Adam Green hat ein neues Album. Die Songs darauf sind die elegantesten seiner Karriere. Und ein Statement gegen die Abhängigkeit des Menschen von der Technik
Mit der Erfindung des iPhone fing es an. „Seitdem sind die Menschen besessen von den Maschinen. Wie wenn man sich mit einem Parasiten infiziert! Wir sind wohl eine Spezies, die ihre Nachfolger selber schafft – in unserem Fall sind es die Maschinen, die wir bauen“, erklärt Adam Green das übergeordnete Thema seines neuen (Konzept-)Albums. Parallel zur Platte erscheint die Graphic Novel „War and Paradise“, in er es um einen Krieg der Menschen gegen eine Art hyperentwickelter Insekten mit künstlicher Intelligenz geht.
Adam Green und die Melodien
Adam Green widmet sich den großen Fragen unserer Zeit auf seine Art und weise. Und die ist auch nach über 20 Jahren im Business noch immer rätselhaft bezaubernd. Wie er große Songwriterkunst mit Lausbubigkeit, hohe Ambition mit lässiger Gleichgültigkeit paart, wird einfach nicht langweilig. Musikalisch legt Green in den neun neuen Songs vor, was ihn bislang ausgezeichnet hat. Zuckrige Streicher, charmantes Crooning, Chorgesänge, barockes Arrangement, Tempowechsel – und vor allem Chansonmelodien, die sich hinter denen von Scott Walker nicht verstecken müssen (man höre nur „Windes And Champagner“ oder die bei Sounds & Books als Song des Tages vorgestellte Vorabsingle „Freeze My Love“). Gäste gibt es übrigens auch. Bei “Cheating On A Stranger” ist Florence Welch von Florence And The Machine dabei. Außerdem mit von der Partie: James Richardson (MGMT) und Jonathan Rado (Foxygen).
Fernöstlicher Einschlag
Zu sagen, es hätte sich nichts geändert, wäre aber falsch. Green mag noch immer ein Kindskopf sein. Seine Musik aber ist gereift. Der Hang zum Umweg, zur Finte und zur Ironie ist einer Sehnsucht zur Eleganz gewichen. Dafür dürfte auch Arrangeur Jesse Katanski verantwortlich sein, der in mazedonischer und türkischer Musik ausgebildet ist. Greens Musik bekommt dadurch einen östlichen Einfluss, wie sich zum Beispiel wunderbar im Titelsong zeigt. Und so hört man neue Facetten eines alten Bekannten. Und vor allem die bislang rundeste Platte von Adam Green.
„Engine Of Paradise“ von Adam Green erscheint am 06.09.2019 bei 30th Century Records / AWAL. (Beitragsbild by Pete Voelker)