Almost Charlie: A Whisper In A World Too Loud

Almost Charlie by Kamila Ogrodowska

Ein deutsch-amerikanisches Songwriter-Duo, das über die große Entfernung perfekt harmoniert, prägt das langlebige Indie-Folkpop-Projekt Almost Charlie. Album Nummer 5 ist besonders gut gelungen.

John Lennon/Paul McCartney, Burt Bacharach/Hal David, Paul Simon/Art Garfunkel, Elton John/Bernie Taupin – es gibt in der Popgeschichte schon so einige höchst effektive Bindestrich-Partnerschaften. Da mag es etwas hoch gegriffen sein, in diesem Zusammenhang Dirk Homuth/Charlie Mason zu nennen. Aber auch ihre deutsch-amerikanische Songwriting-Partnerschaft unter dem Projektnamen Almost Charlie funktioniert nun schon seit langer Zeit hervorragend – und liefert mit dem bildhübschen Folkpop-Album „A Whisper In A World Too Loud“ ein weiteres Highlight ab.

Songwriter-Duo aus Berlin und New York

Almost Charlie A Whisper In A World Too Loud Cover Words On Music

Der Berliner Sänger, Komponist und Multiinstrumentalist Homuth macht über rund 15 Jahre mit dem New Yorker Texter Mason gemeinsame Sache. Angefangen beim Debüt „The Plural Of Yes“ von 2009 erschienen bis zum aktuellen „A Whisper…“ vier Alben, die Kritiker an die Beatles, Simon & Garfunkel, Kings Of Convenience, Nick Drake oder Teenage Fanclub erinnerten. Das neue Werk mit zwölf äußerst geschmackvoll produzierten und von Homuth sensibel vorgetragenen Liedern fällt in eine frühe Phase des Musikjahres 2023, die mit Platten von Joe Henry, Robert Forster, Andy Shauf und Ron Sexsmith allerfeinsten Singer-Songwriter-Stoff geradezu im Überfluss bereithält. Almost Charlie werden sich davon aber nicht abschrecken lassen – zu Recht.

Bacharach, Beatles, Smith, Byrds

Denn vom ultraharmonisch walzernden, im Wortsinne pfiffigen Opener „The Carousel Never Stops“ bis zum versonnenen, angejazzten Closer „Bricks“ sind hier Indiefolk-, Piano- und Barockpop-Stücke zu hören, die sich vor der starken Konkurrenz nicht verstecken müssen. Allein das im zweiten Track „Go A Little Easy“ versteckte Trompetensolo – eine schöne Hommage an den jüngst mt 94 Jahren gestorbenen Songschreiber-Genius Burt Bacharach – ist das Eintrittsgeld für den Almost-Charlie-Kosmos wert. Ebenso die Beatles-Hommage in „On The Best Day I Can’t Wait To Remember“ (diese Harmony-Vocals!), die zarte Elliott-Smith-Reminiszenz in „Hear The Leaves“ oder der saftige Jingle-Jangle-Gitarrenpop à la Byrds in „Dinosaurs“.

Almost Charlie bedienen sich nur bei den Besten

An den zahlreichen Referenznamen lässt sich schon erkennen, dass Almost Charlie – neben Dirk Homuth (Gesang, Gitarren und weitere Instrumente) noch Oded K. Dar (Klavier), Delphine Maillard/Sven Mühlbradt (Bass) und Steffen Schlosser (Schlagzeug) – ihre Einflüsse nicht verhehlen, sich aber durchweg bei den Besten bedienen. Und bei zwölf dermaßen stilvoll gespielten und pointiert getexteten Liedern vergisst man als Hörer nur zu gern, dass das Folkpop-Rad hier nicht neu erfunden wird. „A Whisper In A World Too Loud“ (schöner Albumtitel auch!) bezaubert mit Charme und Können. Eine tolle Band um ein erstaunliches Songwriter-Duo, das sich für seine strikt aufgeteilte gemeinsame Arbeit angeblich noch nie begegnet ist.

„A Whisper In A World Too Loud“ von Almost Charlie erscheint am 17.02.2023 bei Words On Music/Broken Silence. (Beitragsbild von Kamila Ogrodowska)

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