Mick Wall: AC/DC – Die Bandgeschichte

Eine ausführliche, detaillierte und spannende AC/DC-Biographie

von Gérard Otremba

Die Biographie AC/DC –Die Bandgeschichte von Mick Wall liest sich wie ein Roman. Der englische Musikjournalist und Radiomoderator Mick Wall dringt mit seiner Band-Biographie tief in den AC/DC-Kosmos ein und lässt uns auf über 500 Seiten daran teilhaben. Abenteuerlich genug ist die Geschichte der australischen Rockformation AC/DC, um daraus einen Roman zu spinnen. Besonders in den 70er Jahren, als Bon Scott als Sänger und Frontmann in Erscheinung trat.

Die Youngs als Clanbrüder

Mick Wall, der für zahlreiche bekannte Zeitschriften und Zeitungen schrieb, darunter für Sounds, Metal Hammer, Classic Rock Magazine und The Times, kommt dem Roman-Genre sehr nah. Nicht das Erfundene lässt den 1958 geborenen Wall romanhaft werden, sondern die rauschhafte Steilvorlage aus Sex, Drugs and Rock’n’Roll, Tod und anderen Verrücktheiten, die Bon Scott und Malcolm und Angus Young Mick Wall offerieren. Für dieses Buch ließen sich die Young-Brüder nicht eigens interviewen, was nach dem Lesen von AC/DC – Die Bandgeschichte nicht wirklich verwundert, bauen sich die beiden Gitarristen gemeinsam mit ihrem älteren Bruder und Produzenten George, der es mit seiner Band Easybeats in den 60ern zu Ruhm und Ehre brachte (bekannter Welthit: „Friday On My Mind“) ein eigenes Refugium, das für Außenstehende nur schwer zu erobern ist. Ein typischer schottischer Clan, die Young-Brüder wuchsen am Stadtrand von Glasgow auf und siedelten 1963 mit ihrer Familie nach Australien um, bei dem der 1953 geborene Malcolm das Sagen hat. Ältere Interviews mit den Bandmitgliedern, aktuelle mit ehemaligen AC/DC-Weggefährten sowie die nötige Recherche bilden den Kern der Biographie, die die Young-Brothers als nicht unbedingt die sympathischsten Musiker des Rock’n‘Roll-Zirkus zeichnet. Schon in der Kindheit und Jugend fielen beide als „wilde Rabauken“ auf, besonders Angus musste durch das Fäusteschwingen seinen offensichtlichen Größen-Minderwertigkeitskomplex kompensieren.

Angus Young als Peter Pan und Malcolm Young als Kapitän Hook

Angus Young hat sich bis zum Weltruhm durchgeboxt und mit seiner Schuluniform die kindliche Naivität erhalten. Die Karriere von AC/DC ist durchzogen von problematischen menschlichen Verhältnissen, die nicht selten von Malcolm Young mit einem rabiaten Cut beendet worden sind. Die Liste der Musiker, Manager und Bandfreunde, die Young mehr oder weniger aus Frust geschasst hat ist zu lang für diesen Artikel. Wall fasst die Charaktere der beiden Brüder passend wie folgt zusammen:

„Vielleicht, weil es das einzige Kostüm war, das ganz genau zum Ausdruck brachte, was Angus damals wirklich war: ein verwöhnter Rotzlümmel, der nie hatte erwachsen werden müssen, ein Peter Pan mit Malcolm als skrupellosem und intrigantem Kapitän Hook an seiner Seite.“

AC/DC und Bon Scott schreiben eine typische, wilde, exzentrische und exzessive Rock’n’Roll-Geschichte der 70er Jahre. Bis auf Angus Young, der sich nur an Cola und Zigaretten hielt und Drogen, sogar den obligatorischen Alkohol, verachtete, lebten alle anderen Bandmitglieder ein ungezügeltes und ausschweifendes Leben. Bon Scott vorne weg, dem die Mischung aus Alkohol und Heroin letztendlich 1980 zum Verhängnis wurde. Ein tragisches Schicksal in doppelter Hinsicht, waren AC/DC mit dem kurz zuvor veröffentlichten Album Highway To Hell just dabei, den internationalen Durchbruch zu schaffen, ihr Leadsänger bekam davon nichts mehr mit. Eine faszinierende Zeit für alle Akteure, auf die Mick Wall mit dem ausführlichsten Teil seiner jederzeit spannenden Biographie eingeht. Mit dem neuen Sänger Brian Johnson raffen sich AC/DC noch zu ihrem Rock-Monolith Back To Black, das zum erfolgreichsten Album der Bandgeschichte und eine der meistverkauften Platten der Rock-Historie mutierte.

AC/DC und ihre Rock-Klassiker

AC/DC wurde zu einem weltweiten Markennamen, die nachfolgenden schwachen Longplayer spielten keine Rolle mehr, bevor in den 90ern die Musik-Nachlassverwaltung der AC/DC-Musik begann. AC/DC wird immer wieder gerne vorgeworfen, aus einem Riff mehrere Alben gemacht zu haben, oder wie es Angus Young formuliert: „Wir bringen eigentlich jedes Jahr das gleiche Album raus – nur mit einen anderen Cover.“ Nun, einige differenzierte Nuancen sind in der Frühzeit durchaus erkennbar, und mit Hits wie „Highway To Hell“, „Hells Bells“, „Back In Black“, „Touch Too Much“, „TNT“, „High Voltage“, „It’s A Long Way To The Top (If You Wanna Rock’n’Roll)“ oder „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ hinterließen AC/DC genügend Rock-Klassiker, wer braucht da schon ein neues, mediokres Album, zumal Malcolm Young schwer erkrankt ist? Und die Quintessenz dieses Buches? Die AC/DC-Alben Highway To Hell und Back In Black gehören in jede vorzeigbare Platten/CD-Sammlung und AC/DC – Die Bandgeschichte von Mick Wall in jedes Rockmusik-Buch-Regal.

Mick Wall: „AC/DC – Die Bandgeschichte“, Edel Books, Hardcover, 978-3-8419-0259-7, 24,95 €.

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