Tomberlin: At Weddings – Album Review

Tomberlin credit Philip Cosores

Fragile und bewegende Songs der amerikanischen Musikerin Tomberlin

Sarah Beth Tomberlin ist eine 23-jährige, in Jacksonville, Florida, geborene Songwriterin, die als Tochter eines Baptistenpredigers in einer streng religiösen Familie im tiefsten Süden Illinois aufwuchs. Dort entstanden auch die Songs für das Debütalbum At Weddings, die sie mit 19 zu schreiben begann und ein Jahr später fertigstellte. Mittlerweile ist sie in Kentucky wohnhaft und fand in Conor Obersts Saddle Creek Records just eine Label-Heimat, dessen Band Bright Eyes sie während einer Phase des Glaubensschwundes für sich entdeckte.

Die sakrale Stille der Tomberlin-Songs

Tomberlin At Weddings Cover Saddle Creek RecordsAt Weddings versammelt zehn Coming-Of-Age-Songs, in denen Tomberlin die richtige Ausdrucksform fand, um ihre Identität und ihren Glauben zu hinterfragen und sich auf die Suche nach der Selbstfindung zu machen. Es sind zehn zutiefst bewegende, berührende und anmutige Songs, basierend auf akustischer Gitarre oder Piano, getragen von Tomberlins klarer und beeindruckender Stimme. Eine Art sakrale Stille geht nicht nur vom Opener „Any Other Way“ (aber dort ganz besonders) aus. Sollte die religiöse Erziehung Tomberlins diese innigen und fragilen Klänge geprägt haben, hätte sie immerhin noch viel Gutes bewirkt. Man begegnet den Songs auf At Weddings voller Ehrfurcht und Demut, begleitet von einer leichten Gänsehaut und inneren Schauern. Es sind Songs, die unendlich einsam und traurig klingen, aber doch tröstlich und hoffnungsvoll, wie „You Are Here“ oder „A Video Game“.

Intensive und fragile Musik

Obwohl in ihr im von Piano und Streichern getragenen Schlüsselsong „I’m Not Scared“ die Erkenntnis „To be a woman is to be in pain“ reift, weiß Tomberlin aber auch um die Kraft der Liebe, die aus so vielen ihrer Songs herausströmt. Man höre sich das bei Sounds & Books bereits zum Song des Tages gekürte, von Schönheit strotzende „Seventeen“ als ein gutes Beispiel an. Ironische Selbstreflexion beherrscht Tomberlin ebenfalls, wenn sie (ebenfalls in „I’m Not Scared“) Zeilen wie „I look for redemption in everyone else / But funny thing is that I always hated church“ schreibt. Fast verstörend wirkt das dissonante „Selp-Help“ und gespenstisch „Untitled 2“, während der Closer „February“ nochmal die ganze Intensität und Verletzlichkeit von Tomberlins Musik auf den Punkt bringt. Egal, was noch kommt, mit At Weddings hat Tomberlin ihre Bestimmung als Musikerin gefunden. Ein begnadetes, grenzenlos gutes Debütalbum.

„At Weddings“ von Tomberlin ist am 10.08.2018 bei Saddle Creek Records / Cargo Records erschienen (Beitragsbild: Tomberlin by Philip Cosores).

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