Amos Lee: Honeysuckle Switches (The Songs Of Lucinda Williams)

Amos Lee Credit Thirty Tigers

Schon wieder ein Tribute-Album??? Wenn der US-Singer-Songwriter Amos Lee seiner Verehrung für die Kollegin Lucinda Williams Ausdruck verschafft, lohnt gleichwohl das Zuhören.

von Werner Herpell

Auch in der Bilanz dieses Musikjahres stehen wieder einige bemerkenswerte und sehr unterschiedlich angelegte Tribute-Alben: „The Endless Coloured Ways – The Songs Of Nick Drake“ zeichnete sich durch eine breite, oft risikofreudige Schar von überwiegend britischen Nachkömmlingen des 1974 gestorbenen englischen Folk-Sängers aus; „Cat Power Sings Dylan: The 1966 Royal Albert Hall Concert“ beeindruckte mit dem gefühl- und liebevollen Nachbau eines legendären Konzerts von „His Bobness“; in Kürze wird mit „Moping In Style: A Tribute To Adam Green“ (01.12.2023) ein Indiepop-Kultstar von Indiepop-Künstlern gewürdigt.

Tiefe Verbeugung vor Lucinda

Amos Lee Honeysuckle Switches Cover

Hier und jetzt soll es um eine

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besonders tiefe Verbeugung vor einer anderen Ikone gehen. Und die stammt von Amos Lee, dem inzwischen 46 Jahre alten Singer-Songwriter aus Philadelphia. Er hat sich die Country- und Folkrock-Göttin Lucinda Williams als Objekt seiner Verehrung auserkoren. Deren jüngstes Album „Stories From A Rock N Roll Heart“ von Ende Juni ist noch in guter Erinnerung, da bezaubert uns der als Ryan Anthony Massaro geborene Künstler mit einem Tribute-Werk aus tiefstem Herzen.

Zwar weicht Lee auf „Honeysuckle Switches“ nicht allzu weit vom vorgegebenen Weg ab und konzentriert sich auf die Balladen der Grande Dame des Americana-Genres. Doch sein emotionaler, gospelsouliger Folk-Gesang und die erdigen Arrangements machen aus diesen Interpretationen von zwölf wunderbaren Williams-Liedern durchaus ein Ereignis. Die Grammy-Gewinnerin hatte Lee schon in dessen Teenager-Zeit geprägt, als er ihre Songs beim Radiosender WXPN hörte. Später durfte er mit Lucinda Williams für sein Nummer-eins-Album „Mission Bell“ (2011) zusammenzuarbeiten und trat auch live mit der großen Kollegin auf. 

Lees Loblied auf die Verletzlichkeit

„Sie ist die aufrichtigste und netteste Person“, sagt Amos Lee heute. „Als jemand, der nicht immer leicht zugänglich war, öffnete ihre Verletzlichkeit mein Herz.“ Die respektvolle Verbundenheit mit Williams‘ Jahrzehnte überspannendem Werk hört man „Honeysuckle Switches“ zu jeder Sekunde an. Ob „Compassion“, „Greenville“, „Sweet Old World“ oder das Tribute-Highlight „West“ – stets schafft es der Sänger und Gitarrist, den Hörer mit seiner Begeisterung für das Fremdmaterial anzustecken (und vielleicht auch zu einer neuen Beschäftigung mit den Originalen einzuladen). Mit dem Track „Bus To Baton Rouge“ vom Williams-Meisterwerk „Essence“ (2001) endet ein aufrichtiger musikalischer Kniefall.

Amos Lee an der „Quelle der Heilung“

Amos Lee hat Lucinda Williams als „einen spirituellen Führer für mich“ bezeichnet, sie habe ihn mit ihren Liedern durch komplizierte Zeiten begleitet. Als er im vergangenen Jahr mit einem eigenen Verlust und Trauer umgehen musste, „wandte er sich den Liedern seiner Mentorin als Quelle der Heilung zu – und schuf ‚Honeysuckle Switches‘ als eine Möglichkeit, Williams dafür zu danken, dass sie ihn immer wieder durch die schwierigsten Momente des Lebens geführt hat“, wie Lees Label Thirty Tigers berichtet. „Sie hat diese Beharrlichkeit und diesen Willen in ihrer Sichtweise, sie umarmt die Traurigkeit, wird aber nie von ihr eingehüllt“, sagt der Musiker selbst dazu.

Das Album „Honeysuckle Switches (The Songs Of Lucinda Williams)“ von Amos Lee erscheint am 24.11.2023 bei Thirty Tigers/Membran digital und als Vinyl zum Record Store Black Friday, am 15.12.2023 dann auch als CD. (Beitragsbild: Pressefoto)

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