Cro: Tru. – Album Review

 

Über die Charts hinweg

Rekorde hat Cro definitiv genügend gesammelt. Beispiele gefällig? Als erster deutscher Rapper knackte er die Millionenmarke an Facebook-Fans, er war 2015 der jüngste Musiker, der je die Ehre eines MTV Unplugged bekommen hat und über eine Million Einheiten mit zwei Alben und einem Acoustic-Best-Of abzusetzen, ist gerade heutzutage ein Fabelwert. Nachdem er von 2012 bis 2015 auf der absoluten Überholspur rannte, brauchte der Panda dringend Ruhe im heimischen Studio. Cro wollte nicht einfach nur schnell ein neues Chart-Hit-Album produzieren, es wäre ihm ohne Zweifel gelungen, sondern mehr erreichen.

Mit seinem dritten Album „Tru.“ können wir nun neue, zeitgemäßere Facetten des Stuttgarter Musikers entdecken. Man hört es den Stücken an, dass sich Cro unzählige Instrumente besorgt und zum Tüfteln in seine Villa eingesperrt hat. Musikalisch sind die Beats noch verspielter und abwechslungsreicher als bisher. Mit jedem Anhören fallen neue Details wie spannende Akkordwendungen, Zitate oder nur ganz punktuell eingesetzte Effekte auf. Damit bewegt sich Cro hier deutlich näher an in Übersee gefeierten Werken wie „Coloring Book“ von Chance the Rapper, als am ihm nachgesagten 08/15-Chart-Pop.

Sounds & Books_Cro_tru._CoverJa, es sind auch Stücke wie „Fkngrt“ oder „Hi“ im typischen Schöne-Welt-Cro-Vibe auf „Tru.“. Es überwiegen aber Titel, die irgendwie mit dem typischen Bild des Panda-Rappers brechen. Nicht unbedingt, indem neue Themen aufgegriffen werden, sondern indem Cro neue Blickwinkel angeht. Zu den glücklich verträumten Liebesliedern früherer Jahre kommen nun auch Stücke über seine Fehler in Beziehungen („Noch da“) oder die vergebliche Suche nach der Traumfrau („No. 105“). War im Track „Jetzt“ auf „Melodie“ der Rückblick aufs Leben noch kitschig rosa, gehen neue Stücke wie „Baum“ oder „2kx“ das Thema emotional deutlich vielschichtiger an.

Im Zentrum des Albums steht das episch lange „Computiful“. In über zwölf Minuten besingt Cro die Liebe im Social-Media-Zeitalter und tobt sich in einem Mix aus seinem Personalstil, modernstem Rap und „Random Access Memory“ künstlerisch aus. Da trifft dann das hippe Auto-Tune auf die deutlich seltener gehörte Talk-Box. Auch wenn nicht alle Titel so aufregend gestaltet sind, liefert Cro mit „Tru.“ eine gesunde Mischung aus typischen Ohrwürmern und experimentelleren Stücken ab. Hier ist nicht mehr jeder Song ein potenzieller Chart-Hit, dafür ist es im Ganzen das beste Album seiner erfolgreichen, aber immer noch jungen Karriere.

„Tru.“ von Cro erscheint am 08.09.2017 bei Chimperator Productions.

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