Tocotronic live in Hamburg 2023

Tocotronic live Hamburg 2023 Stadtpark by Gérard Otremba Sounds & Books

„Let There Be Rock“: Tocotronic nehmen ihre Fans mit auf eine zweistündige Reise durch eine 30 Jahre währende Karriere

Text und Fotos von Gérard Otremba

Beim Konzert 2022 an gleicher Stelle (Sounds & Books berichtete) versprach Dirk von Lowtzow einen nächsten Auftritt in einem Jahr im Hamburger Stadtpark. Das Versprechen haben Tocotronic gehalten und sind exakt ein Jahr später, am 19.08.2023, erneut auf dem beschaulichen Stadtpark-Open-Air-Gelände aufgetreten. Das auf den Socials im Vorfeld abgegebene Versprochen „bei bestem Wetter“ konnte das Quartett indes dann doch nicht ganz halten. Okay, warm war es den ganzen Tag in Hamburg, bis 30 Grad kletterten die Temperaturen und auch am Abend alles deutlich über 20 Grad. Doch just als es in den Abend hineinging und die Vorfreude auf Konzertabend minütlich stieg, verdunkelte sich der Himmel über Hamburg immer mehr und der erste Schauer erreichte den Stadtpark mitten während des Support-Gigs von Thees Uhlmann.

Thees Uhlmann als Support

Von

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sturzbachartigen Regenfällen wie bei Nile Rodgers am 31.07. blieben die knapp 3000 Besucher (darunter FC St. Pauli-Ikone Fabian Boll) dann aber doch verschont. Ein gelegentliches kleines Nass von oben wirkte schon wie eine leichte Abkühlung. Nachdem Thees Uhlmann seinen 40-minütigen Solo-Gig gewohnt witzig und inbrünstig absolviert hatte und mit Songs wie „Fünf Jahre nicht gesungen“, „Danke für die Angst“, „Ich sang die ganze Zeit von dir“ (Tomte), das dem guten Freund Marcus Wiebusch gewidmete „48 Stunden“, „Avicii“ und „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ geglänzt hat, betraten um 20 Uhr Tocotronic die Stadtpark-Open-Air-Bühne.

Dirk von Lowtzow, ließ es sich nehmen, vor dem ersten gespielten Ton schon mal allen zu danken, darunter den Fans („Ohne euch würde es die Band nicht geben“) und weil bekanntlich alles in Hamburg vor so ziemlich genau 30 Jahren seinen Anfang nahm, begannen Tocotronic mit „Die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit“, laut Dirk von Lowtzow der erste und beste Song der Band, danach hätten sie sich auflösen können.

Tocotronic-Klassiker

Nun, dankenswerterweise haben von Lowtzow, Bassist Jan Müller und Schlagzeuger Arne Zank das damals nicht getan. Einige Jahre später sogar noch Rick McPhail ins Boot geholt und noch sehr viele schöne Lieder und Platten aufgenommen. Zwei Stunden lang bot das Quartett einen Querschnitt aus seinem Schaffen, fast alle Alben wurden berücksichtigt. Neben obligatorischen Klassikern aus der Frühphase, die letztes Jahr, als Tocotronic das wegen Corona um zwei Jahre verschobene Konzert der „The Hamburg Years“-Tour nachholte, bereits auf der Setlist standen („Digital ist besser“, „Drüben auf dem Hügel“, „Die Welt kann mich nicht mehr verstehen“, „Ich verabscheue euch wegen eurer Kleinkunst zutiefst“), und Songs des aktuellen Albums „Nie wieder Krieg“ wie „Komm mit in meine freie Welt“ und „Jugend ohne Gott gegen Faschismus“ punkteten die Tocos diesmal auch mit den von mir länger nicht mehr live vernommenen „Kapitulation“, „Eure Liebe tötet mich“ und „Ich habe Stimmen gehört“.

Stadtpark, der magische Ort

Der etwas heiser klingende Dirk von Lowtzow führte wie stets nonchalant durch das Programm („Danke Hamburg! Ihr seid so süß“, „Stadtpark! Was für ein magischer Ort!“) und vor „Aber hier leben, nein danke“ und „Hi Freaks“ ließ er die Fans die Lautstärke ihres Parts bei der Ankündigung der Songs häufiger wiederholen, bis es nicht mehr wie nach Elbphilharmonie, sondern mehr nach Rote Flora klang. „Let There Be Rock“, „This Boy Is Tocotronic“  und „Neues vom Trickser“ dürfen bei einem Tocotronic-Konzert irgendwie nicht fehlen und ganz am Ende schloss sich der Setlist-Kreis mit dem unverwüstlichen „Freiburg“. Einen neuen Termin für ein Konzert im Stadtpark im nächsten Jahr nannte von Lowtzow nicht. Aber die Fans sind nun schon so lange mit dieser Band mitgegangen, wäre doch eine gute Idee, so ein jährliches Konzert im Stadtpark. Form und Spaßfaktor waren  2023 ähnlich gut ausgeprägt wie 2022. Bitte mehr davon.                          

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