Sechs Jahre nach ihrem Comeback-Album kehren die Shoegaze-Ikonen Slowdive mit „Everything Is Alive“ zurück
von Gérard Otremba
Es war 2017 natürlich eines der herbeigesehendsten Comebacks der Indie-Musikgeschichte. Nach über zwanzig Jahren fanden sich Slowdive für ein viertes gemeinsames, von Sounds & Books rezensiertes, selbstbetiteltes Album zusammen. Die britische Band, die in der ersten Hälfte der 90er-Jahre das Shoegaze-Genre mitbestimmte, traf sich bereits zuvor für einige Live-Auftritte, das Album in der Folge fast schon eine logische Konsequenz. Von einem „bemerkenswerte Comeback“ schrieb ich damals und es war ja auch wieder zu schön, sich dem Shoegaze-Indie-Dream-Psychedelic-Pop des aus Reading stammenden Quintetts hingeben zu dürfen.
Die unterschiedlichen Slowdive-Richtungen
Sechs weitere Jahre später haben Rachel Goswell
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und Neil Halstead (beide Gesang und Gitarre), Christian Savill (Gitarre), Nick Chaplin (Bass) und Schlagzeuger Simon Scott das fünfte Bandalbum „Everything Is Alive“ eingespielt. Wie schon auf dem Vorgänger befinden sich auch „Everything Is Alive“ acht Songs, die das Shoegaze-Genre in zahlreichen Facetten zu funkeln bringt. Zunächst arbeitete Neil Halstead als Autor und Produzent zu Hause an Demos, experimentierte mit modularen Synthesizern und stellte sich „Everything Is Alive“ ursprünglich als ein „minimaleres elektronisches Album“vor. Diese Elektronik-Idee spielt eine Rolle auf dieser Platte, aber die typischen, verhallten Gitarren bleiben im Slowdive-Fokus. „Wenn wir als Band alle damit zufrieden sind, ist das tendenziell das stärkere Material. Wir sind immer aus leicht unterschiedlichen Richtungen gekommen, und die besten Stücke sind dort, wo wir uns alle in der Mitte treffen“, sagt Halstead zu Herangehensweise der Band.
Hypnotiesierende Sounds
Der von uns zum Song des Tages gekürte, sehnsüchtige, melancholische, verträumte und popaffine Vorabtrack „Kisses“ heißt die vier Minuten lange, potentielle Indie-Hit-Single des Albums. Auch das, wenngleich etwas düstere und kosmischere „Skin In The Game“ eignet sich als Single-Auskopplung. Im Opener „Shanty“ kommen gleich zu Beginn die elektronischen Einflüsse zur Geltung, es entwickelt sich ein kosmischer Krautrock britischer Schule, spacig und hypnotisierend. Man kann sich wieder schön wegbeamen mit dem Slowdive-Sound. Verträumt, aber mit Drive in „Alife“, eher düster und zeitlupenhaft in „Andalucia Plays“ und im überwältigenden Psychedelic-Rock des abschließenden „The Slab“. Willkommen im fabelhaften wie lebendigen Slowdive-Kosmos.
„Everything Is Alive“ von Slowdive erscheint am 01.09.2023 bei Dead Oceans / Cargo Records. (Beitragsbild von Parri Thomas)