The National live in Hamburg 2022 – Konzertreview

The National live Stadtpark 2022 by Gérard Otremba

Die amerikanische Indie-Rock-Band The National gastierte zum vierten Mal im Hamburger Stadtpark und zeigte sich von ihrer besten Seite

Gern gesehene Gäste im Stadtpark sind The National inzwischen geworden. Der Gig am 13.06.2022 war nach 2010 sowie den jeweils von uns rezensierten Auftritten von 2014 und 2019 der bereits vierte der amerikanischen Indie-Rock-Band im beschaulichen Rund des Stadtpark-Open-Air-Geländes, dazwischen beehrten The National auch den großen Saal der Elbphilharmonie (Sounds & Books berichtete). So gern gesehen, dass ein neues, zu promotendes Album gar nicht mehr nötig ist für ein Konzert in Hamburgs schönster Freiluft-Arena. Knapp 4000 Besucher fanden sich bei trockenen Bedingungen, aber Temperaturen deutlich unter 20 Grad und stetig wehendem Wind für die nächste beeindruckende The-National-Show in der Millionenstadt an Elbe und Alster ein.

Courtney Barnett als Support

Den Abend eröffnete indes kurz vor 19 Uhr Courtney Barnett mit ihrer dreiköpfigen Band. Ein herausragender und namentlich vergleichsweise bekannter Support, hat die australische Musikerin mit ihren drei auch von Sounds & Books besprochenen Alben „Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit“, „Tell Me How You Really Feel“ und „Things Take Time, Take Time“ bereits in Indie-Kreisen mächtig auf sich aufmerksam gemacht. Bei ihrem gut 35-minütigen Auftritt hinterließ die 34-Jährige einen legeren, aufgeräumten und sympathischen Eindruck, mit dem sie das Publikum schnell um den Finger wickelte.

The National und die Songs ihrer Durchbruchsalben

Um 20 Uhr betrat die siebenköpfige Band um Sänger Matt Berninger die Stadtpark-Open-Air-Bühne, um die Fans 110 Minuten lang in ihre düster-traurige und doch so schöne Indie-Rock-Welt zu entführen. Die Live-Darbietung von The National konzentrierte sich im Wesentlichen auf Songs der Alben „Boxer“, „High Violet“ und „Trouble Will Find Me“, also die zwischen 2007 und 2013 veröffentlichten Durchbruchsplatten, die die Band in die Charts hievten und mit jeweils fünf Songs auf der Setlist vertreten waren. Frontmann Matt Berninger verzichtete diesmal auf seinen eigentlich obligatorischen Spaziergang durch die Besucherschar, warf aber immer wieder einen prüfenden Blick auf seine Fans und suchte bereits frühzeitig die Nähe zu den ersten Reihen. Höchst konzentriert gingen The National zu Werke, die Wechsel zwischen Balladen und treibenden Stücken funktionierte prächtig, der Sound war satt und für Stadtparkkonzerte sogar vergleichsweise laut.

Konzert-Höhepunkte

Der Einstieg mit „Don’t Swallow The Cap“, „Mistaken For Strangers“ und dem Alltime-Klassiker „Bloodbuzz Ohio“ hätte dramaturgisch nicht besser aufgebaut sein können. Nicht nur für die überbordende Stimmung war die Idee ganz stark, auf „Lemonworld“ und „Conversation 16“ noch „Apartment Story“ folgen zu lassen. Auch den Furor am Ende von „England“ mit der Dynamik von „Graceless“ zu veredeln, gehörte zu den Setlist-Höhepunkten dieses Abends. Im Zugabenteil Berninger dann völlig extrovertiert bei „Mr. November“, dem die große Party bei „Terrible Love“ folgte. Als Abschluss dann mal nicht „Vanderlyle Crybaby Geeks“, sondern das wunderschöne „About Today“. Ein gebührendes Ende des wohl besten The-National-Konzerts im Stadtpark so far.      

Unterstützen Sie Sounds & Books

Auch hinter einem Online-Magazin steckt journalistische Arbeit. Diese bieten wir bei Sounds & Books nach wie vor kostenfrei an.
Um den Zustand zukünftig ebenfalls gewährleisten zu können, bitten wir unsere Leserinnen und Leser um finanzielle Unterstützung.

Wenn Sie unsere Artikel gerne lesen, würden wir uns über einen regelmäßigen Beitrag sehr freuen.

Spenden Sie direkt über PayPal oder via Überweisung.

Herzlichen Dank!

Kommentare

  • <cite class="fn">Chris Mars</cite>

    Das Konzert war absolut großartig für mich, eine Setlist, die ich mir immer gewünscht habe. Alles Songs, die mir viel bedeuten, mich berühren, und über die letzten 15 Jahre intensiv begleitet haben.
    Als besonders angetrunken habe ich Matt Berninger diesmal gar nicht wahrgenommen, im Gegenteil, er wirkte eher vergleichsweise nüchtern und konzentriert auf mich.
    Tolle Band, schöne neue Songs, und heute schaue ich mir meine zweite Lieblingsband Wilco in Köln an, was für wunderbare Feste!

    • <cite class="fn">Gérard Otremba</cite>

      Viel Spaß bei Wilco in Köln. Sehe ich dann am Donnerstag in Frankfurt. Schöne Grüße, Gérard

      • <cite class="fn">Chris Mars</cite>

        Vielen Dank, ich wünsche Dir ebenfalls ein schönes Konzert in Frankfurt. Wilco-Auftritte sind ja entweder phänomenal (Markthalle, CCH, Elphi) oder einfach nur sehr gut (Grünspan, Große Freiheit, Laeiszhalle, Rolling Stone Weekender), freue mich auf heute Abend, Setlist aus Kopenhagen sieht vielversprechend aus.

        • <cite class="fn">Gérard Otremba</cite>

          Danke schön. Ja, Wilco-Konzerte gehören auch für mich zu den Highlights. Besonders das in der Elphi.

          • <cite class="fn">Chris Mars</cite>

            Das Konzert in Köln eben war (wieder einmal) zum Niederknien gut und hat das Publikum völlig euphorisiert. Freue Dich auf Frankfurt!

            Es gab sogar die neue Platte als „Pre-Release“ -Doppel-CD (noch ohne richtiges Cover) zu kaufen.

          • <cite class="fn">Gérard Otremba</cite>

            Klingt super. Freue mich auf das morgige Konzert.

  • <cite class="fn">Doc</cite>

    Ich fand das Konzert durchschnittlich- die Band hat konzentriert und professionell geliefert. Matt war (mal wieder) ziemlich besoffen – wo das bei früheren Auftritten ein Stimmungsgarant und bisweilen lustig war, hatten meiner Wahrnehmung nach gestern alle ein wenig Mühe ihrem betrunkenen Frontmann einen Rahmen zu geben. Gehört ja dazu bei The National, aber ich fand das schon irgendwie traurig… zwischenzeitlich wirkte es so als habe er den Text vom Bildschirm vor sich ablesen müssen. Unterm Strich etwas enttäuschend, da waren die Konzerte 2014 (Matt kämpft beim Ausflug mit der Hecke im Publikum:)) und 2019 (mit vielen Gastsängerinnen) deutlich eindrucksvoller.

    • <cite class="fn">newintruder</cite>

      In Würde sich dem Alterungsprozess stellen, auch als Frontmann einer Indie Band und mich dann ( auch älter geworden) knapp 2 Stunden mitzunehmen, hat meine Erwartungen an den Abend mehr als erfüllt. Immer dieser Blick nach hinten, früher, früher.. Ich persönlich möchte bei Konzerten keine, für immer junge Kasperpuppen, auf der Bühne, da empfehle ich ein Stones Konzert….

Kommentar schreiben