Monta: Pacific – Albumreview

Monta by Ingo Pertramer

Britpop, der nicht von der Insel, sondern aus Deutschland kommt – das Comeback-Album von Tobias Kuhn alias Monta schafft den Spagat. Ein feines Sommer-Album mitten im Winter.

von Werner Herpell

„Es ist ein bisschen schade, dass das Album von Monta erst jetzt kommt. Denn es wäre ein so perfekter Begleiter durch den Sommer gewesen“, schrieb ein diesem Review-Schreiber wohlbekannter Musikkenner und PR-Kollege (hallo, Markus!) über „Pacific“, das Comeback des Singer-Songwriters Tobias Kuhn mit seinem hochverehrten Indiepop-Projekt. Da war es Herbst, und das Album sollte eigentlich Anfang Dezember 2023 erscheinen. Was folgte, war eine mehrwöchige VÖ-Verschiebung, und nun kommt „Pacific“ in noch kälteren und unwirtlicheren Zeiten heraus. Macht aber

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irgendwie gar nichts.

Der nächste Monta-Sommer kommt bestimmt

Monta Pacific Albumcover

Denn auch wenn man die neuen Pop-Perlen von Monta tatsächlich gern „für die guten und die verregneten Tage, die wachgelegenen Nächte und die Ohrstöpsel-Fahrradfahren ins Gegenlicht hinein“ zur Verfügung gehabt hätte – sie funktionieren ebenso gut im Winter. Und der nächste Sommer kommt ja bekanntlich ganz bestimmt. Dann sollten der Folkpop-Opener „Dragonfly“ (mit einer aufmunternden „Hurry up, Mary-Jane!“-Textzeile), der tolle Mitsing-Track „Every Little Lie Hits Before It Hurts“, das mal verträumte, mal treibende Titelstück „Pacific“ sowie das hitverdächtige, von einem Chor getragene „If The Sun Doesn’t Shine Anymore“ im Radio laufen, Streaming-Listen anführen und Badesee-Strände beschallen.

Und das sind nur die ersten vier von neun starken Liedern – „If The Sun Doesn’t Shine Anymore“ gibt’s in zwei Versionen – zwischen Euphorie (viel) und Melancholie (ein bisschen). So sehr die üppigen Refrains und Kuhns sehr angenehmer, variabler Gesang auch spontan begeistern, sind es doch die kleinen, intelligenten Details jedes einzelnen Songs, die Montas „Pacific“ zu einer besonders guten Pop-Platte machen.

Mal beatlesk, mal hymnisch

Der bildhübsche Track „Julia“ etwa klingt nicht nur vom Songtitel her beatlesk. Das herausragende „Shimmering Lights“, das hymnische „When You Know“ und den Closer „Woodframe“ hätten auch Phoenix oder The Lightning Seeds nicht besser hinkriegen können. „Chamber Pop mit allergrößtem Hall- und Vibrationsraum“ hört der oben erwähnte PR-Experte – genauso ist es.

„Pacific“ ist das erste Album von Tobias Kuhn alias Monta seit „The Brilliant Masses“ von 2007 – und damit eine durchaus überraschende Rückkehr dieses Nebenprojekts von Miles, der 1992 gegründeten Würzburger Indie-Band. Zwischendurch reüssierte Kuhn als Produzent, Filmmusiker und Co-Autor für andere Acts (unter anderem Udo Lindenberg, Milky Chance, The Kooks, Noah Kahan, Clueso oder Feine Sahne Fischfilet). Der Monta-Mann war und ist also gut beschäftigt und nagt vermutlich nicht am Hungertuch, so dass man diese Platte nicht unter schnöde kommerziellen Aspekten beurteilen muss. Dass „Pacific“ dennoch eine so überaus melodische, zugängliche und potenziell erfolgreiche Scheibe geworden ist – umso verdienstvoller.

Das Album „Pacific“ von Monta erscheint am 26.01.2024 bei Labelmate/Awal. (Beitragsbild von Ingo Pertramer)

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