Fundierte Biographie über den charismatischen Ex-Led Zeppelin-Sänger Robert Plant
von Gérard Otremba
Die betrübliche Nachricht zuerst: Wer noch immer auf eine Led Zeppelin-Reunion in Form einer Welttournee spekuliert (wie Sounds & Books es in seinem nimmermüden Idealismus tut), dem wird beim Lesen des Anfangs und des Endes der Biographie Robert Plant – Ein Leben von Paul Rees jede Illusion geraubt. Nur zu deutlich wird Robert Plants Abneigung gegen sein einstiges Rock-Schlachtschiff, das in ihm alle Geister der Vergangenheit wieder aufleben lässt. Die Zusammenkunft mit Jimmy Page, John Paul Jones und Jason Bonham in der Vaterersatzrolle an den Drums im Dezember 2007 zum Gedächtniskonzert für den verstorbenen Atlantic Records-Chef Ahmet Ertegün, mit dem das Vorwort der Biographie beginnt, wird wohl für immer eine Ausnahme bleiben (von zwei halbgaren Versuchen zuvor einmal abgesehen).
Letztendlich hat Plant dem ursprünglich gar nicht als Zwei-Stunden-Konzert geplanten Event nur seinem ehemaligen Plattenboss zuliebe getan, Led Zeppelin-Songs spielt der 67-jährige britische Sänger auch im kleineren Rahmen mit seiner jeweiligen Backing Band, ohne den Ballast der erdrückenden Vergangenheit. Liest man jedoch den ausführlichen zweiten, der Karriere Led Zeppelins gewidmeten, Teil von Robert Plant – Ein Leben, erweckt der Wunsch, doch noch für einen Abend Teil im musikalischen Live-Kosmos einer der besten und wichtigsten Rockbands der Welt zu werden. Dankenswerterweise konzentriert sich der britische Musikjournalist Paul Rees in seiner von Robert Plant nicht autorisierten Biographie (obwohl der Autor diverse Gespräche mit dem Ex-Sänger von Led Zeppelin führte) auf den musikalischen Werdegang Plants und hält die berühmt-berüchtigten Exzesse der Led Zeppelin-Mitglieder im gebührenden Rahmen. Man kennt die Led Zeppelin-Geschichten über Hotelzimmerverwüstungen (bei denen sich John Bonham ganz besonders hervorgetan hat), Groupies und Drogen nur allzu gut, mehr intime Boulevard-Details müssen nicht sein.
Robert Plants Frauenverschleiß räumt Rees genügend Platz ein, nur keine Angst. Wesentlich wichtiger jedoch ist die Rezeption der Led Zeppelin-Alben, ihrer Konzerte, des rasanten Aufstiegs zu der Super-Rock-Gruppe der 70er Jahre schlechthin, sowie der langsamen, in vielen Gründen liegende Implosion der Band. Dass Robert Plant trotz einiger überaus mediokrer Post-Led-Zeppelin-Phasen wesentlich präsenter in der Musikbranche blieb als Jimmy Page, hat er sicherlich seinem Entschluss zu verdanken, mit Led Zeppelin abgeschlossen zu haben. Für seine Biographie sprach Rees mit zahlreichen Lebensabschnittsgefährten Plants. So liest man eine fundierte Biographie, die das Charisma einer lebenden Rock-Legende ohne Überhöhung perfekt einfängt.
Paul Rees: „Robert Plant – Ein Leben“, Edel, übersetzt von Sonja Kerkhoffs und Harriet Fricke, Hardcover, 978-3-8419-0373-0, 22,95 €.