Glen Hansard: This Wild Willing

Glen Hansard Rolling Stone Weekender 2017 by Gérard Otremba

Das bisher faszinierendste Glen Hansard-Album

In den Neunziger- und frühen Nuller-Jahre war Glen Hansard mit der irischen Rockband The Frames als Geheimtipp unterwegs. Der Erfolg stellte sich anschließend mit dem von ihm und der tschechischen Pianistin und Sängerin Markéta Irglová gegründeten Folk-Duo The Swell Season ein, das mit dem Film „Once“ bekannt wurde und für den dazugehörigen Soundtrack-Song „Falling Slowly“ den Oscar einheimste. 2012 dann die erste, im klassischen Singer-Songwriter-Folk-Pop gehaltene Soloplatte, und vor knapp über einem Jahr erschien Hansards drittes Werk „Between Two Shores“. Den auf diesem Album vollzogenen Wandel hin zu mehr Opulenz in den Arrangements konnte man bereits vorab während seines großartigen Auftritts beim Rolling Stone Weekender 2017 bewundern. „Between Two Shores“ war sein Best-Of aus Folk, Rock und Soul, dem er auf „This Wild Willing“ noch mehr Intensität verleiht.

Eine John Lennon-Erinnerung

Glen Hansard This Wild Willing Cover Anti Records

Glen Hansards viertes Album entstand in Paris unter Mitwirkung des iranischen Brüderpaares Khoshravesh sowie diversen langjährigen musikalischen Weggefährten wie Joe Doyle (Bass) Romy (Piano, Streicherarrangements) und Javier Mas (Spanische Gitarre). Weitere Musiker, die das Instrumentenspektrum um Saxophon, Geige, Flöte, Akkordeon und einiges mehr erweiterten, stießen hinzu. Das Album beginnt mit „I’ll Be You, Be Me“. Ein schleichend-hypnotischer Drumbeat und Glen Hansard wispert den Text wie es einst Leonard Cohen zur Meisterschaft dieser Gesangsweise gebracht hat. Langsam schleichen sich elegische Streicher ins Arrangement, bevor alles auf ein finsteres, cineastisches Finale Grande zusteuert. Ähnliches bei „Don’t Settle“. Der John-Lennon-Piano-Erinnerung („Imagine“) folgt der monumentale Orchesterüberbau.

Glen Hansard und die emotionale Achterbahnfahrt

Viel zärtlicher als die ersten 3:20 Minuten von „Fool’s Game“ kann man einen Song nicht singen und gestalten, bevor für eine Minute sämtliche Dämme brechen und anschließend der berührende Gesang der iranischen Musikerin Aida Shahghasemi einsetzt. Glen Hansard setzt auf emotionale Achterbahnfahrten innerhalb eines Songs, nach denen man sich erst mal schütteln muss, um für die nächste bereit zu sein. Der irische Songwriter findet einen faszinierenden Weg zwischen mythisch und mystisch, kreuzt Irish-Folk mit arabischen Klängen, beherrscht die Leisetreter-Nummern und den großen Pomp. Manchmal andächtig („Weight Of The World“, „Leave A Light“), manchmal gespenstisch („Race To The Bottom“, „The Closing Door“), aber immer mit dem intuitiven Gespür für besondere Melodien. Auf „This Wild Willing“ veredeln zahlreiche Musiker ein starkes Glen Hansard-Album.

„The Wild Willing“ von Glen Hansard erscheint am 12.04.2019 bei Anti-Records / Indigo (Beitragsbild: Glen Hansard by Gérard Otremba).

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