Elif live in der Batschkapp, Frankfurt 2023

Elif live Frankfurt 2023 Batschkapp by Michael Thieme Sounds & Books

Die Berliner Songwriterin Elif begeistert bei ihrem Konzert am 24.04.2023 die ausverkaufte Frankfurter Batschkapp

Text und Fotos von Michael Thieme

Ausverkauft. Das war vor einigen Monaten, als im Zuge einer Black Friday Sause die Eintrittskarten zur Tour verramscht wurden, so noch nicht absehbar. In der Zwischenzeit kam das auch von Sounds & Books besprochene, vierte Studioalbum „Endlich tut es wieder weh“ der Berliner Sängerin Elif auf den Markt, welches bis auf Platz fünf der deutschen Charts kletterte und nicht nur für eine vollgefüllte sowie sauerstoffarme Frankfurter Batschkapp sorgte, sondern auch den meisten weiteren Tourstopps einen lukrativen Abend bescherte. Sauerstoffarm? Zumindest in der Zeit, in der der Rezensent hier am oder im Fotograben verweilte, wurden vier Menschen aus den ersten Reihen gezogen

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und Backstage versorgt, teilweise bereits vor Beginn der Headliner-Show.

Elif selber unterbrach den Konzertfluss nach einem furiosen Einstiegsdoppel, bestehend aus den Plattenopenern „Endlich tut es wieder weh“ und „Bomberjacke“, um dafür zu sorgen dass ein hilfsbedürftiger Fan behandelt wurde. Lauter sowie weit rockiger als auf Platte präsentierte sich die Künstlerin als Schattenspiel hinter einem Vorhang mit Engelflügeln. Wir Fotografen durften da noch nicht ran, allerdings dürften 1000e von Handyaufnahmen davon gegenwärtig in den sozialen Medien zu finden sein.

Fayan und sein schöner DJ

Vorher allerdings gab es noch 30 Minuten lang den Opener Fayan zu bestaunen, der 2017 mit einer ersten Veröffentlichung voller Referenzen aus dem Bildungsbürgertum Akzente setzte und der nun mithilfe seines DJs Sticx (Fayan: „Applaus für meinen DJ Sticx. Wie schön sieht der eigentlich aus?“) das mehr als wohlwollende Haus rockte. Viele neue, bisher unveröffentlichte Stücke gab der Mann mit dem Triple X auf seiner linken Gesichtshälfte zu Gehör – dass Fayan analog zu vielen Hardcore-Punks deswegen ein Straight Edger ist liegt nahe und wird durch seine durch und durch Hip Hop-untypischen, nicht-toxischen Reime auch nicht widerlegt.

Ein sympathischer Start jedenfalls, mit viel Liebe für den Headliner („Elif hat gefragt ob wir  zusammen auf Tour gehen irgendwann und ich denk nur, jaja klar,und jetzt bin ich hier in Frankfurt“) sowie für das neu gewonnene Publikum („Ich küsse Eure Herzen, Frankfurt“). Weit später würde Fayan dann noch mal die Bühne stürmen, um die jüngst erschienene gemeinsame Single mit Elif zu performen, „Erinnern“. Da befanden wir uns schon auf der Zielgeraden nach 17 Stücken über die Liebe mit seinen schönsten und vor allem tragischsten Momenten, über Selbstbestimmung sowie das Zulassen eigener Gefühle.

Sakral bis deftig

Elif berichtete von der toxischen Beziehung, in der sie steckte und in der sie zu hören bekam, dass sie „nicht singen kann“. Ihr Publikum hörte von ihr dagegen: „Ihr seid gut so, wie Ihr seid“. Ihr eigen-geschriebenes Mantra „Nur mir“ folgte anschließend. Und: „Auch Wut hat seine Berechtigung“, klärte sie auf, um danach „Mein Babe“ ultra-lässig mit rasiermesserscharfen Statements zu performen, begleitet nur von einer akustischen Gitarre. Elifs Band, bestehend aus Gitarre, Bass, Schlagzeug sowie Keyboard, beherrschte das komplette Rock’n’Roll-Spektrum und ließ es mal deftig oder mal verhaltener krachen.

„Ich denk an Dich“ klang fast sakral in seiner andächtigen Stille, die nur von den Geräuschen an der Theke überlagert wurde. Pianoklänge zogen dabei an und verwandelten das Stück in einen vollendeten Tearjerker. Gänsehaut. Elf von 16 Songs des aktuellen Drehers wurden gegeben und fast komplett von den Gästen im Saal mitgesungen, doch der absolute Abriss geschah bei „Wenn ich sterbe“, der ultimativen Abrechnung mit dem Ex, an dem alles Scheiße ist (außer dem Hund). Nach 94 Minuten konnte dies in der folgenden Zugabe nur noch getoppt werden mit „Alles ist Helal“.

Elif fühlt sich wohl in Fankfurt

Beim zehn Jahre alten „Unter meiner Haut“ sorgte Elif selber für die Gitarrenuntermalung, teilweise spaßeshalber auf dem Rücken spielend. „Ich fühl mich wohl in Frankfurt“, gab sie danach zu Protokoll. Frankfurt hat sich an diesem Abend dank Elif ebenfalls sauwohl gefühlt. Danke dafür.

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