Sting: 57th & 9th – Album Review

Der Suchende

Vor dreizehn Jahren veröffentlichte Sting mit „Sacred Love“ sein letztes Rock-Album. Dann folgte die Abkehr. Mit Ausflügen in alte Musik, Klassik und Folk suchte der 65-jährige nach seinen Wurzeln und einer neuen Identität. Ob er fündig wurde, ist nicht bekannt. Mit „57th & 9th“, seinem zwölften Solo-Album, jedenfalls besinnt sich Sting nun wieder auf seine alten Stärken. Fast zumindest. Für das Comeback hat Sting seine alten Wegbegleiter Dominic Miller (Gitarre) und Vinnie Colaiuta (Schlagzeug) sowie weitere exzellente Studiomusiker zusammengeführt. Dennoch fehlt irgendwie das Feuer, das alte Aufnahmen so ausgezeichnet hat. „I Can’t Stop Thinking About You“, „50,000“ und „Down, Down, Down“ tragen alle typische Sting-DNA, halten aber dem Vergleich mit den wirklich großen Songs des mehrfachen Grammy-Gewinners nicht Stand.

Und so plätschert diese Platte überwiegend harmlos und höhepunktarm daher. Zum Glück nicht ohne Ausnahmen: „Pretty Young Soldier“ ist atmosphärisch dicht, rhythmisch ausgetüftelt und toll gesungen. Noch besser ist „If You Can’t Love Me“, ein düsterer Song über das Erlöschen einer Liebe. Sting singt hier mit einer Verzweiflung und Wut, einem Aufbegehren und einem Fokus, die ihm schon abhanden gekommen schienen. Die feine, schlichte Ballade „The Empty Chair“ macht dann die Tür hinter einer Platte zu, die irgendwie unbefriedigend ist. Ob Songwriting, Texte oder Vortrag: Sting wirkt irgendwie gehemmt. Etwas scheint zu klemmen. Die Suche nach der neuen Identität geht weiter. „57th & 9th“ ist nach einer Kreuzung in New York benannt. An einer Kreuzung in seiner Karriere steht auch Sting.

„57th & 9th“ von Sting ist am 11.11.2016 bei Universal Music erschienen.

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