Andrew Bird: Inside Problems – Albumreview

Andrew Bird credit David Black

Erneut ein meisterliches Album des Chicagoer Songwriters und Violinisten Andrew Bird

Vor zehn Jahren war Andrew Bird fast soweit. Fast soweit, den amerikanischen Musikmarkt zu erobern. Auf Platz 10 schaffte es sein damals veröffentlichtes Album „Break It Yourself“ in den Billboard-Charts. Hätte eigentlich so weiter gehen müssen, ging es aber nicht. An seiner weiterhin superben und immer besser werdenden Musik kann es gewiss nicht gelegen haben, dass der 1973 in Chicago geborene Songwriter fortan mit hinteren Charts-Platzierungen begnügen musste. Seine 2016 erschienene, und von Sounds & Books an dieser Stelle rezensierte Platte „Are You Serious“ hatte etliche großartige Songs und der Nachfolger „Finest Work Yet“ zeigte Bird auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Das Album war nicht nur für den Grammy nominiert, sondern eroberte auch die Spitzenposition meiner Liste der Alben des Jahres 2019.

Birds und die inneren Dämonen

Andrew Bird Inside Problems Cover Loma Vista Records

Das von Mike Viola (auch Gitarre, Bass, Backing Vocals) produzierte und von Andrew Bird und seiner Band, bestehend aus Alan Hampton (Bass, Gitarre, Backing Vocals), Abe Rounds (Drums, Percussion, Backing Vocals), Jimbo Mathus (Banjo) live aufgenommene, einige der einzigen Overdubs waren zusätzliche Vocals von Madison Cunningham, „Inside Problems“ muss sich in seiner Intensität und Faszination nicht vor seinen Vorgängern verstecken. Textlich beschäftigt sich Bird mit inneren Dämonen und wagt den Blick unter die Oberfläche mit Anspielungen auf Ikarus und Orpheus beim Opener „Underlands“. „Man weiß einfach nicht, was sich unter der Oberfläche befindet, sei es das Land, das Meer oder unsere Haut“, sagt Andrew Bird. „Man könnte vor sich hin pfeifen und Zufriedenheit ausstrahlen, während sich darunter ein wirbelndes, verdrehtes Durcheinander befindet. ‚Underlands‘ stellt ein Album vor, das sich mit dem Unsichtbaren und der Membran beschäftigt, die deine äußeren Probleme von deinen inneren trennt“, so der Meister weiter.

Andrew Bird schwelgt

Schwerer Stoff, von Bird musikalisch einmal mehr kongenial umgesetzt. Es ist alles wieder da: die Pizzicato-Geige, das Pfeifen, das Lässige, das Schräge, das Artifizielle, das Jazzige, das Sehnsüchtige, der große Songwriter-Pop. Im grandiosen wie wehmütigen Siebenminüter „Eight“ präsentiert uns Bird alles zusammen. Weitere Anspieltipps sind das soundtrackhafte, perkussive, von uns als Song des Tages vorgestellte „Automized“, das spooky mäandernde „Lone Didion“, das Lou-Reed-Velvet-Underground-hafte „The Night Before Your Birthday“ sowie der schwelgerische Closer „Never Fall Apart“. Und weil alle anderen Songs keinen Deut schlechter sind, sollte man sich das Album sowieso in seiner Ganzheit anhören. Eindeutig ein Kandidat für die Endjahresliste.

„Inside Problems“ von Andrew Bird erscheint am 03.06.2022 bei Loma Vista / Concord / Universal Music. (Beitragsbild von David Black)

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