Helena Deland: Someone New – Albumreview

Helena Deland by Jack Bool

Ein trickreiches und beeindruckendes Indie-Dream-Pop-Debütalbum der kanadischen Songwriterin Helena Deland

Mit der vor zwei Jahren erschienenen und millionenfach gestreamten EP-Reihe „Altogether Unaccompanied“ hat sich Helena Deland schon mal nachhaltig in Szene gesetzt. Für das nun vorliegende Debütalbum „Someone New“ verzichtet die kanadische Songwriterin auf die Wiederverwertung der damaligen Veröffentlichungen und präsentiert uns nun dreizehn neue Tracks. Textlich zeugen diese Songs größtenteils von Delands veränderter Sicht auf sich selbst. Nach eigenen Angaben habe sie sich selbst lange durch einen männlichen Blick gesehen und versucht, diesem männlichen Blick möglichst gut zu gefallen, wie sie den Kollegen in der Oktober-Ausgabe des Rolling Stone verrät.

Helena Deland zwischen Beth Gibbons, Sophie Hunger und Julia Holter

Helena Deland Someone New Cover Luminelle Recordings

Die Erkenntnis verursachte eine Krise, aus der heraus sie in den letzten zwei Jahren am Debütalbum arbeitete. Das Ergebnis sind dreizehn, weitestgehend dem Dream-Pop zuzurechnenden Stücke, die von ihren minimalistischen, aber wirkungsvollen Arrangements leben. Delands Gesang bleibt meist ein gehauchter, der Sound ein sanft verhallter. Im Prinzip basieren die Tracks von „Someone New“ auf klassischem Folk, dem Helena Deland gemeinsam mit ihren Produzenten, Arrangeuren und Mitmusikern Valentin Ignat und Gabe Wax eine hypnotische Popnote übergestülpt hat. Eine mithin faszinierende und manchmal auch gespenstische. Dann kann der Deland-Sound mit einem Cello-Einsatz sehr düster in „The Walk Home“ klingen, oder mystisch-verwunschen in „Seven Hours“. Helena Deland bewegt sich in einer musikalischen Wunderwelt zwischen Beth Gibbons, Sophie Hunger und Julia Holter.

Delands Indie-Hit-Potential

„Smoking At The Gas Station“ beginnt verstörend und verwandelt sich nach wenigen Sekunden in ein schwebend-liebliches Kleinod. Im von Sounds & Books als Song des Tages vorgestellten Opener „Someone New“ ruft Deland ihr Indie-Hit-Potential ab, für das sie nicht viel mehr als einen flotten Drumbeat, eine klare E-Gitarre, dezente Keyboards und ihre verträumt-somnambule Stimme benötigt. Als nicht minder Indie-Hit-tauglich erweist sich „Lylz“, eine Ode, zum einen an eine gute Freundin, zum anderen an die französischen Komponistinnen Nadia und Lili Boulanger, die sowohl tanzbare als auch kosmische Schwingungen sendet. Doch sind „Truth Nugget“, „Dog“, „Fruit Pit“ oder „Pale“ ebenfalls teils tricky arrangierte, voller Melodieseligkeit und Poesie ausgestattete Songs. Ein beeindruckendes Debütalbum.

„Someone New“ von Helena Deland ist am 16.10.2020 bei Luminelle Recordings / Fat Possum / Membran erschienen. Beitragsbild von Jack Bool)

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