Mit Subterfuge gelang Lars Schmidt voriges Jahr ein Gitarrenpop-Comeback nach Maß. Nun begeistert er auch mit dem Debüt seiner Zweitband The Radio Field.
von Werner Herpell
Das Comeback-Album seiner „Erstband“ Subterfuge im März 2022 hieß „Dots“ – und es war ganz wunderbar. Nun hat Lars Schmidt die Debüt-Platte seines einstigen kleinen „Lockdown-Homerecording-Projekts“ The Radio Field mit „Don’ts & Dos“ betitelt – was irgendwie ähnlich aussieht und klingt. Auch die Musik, die der Rheinländer hier macht, ist nicht allzu weit entfernt vom Sound seiner bereits 1991 gegründeten, heiß geliebten Düsseldorfer Indiepop-Truppe. Soll heißen: ebenfalls ganz wunderbar.
Ein „passables“ Lockdown-Projekt
The Radio Field seien inzwischen „zu einer passablen Band aus alten Bekannten
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herangewachsen: Christoph Schneider (Klee, Clayton Farlow, Soccer), Philipp Breuer (Pale) und Mark Specht (ehemals Subterfuge)“ – so stellt der unglaublich sympathische Frontmann Schmidt seine Mitstreiter vor. Und er denkt zurück an die Corona-Lockdown-Zeiten, in denen das Projekt Gestalt annahm – mit der Stilrichtung“ C86, early Creation, US College Rock“. „Manche sagen ja, man brauche nur genug Langeweile und ein Musikinstrument, um etwas Gutes zu erschaffen“, erklärt Lars Schmidt. „Ich griff mir also meine Gitarre viel häufiger als üblich… Innerhalb von ein paar Tagen kamen dabei eine Handvoll Lieder heraus.“ Bald war eine echte Band mit den oben Genannten gegründet. „Von den ersten Ideen bis zu einem Longplayer in etwas mehr als einem halben Jahr – das ist eine absolute Rekordzeit in meiner persönlichen Musikgeschichte, und das Ergebnis enthält mehr von mir selbst als jede andere Veröffentlichung davor.“
Ein klassisches Indiepop-Album
Zehn Lieder in gut 32 Minuten – „Don’ts & Dos“ ist tatsächlich ein klassisches Indiepop-Album geworden, das auch in den 60er oder 90er Jahren in solcher Kompaktheit und Melodieseligkeit hätte erscheinen können. Im Opener „Clover“ jingle-janglen die Gitarren aufs Schönste drauflos, als wenn Teenage Fanclub und die Lemonheads eine schottisch-amerikanische Allianz eingegangen wären, dazu singt Schmidt im herrlichen Harmony-Duett mit Stefanie Schrank (Locas In Love).
„Valhalla“ mixt zarte Melancholie in den drängenden, perlenden Schrammelpop des Quartetts, anschließend steuert Federica Tassano (Phantom Handshakes) für „Other One“ ihren klaren Mädchengesang bei. Ein Start nach Maß für The Radio Field. Und auch danach gibt es keine Spur von Ermüdung oder Abnutzung bei Lars Schmidt und Co. – „Don’ts & Dos“ bleibt bis zum bläserverzierten, fast hymnischen Rausschmeißer „Love“ auf hohem Niveau.
The Radio Field feiern ein Fest der feinen Melodie
So beweisen The Radio Field, dass ein an britischen und US-Vorbildern orientierter, dabei jedoch zum Glück nie epigonaler Gitarrenpop durchaus auch aus Deutschland kommen kann. Dieses Album ist ein fröhliches Fest der feinen, zeitlosen Melodie, das eigentlich Millionen Hörer verdient hätte. Wie sagte Lars Schmidt voriges Jahr in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur zur Subterfuge-Reunion so schön: „Nicht umsonst endet jedes unserer Konzerte mit dem Satz ‚Lang lebe Popmusik‘.“ Gutes Motto – Ziel erreicht. Und gern mehr davon.
Das Album „Don’ts & Dos“ von The Radio Field erscheint am 25.08.2023 bei Less Records/Cargo. (Beitragsbild von Suzie Kerstgens)