Cardinal Black zünden auf „Midnight At The Valencia“ kein großes Feuerwerk, sondern servieren rauen Gesang, meisterhafte Gitarren und Texte, die den Alltag schnörkellos auf den Punkt bringen. Aber mehr braucht es nicht, um im Gedächtnis zu bleiben.
von Mia Lada-Klein
Wer denkt, Wales hat außer Schafen und Regen nicht viel zu bieten, sollte dringend Cardinal Black eine Chance geben. Die walisische Rockband um Gitarrenwunder Chris Buck und Stimmgewalt Tom Hollister meldet sich mit ihrem neuen Album „Midnight At The Valencia“ zurück. Und das mit einer musikalischen Reife, die irgendwo zwischen einem Glas alten Scotch und einer schummrigen Bar liegt.
Cardinal Black und ihr sanfter Einstieg
Das Album beginnt mit „Ride Home“ – einem Song, der sich nicht einfach abspielt, sondern einen wie ein melancholischer Mitfahrer auf dem Rücksitz begleitet. Es geht um Schuld, Sehnsucht und das verflixte Gefühl, nirgendwo so richtig anzukommen. Ein sanfter Einstieg, aber genau richtig. Tom Hollisters Stimme: rauh, warm, verletzlich, irgendwie ein bisschen wie Samt mit Whiskeyflecken.
Chris Buck und die Magie von Cardinal Black
Mit „Breathe“ zieht dann erstmals der Gitarren-Nebel auf – und wer bis dahin vergessen hatte, dass Chris Buck mal als „Best New Guitarist in the World“ gehandelt wurde (selbst wenn er die Trophäe am Ende nicht bekam), der wird hier dran erinnert. Das Solo? Butterweich.
Cardinal Black und ihr „Keep On Running“
Im Anschluss daran kommt „Keep On Running“. Es ist die erste Singleauskopplung des Albums und man versteht sofort, warum. Rock trifft Blues, Gefühl trifft Gitarrensolo und das sitzt perfekt. Der Song entstand übrigens aus der realen Story eines Stalkers. Und obwohl das Thema schwer ist, trägt die Musik es mit einer düsteren Eleganz.
Mit „Morning Light“ gleitet man in eine Szene, wie gemacht für einen Indie-Film – irgendwo zwischen Barhocker, leeren Gläsern und Gesprächen, die eigentlich zu spät kommen. Ein bittersüßer Dialog in Songform, getragen von einem erneut bezaubernden Gitarrensolo.
Reduktion als Stilmittel
Die letzten Songs – „Push_Pull“, „Adeline“, „Need More Time“ und „Your Spark (Blows Me To Pieces)“ – setzen auf Reduktion. Die Energie wird runtergefahren, nicht aus Müdigkeit, sondern aus Klasse. Besonders der letzte Track überrascht: Eine Liebeserklärung, leise, verletzlich – aber nicht kitschig.
Ein Album, das nicht laut sein muss, um zu wirken
Was „Midnight At The Valencia“ so besonders macht? Es schreit nicht, es klagt nicht, es posiert nicht. Es flüstert, beobachtet, erzählt – und das auf einem musikalischen Niveau, das sich irgendwo zwischen Eric Clapton und Jeff Buckley verorten lässt. Natürlich ist das kein Album fürs Festivalbier oder den Moshpit. Aber für alle, die Musik nicht nur hören, sondern fühlen wollen – hier ist euer neuer Lieblingssoundtrack für einsame Autofahrten, durchwachte Nächte oder das nächste Glas Rotwein. Kein Hit-Feuerwerk, aber ein verdammt gutes Album, das bleibt.
Cardinal Black veröffentlichen ihr Album „Midnight At The Valencia“ am 23. Mai 2025 via Thirty Tigers. (Beitragsbild Mark Hilton)