Der nächste Geniestreich von The Flaming Lips
Eigentlich unglaublich, dass The Flaming Lips immer noch als Geheimtipp gehandelt werden. Die Qualität ihrer Musik würde mühelos einen Legendenstatus rechtfertigen. „American Head“ – Album Nr. 16 in der Discography der Band aus Oklahoma und der Nachfolger des bei Sounds & Books vorgestellten „King’s Mouth“ – ist ein weiterer Beleg dafür. „Will You Return When You Come Down“ eröffnet das 13 Song lange Werk und ist allein schon den Kauf wert. Verwurzelt im 70s-Rock, garniert mit Psychedelia und Pop-Harmonien klingen Wayne Coyne & Co. in diesem Song gleichzeitig frisch und klassisch. Es gibt nicht so viele Bands, die im selben Moment melancholisch und euphorisch sind. Deren Songs im Indie-Club und im Feuilleton gefeiert werden.
The Flaming Lips fahren groß auf
Dabei sind sie gar nicht um Wirkung bemüht. Ihre Musik strahlt stets eine Leichtigkeit und Lässigkeit aus. Songs wie das Chicago-eske „Flowers Of Neptune 6“ oder das samtene „Mother I’ve Taken LSD“ sind gespickt mit Raffinessen und Feinheiten. Versetzte Chöre, opulente Streicher, Glockenspiel, Fanfaren-Bläser, weichgezeichnete Synthies – das Instrumentarium ist reich. Und Überraschungen gibt es auch: In der Piano- und Streicherballade „Mother Please Don’t Be Sad“ singt Coyne mit Art Garfunkel- oder Colin Bluntstone-samtener Stimme über den Tod. Wenn dann nach rund zwei Minuten das Gitarren-Solo einsetzt, ist klar: Das hier ist ganz, ganz großer Pop.
Eine Band für ganz vorne
Insgesamt ist diese Platte für The Flaming Lips-Verhältnisse recht ruhig ausgefallen. Es dominieren Midtempo-Nummern. So ist „American Head“ eine wunderbar entspannte, aber in keinster Weise weniger aufregende Platte geworden. Das Album endet mit „My Religion Is You“. Und noch einmal zeigen die Flaming Lips, welch fantastische Songwriter sie sind. Diese Band gehört in die erste Reihe. Die allererste.
„American Head“ von The Flaming Lips erscheint am 11.09.2020 bei Bella Union / PIAS / Rough Trade. (Beitragsbild von George Salisbury)
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