Dhani Harrison: Innerstanding

Dhani Harrison Credit Josh Giroux

Als Sohn von George Harrison hätte er es sich wohl bequemer machen können. Aber Dhani Harrison geht solo seinen ganz eigenen Weg.

von Werner Herpell

Es ist bestimmt nicht leicht, musikalischer Sohn einer Beatles-Ikone zu sein. Der weitgehend erfolglose Gitarrist James McCartney kann ein Lied davon singen, aber auch für Julian Lennon, Sean Lennon und Zac Starkey war der große Name des Fab-Four-Vaters wohl Fluch und Segen zugleich. Einen ganz eigenen, auch eigenwilligen Weg ist Dhani Harrison gegangen: einerseits treusorgender Verwalter des Erbes von George Harrison (1943-2001), andererseits zunächst anonymes Band-Mitglied von Thenewno2 und Fistful Of Mercy, erfolgreicher Soundtrack-Komponist und mutiger Solomusiker.

Ein Musiker mit Mut zum Risiko

Dhani Harrison Innerstanding Cover

Als solcher tritt er auch

___STEADY_PAYWALL___

mit dem Album „Innerstanding“ selbstbewusst ins Rampenlicht. Es zeigt einen Künstler, der etwas riskiert – selbst auf die Gefahr hin, Verehrer seines Erzeugers („Here Comes The Sun“, „Something“, „All Things Must Pass“) zu verprellen. Dhani Harrison pflegt hier eher einen mal sperrig-avantgardistischen, mal melancholischen, mal groovigen Electro-Rock, der den direkten Weg zum Ohr des Hörers gern vermeidet und vor Stimmenverfremdung („Dangerous Lies“, „La Sirena“), Voice-Samples und Sprechgesang („The Dancing Tree“) oder Industrial-Elementen („Wolves Around The City“) nicht zurückschreckt. Keine bequeme Wohlfühl-Mucke eines Beatles-Abkömmlings jedenfalls.

Für „Innerstanding“ hat sich der 45-Jährige einige hochkarätige Gäste ins Studio geholt, darunter Blur-Gitarrist Graham Coxon („New Religion“) und Sängerin Liela Moss von The Duke Spirit („Ahoy There!“). Dass Dhani Harrison als Musiker ganz eigener Güteklasse vielfältig vernetzt ist, hatte er schon früher bewiesen, bei Performances mit dem Wu-Tang Clan und U.N.K.L.E. oder Auftritten mit John McLaughlin, Annie Lennox, Pearl Jam, Nitin Sawhney, Perry Farrell, Prince und Regina Spektor. Zudem war Fistful Of Mercy (mit dem Album „As I Call You Down“ von 2010) bereits ein Star-Projekt mit Ben Harper und Joseph Arthur.

Dhani Harrison bleibt sich treu

Auf dem neuen, seinem zweiten Soloalbum nach „In///Parallel“ von 2017 werkelt der britische Multiinstrumentalist nun erneut an faszinierenden, eher düsteren Klanggemälden – auch wenn man sich manchmal etwas sonnig-opulenten Gitarren-Poprock im Sinne des väterlichen Spätwerks herbeiwünscht. Rein stimmlich ist Dhani den großen Vorbildern George Harrison und John Lennon nämlich gar nicht so unähnlich (siehe beispielsweise „Right Side Of History“ oder „Ghost Garden“). Aber letztlich bleibt sich der Sprössling eines Beatles-Genies treu, indem er den ausgetretenen Pfaden als Solomusiker eben nicht folgt. Respekt!

Das Album „Innerstanding“ von Dhani Harrison erscheint am 20.10.2023 (Vinyl am 09.02.2024) bei HOT Records/BMG. (Beitragsbild von Josh Giroux)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentar schreiben