Saint Malo: Saint Malo

Saint Malo Cover Lovemonk Records

Die bretonische Stadt Saint-Malo gab dem Projekt und dem Debütalbum von Javier Jiménez Rolo den Titel. Seine musikalischen Inspirationen sind aber vielfältiger.

von Werner Herpell

Dass Saint-Malo ein zauberhaftes und stimmungsvolles Örtchen an der Nordküste der Bretagne ist, dürfte sich nicht nur unter Frankreich-Fans herumgesprochen haben. „Aufgrund ihres originalgetreu wiederaufgebauten historischen Kerns sowie ihrer Festungsanlagen“ sei die Stadt eine der meistbesuchten des Nachbarlandes, weiß Wikipedia zu berichten. Dass Saint Malo der Name eines Instrumental-Projekts des Spaniers Javier Jiménez Rolo ist, wird weniger bis gar nicht bekannt sein. Die gemeinsame Schnittmenge: Auch die Musik seines Debütalbums ist zauberhaft und stimmungsvoll.

Von Maltravieso bis Sorrento

Saint Malo Cover Lovemonk Records

Man könnte

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denken, dass Rolo direkt von der bretonischen Hafenstadt inspiriert war, als er Stücke wie „Le Pont Roulant“ oder „Promenade“ komponierte. Doch weit gefehlt – das Album ist „der Soundtrack einer Reise, die es nicht gab“, denn der Multiinstrumentalist war tatsächlich nie vor Ort, heißt es dazu überraschenderweise in der Album-PR. Zudem scheint Rolos Imagination auch in andere Himmelsrichtungen gegangen zu sein, wenn man Titel wie „Maltravieso“ (Spanien), „Le Havre“ (Normandie/Frankreich) oder „Sorrento“ (Süditalien) richtig deutet.

Lassen wir also einfach diese feine, mal fröhliche, mal melancholische Musik auf uns wirken, die Javier Jiménez Rolo hier in zwölf teilweise nur kurzen, impressionistischen Stücken ausbreitet. Im Opener „Beware Of The Dogs“ hört man im Hintergrund Grillen zirpen und Hunde bellen, während eine akustische Gitarre ganz sanft ins Kopf-Kino entführt. Dort bleibt man für die nächste gute halbe Stunde gern gefangen und lässt sich von einer Mixtur aus Neoklassik, Folk, hauchzarten Streicher-Arrangements und elektronischen Loops in Bann schlagen.

Saint Malo mit mediterranem Flair

Das erinnert dann wahlweise an die Soundtracks von Yann Tiersen und Jonny Greenwood (Radiohead), an die subtilen Klangforschungen von Nils Frahm und Max Richter, an die folkige Grandezza mancher Songs von Andrew Bird sowie die Melodieseligkeit des englischen Arthur-Jeffes-Projekts Penguin Cafe (dessen jüngstes Album „Rain Before Seven…“ hier ebenfalls sehr wohlwollend besprochen wurde). Die Tracks von Saint Malo haben zusätzlich ein warmes mediterranes Flair – zu „Fields Of Gold“, „Dolce Far Niente“ oder „Bells Of Nowhere“ etwa möchte man im Winter allzu gern auf Reisen Richtung Süden starten.

So wächst das Instrumental-Projekt Saint Malo in einer Phase des Musikjahres, die nur noch wenige VÖ-Überraschungen zu bieten hat (stattdessen jede Menge öde Weihnachts- und Best-of-Platten), schnell zu einem unerwarteten späten Highlight heran. Ein wunderschönes Album.

Das Album „Saint Malo“ von Saint Malo ist am 01.12.2023 bei Lovemonk/Cargo erschienen und auch bei Bandcamp erhältlich. (Beitragsbild: Albumcover)

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