Stereolab: Instant Holograms On Metal Film

Stereolab credit Joe Dilworth

Nach 15 Jahren gibt’s endlich was Neues von der britisch-französischen Avantgarde-Pop-Band Stereolab. Ein perfektes Sommeralbum, ein traumhaftes Comeback.

von Werner Herpell

Der sommerlichste Song des Jahres (was nicht unbedingt Sommer-Hit bedeutet) ist schon da – weitere Bemühungen um diesen Superlativ können also getrost eingestellt werden. Wenn Stereolab-Sängerin Laetitia Sadier mit zauberhaftem französischen Akzent ihre Lyrics zu „Melodie Is A Wound“ ins Mikrofon trällert, dazu die Keyboards mit zarten Beach-Boys-Aromen verwöhnen und die Electro-Beats butterweich wie auf einem Album der geistesverwandten High Llamas zu entspannter Bewegung in flirrender Wärme einladen – dann ist es zumindest um diesen Hörer geschehen.

Ein Meisterstück der sonnendurchfluteten Melancholie

Stereolab Instant Holograms On Metal Film Albumcover

Nach knapp fünf Minuten gönnt sich dieses Meisterstück der sonnendurchfluteten Melancholie ein paar Störgeräusche, dezentes Synth-Geblubber, Saxofon-Gehupe und zwischendurch anziehendes Tempo, um nach siebeneinhalb Minuten fulminant auszulaufen. Eine Charme-Bombe von Song. „Melodie Is A Wound“ krönt „Instant Holograms On Metal Film“, das erste Album von Stereolab seit 15 Jahren und noch dazu eines der harmonieseligsten in der 35-jährigen Geschichte dieser verdienten Avantgarde-Pop-Band um die Gründungsmitglieder Laetitia Sadier und Tim Gane.

Auch andere der insgesamt 13 Tracks nehmen sich Zeit, überschreiten wie „Immortal Hands“, „Esemplastic Creeping Eruption“ oder „Flashes From Everywhere“ deutlich die Fünf-Minuten-Marke. Was Sadier/Gane und ihre aktuellen Mitstreiter Andy Ramsay, Joe Watson und Xavi Muñoz dann an Ideen und Gimmicks in diese Stücke hineinpacken, um sie im Sinne des großen Brian Wilson zu elektro-akustischen „Pocket Symphonies“ aufzupolieren – das ist einfach immer wieder verblüffend.

Einflüsse von Krautrock bis Funk-Jazz

Auch die für den Stereolab-Sound so typischen Einflüsse von Krautrock-Motorik („Electrified Teenybop!“), Sixties-French-Pop („Le Coeur Et La Force“), Brazil/Latin („Transmuted Matter“) und Funk-Jazz („Transmuted Matter“, „If You Remember…“) klingen auf diesem prächtigen Album an. Und dann on top, ja man kann ihn gar nicht hoch genug loben: der narkotisierende Frenglish-Gesang von Laetitia Sadier, Dreh- und Angelpunkt dieser so federleicht wirkenden und dabei doch so komplexen Musik.

57 Jahre alt ist die in Vincennes bei Paris geborene Stereolab-Frontfrau inzwischen, nach diversen Solo-Unternehmungen und Kollaborationen (unter anderem mit Sean O’Hagan von den bereits erwähnten High Llamas) ist sie auf „Instant Holograms….“ mit ihren manchmal wunderbar windschiefen Vocals in der Form ihres Lebens. Und das trotz einer Long-Covid-Erkrankung vor fünf Jahren, die sie in diesem März öffentlich machte. Hoffen wir, dass dieser Rückschlag ihre Live-Termine nicht beeinträchtigt. Auf die Stereolab-Konzerte in Köln (26.05.2025, Gloria), Hamburg (28.05.2025, Grünspan), Berlin (29.05.2025, Huxleys Neue Welt), Frankfurt/Main (30.05.2025, Zoom) und München (12.06.2025, Hansa 36) darf man sich ansonsten sehr freuen.

Stereolab mit einem der Comebacks des Jahres

Das sensationell gute „Instant Holograms On Metal Film“ folgt auf „Not Music“ (2010) sowie auf remasterte und erweiterte Neuauflagen von sieben Stereolab-Alben 2019. Schon jetzt eines der Comebacks des Jahres.

 Das Album „Instant Holograms On Metal Film“ von Stereolab erscheint am 23.05.2025 bei WARP. (Beitragsbild von Joe Wilworth)

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