Skizzenhaftes Destroyer-Album mit Licht und Schatten
„Alles zu gleichen Teilen Ecstasy und Terror.“ Dan Bejar wählt drastische Worte für die Beschreibung seines neuen Albums. Ganz so drastisch klingt „Have We Met“, die 13. Platte unter dem Namen Destroyer, dann aber zum Glück nicht. Zumindest nicht durchgängig. Das Album besteht aus zehn Skizzen, die Bejar für Projekte „jenseits der Musik“ erstellt und und an seinem Küchentisch aufgenommen hat. Es handelt sich also nicht um ein Band-, sondern um ein Soloprojekt. Statt echter Instrumente singt bzw. spricht Bejar seine assoziativen Texte hier über kühle Drumcomputer und breite Synthieflächen. Die Stimmung ist Moll.
Düstere Destroyer-Songs
Wer auf weitere Songs mit der „Poison Season“-Euphorie hofft, ist hier also falsch am Platz. Die meisten Tracks sind düster. Ideales Beispiel ist das Titelstück: Knapp drei Minuten lang beat- und wortlose karge Klanglandschaft. Gleiches gilt für „The Television Music Supervisor“, mehr Stimmungsbild denn Komposition. Alles ziemlich arty. Zum Glück gibt es ein paar Perlen dazwischen. Stücke wie „The Raven“, in dem Bejar mit der ihm so reich geschenkten Sehnsucht singt und endlich auch die Gitarre auspackt, zeigen die alte Klasse. Auch „The Man In Black’s Blues“ knüpft an vorherige Großtaten an und überzeugt vor allem textlich. Als Anspieltipp dient auch „It Just Doesn’t Happen“, das mit seiner Fröhlichkeit hier völlig fehl am Platz wirkt, gerade deshalb aber so viel Spaß macht. Bester Track des Albums ist aber wohl das schwelgerische „Cue Synthesizer“, das mit echter Band gespielt, hoffentlich mit auf die nächste Tour geht.
Es bleibt ein gespaltener Eindruck
Was bleibt also von dieser Platte? Insgesamt ein gespaltener Eindruck. Vieles ist unfertig geblieben, verfechtbar. Anderes zieht gerade aus seiner Skizzenhaftigkeit seinen Charme. Dass Bejar tolle Songs schreiben kann, ist hinlänglich bekannt. Mit der äußeren Form zu experimentieren, sei ihm gestattet. Und bestimmt gibt es dann beim nächsten Mal wieder die Band-Variante.
„Have We Met“ von Destroyer erscheint am 31.01.2020 bei Dead Oceans / Cargo Records. (Beitragsbild von Ted Bois)