unbedingt ernst nehmen – und kann dennoch viel Spaß an diesem Album haben.
Denn auch nach über 30 Jahren Band-Existenz klingt die ambitionierte Musik von Singer-Songwriter Darnielle mit den Mountain Goats derart frisch und lässig, dass man auf den Konzept-Überbau getrost verzichten kann. Obwohl: Am schönsten ist es dann doch, wenn man die Flucht-Geschichte der „Kriegerin und Diebin“ Jenny mit ihrer gelb-schwarzen Kawasaki im westlichen Texas per Textblatt nachvollzieht. Ja, so kann das auch heute noch funktionieren mit einer „Rock-Oper“.
Das Album „Jenny From Thebes“ von The Mountain Goats erscheint am 27.10.2023 bei Merge Records/Cargo. (Beitragsbild von Jackie Lee Young)
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