Kurz und gut: Neue Alben von Sparks, Wendy McNeill und Eliades Ochoa

Sparks credit Munachi Osegbu

Kurz und gut: Die Sounds & Books-Reviews zu den am 26.05.2023 erscheinenden Alben von Sparks, Wendy McNeill und Eliades Ochoa

von Werner Herpell

In der heutigen Ausgabe der „Kurz und gut“-Rubrik stellt Sounds & Books die am 26.05.2023 erscheinenden neuen Alben „The Girl Is Crying In Her Latte“ von den Sparks, „First There Were Feathers“ von der Folk-Jazz-Songwriterin Wendy McNeill und „Guajiro“ vom einstigen Mitglied des Buena Vista Social Club, Eliades Ochoa, vor.

Sparks: The Girl Is Crying In Her Latte

Was in den 70ern mit dem

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Glamrock-Hit „This Town Ain’t Big Enough For Both Of Us“ begann, ist als schrägstes Brüder-Duo aller Zeiten längst in der Hochkultur angekommen: Keyboarder Ron Mael (77) und Sänger Russell Mael (74) alias Sparks können nichts mehr falsch machen mit ihrem herrlich abgedrehten Art-Pop. Auch für das 26. Studioalbum werden ihnen Kritiker und Fans zu Füßen liegen. „The Girl Is Crying In Her Latte“ (schon der Titel ist zum Niederknien) vereint wieder schrille Synthie-Fanfaren, bollernde Disco-Beats, bonbonbunte Melodien, ironische Texte und Russells manirierten, ewig jungen Diven-Gesang zu einer wilden Hyper-Pop-Mixtur.

Die Sparks knüpfen damit naht- und gnadenlos an die Spätwerke „Hippopotamus“ (2017) und „A Steady Drip, Drip, Drip“ (2020) sowie ihren Musical-Soundtrack „Annette“ (2021) an. Aktuelle Tracks wie „Not That Well-Defined“, „We Go Dancing“ oder „Take Me For A Ride“ wachsen schnell zu Highlights im Sparks-Katalog heran, Titel wie „The Mona Lisa’s Packing, Leaving Late Tonight“ oder „Gee, That Was Fun“ macht ihnen so schnell keiner nach. Das Album ist zwar keine neuerliche Wendung in dieser zuletzt durch den Dokumentarfilm „The Sparks Brothers“ von Edgar Wright geadelten Karriere – aber wieder mal ein irre kurzweiliges Vergnügen.

„The Girl Is Crying In Her Latte“ von Sparks erscheint am 26.05.2023 bei Island Records/Universal Music. (Beitragsbild: Sparks von Munachi Osegbu)

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Wendy McNeill: First There Were Feathers

Man sollte in einer Album-Review möglichst nicht die äußere Verpackung vor dem musikalischen Inhalt loben – hier muss es aber doch mal sein: Die 17 neuen Tracks der kanadischen Singer-Songwriterin Wendy McNeill werden als CD in einem äußerst liebe- und geschmackvoll gestalteten Büchlein präsentiert. Um das Glück perfekt zu machen, hält „First There Were Feathers“ auch darüber hinaus viel Schönes für aufmerksame Hörer bereit. McNeill pendelt zwischen zartem Gesang und eindringlichen, poetischen Spoken-Word-Passagen, ihr Klangbild zwischen Folk, Jazz und Ambient-Soundscapes. Die Lieder sind teilweise skizzenhaft angelegt, flanieren aber – etwa in „Swift, As One Designed For Flying“ oder „Prometheus“ – auch mal in Richtung eines üppigeren Chamber-Pops.

Die Sängerin spielt Kalimba, Celesta, Mellotron, Akkordeon, Gitarre und Synthesizer. Von ihren Mitstreitern, darunter der berühmte schwedische Jazz-Bassist Dan Berglund, sind andere eher exotische Instrumente wie Singende Säge, Marimba oder Waldhorn zu hören. Das von Wendy McNeill in Zusammenarbeit mit Ake Linton (Esbjörn Svensson Trio) produzierte Album ist nichts zum schnellen Nebenbeihören, belohnt aber mit seinen fragilen Song-Gespinsten die hiermit empfohlene Geduld und mehrere Durchläufe.

„First There Were Feathers“ von Wendy McNeill erscheint am 26.05.2023 bei Roots and Ramblers Music/Read Eye Distribution.

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Eliades Ochoa: Guajiro

Wer erinnert sich nicht an den außergewöhnlichen „Weltmusik“-Moment, als vor 25 Jahren das selbstbetitelte Debüt des Buena Vista Social Club, einer lockeren Vereinigung zumeist alter kubanischer Folk-, Jazz- und Mambo-Musiker unter der Regie von Ry Cooder, global durch die Decke ging. Einige dieser Künstler leben leider nicht mehr – das Album des BVSC-Gitarristen Eliades Ochoa deckt aber den vielfach geäußerten Wunsch nach einer Club-Neueröffnung voll ab. Der 76-Jährige ist nicht nur ein fabelhafter Sänger, sondern als Gründungsmitglied des Clubs längst eine weltweit geachtete Latin-Pop-Legende.

So begleiten ihn Ruben Blades als Co-Sänger auf „Pajarito Volo“ und Blues-Mann Charlie Musselwhite (Gitarre, Mundharmonika) auf „West“. Im schönsten unter vielen schönen Liedern des Albums, der Ballade „Creo En La Naturaleza“, ist die wunderbare Joan Wasser (Joan As Police Woman) zusammen mit Ochoa zu hören. Ein Vierteljahrhundert nach dem phänomenalen Erfolg des Buena Vista Social Club, vier eigenen Latin Grammys und einer Grammy-Nominierung für „Afrocubism“ (2010) zeigt dieser nun ebenfalls betagte Musiker sein ganzes Können. Zudem beweist „Guajiro“, wie vital und quirlig die kubanische Musikszene weiterhin ist.  

„Guajiro“ von Eliades Ochoa erscheint am 26.05.2023 bei World Circuit/BMG.

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