SunYears: Come Fetch My Soul!

SunYears Credit Christine Jacobsson

Unter dem Projektnamen SunYears legt Peter Morén – zu internationalem Ruhm gekommen im Schweden-Trio Peter Bjorn and John – ein in jeder Hinsicht begeisterndes Folkpop-Highlight vor.

von Werner Herpell

Das Albumcover verweist nostalgisch auf die Herkunft von Peter Morén. Das nachkolorierte Foto zeigt eine bäuerliche Szene aus dem Schweden des Jahres 1920 (mit dem später noch zu erwähnenden Opa des Musikers als kleinem Knirps ganz rechts) – und erinnert an Astrid Lindgrens „Bullerbü“-Idyll. Nostalgisch und idyllisch geht es zeitweise auch auf dem Album des bekanntesten Mitglieds von Peter Bjorn and John zu, einem Trio mit vielen Erfolgen („Young Folks“) und großem Renommee in der internationalen Musikwelt. SunYears heißt Moréns neues Projekt, und dessen Debütalbum „Come Fetch My Soul!“ gehört – soviel kann man bereits jetzt mit

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Sicherheit sagen – zu den funkelnden Folkpop-Juwelen dieses Sommers.

Ein ganz starker Auftakt…

SunYears Come Fetch My Soul! Cover Yep Roc Records

Schon der Titelsong, von Sounds & Books vor einigen Wochen als Song des Tages gewürdigt, ließ Großes für den ersten Longplayer-Auftritt von SunYears erahnen. Prächtige Vocals von Morén und Jess Williamson (deren starkes neues Album „Time Ain’t Accidental“ vom 09.06.2023 S&B vorgestellt hat), eine bezaubernde, federleicht schwebende Melodie und – immer stärker in den Vordergrund rückend – ein tolles Gitarrensolo, das an die kühnen, gleichwohl stets songorientierten Saitenkünste von Wilco-Maestro Nels Cline denken lässt.

„Ich wollte, dass die Aufnahme diesen breit angelegten, cineastischen, offenen Vibe hat, den ich in meinem Kopf gehört hatte. Und ich bekam einen verzerrten Gitarren-Sound hin, auf den ich stolz bin“, erklärt Morén in seiner spannenden Track-by-Track-Analyse. Dass er Jess Williamson bisher noch nicht einmal getroffen hat, erfährt der Leser da auch. Dem Duett hört man es nicht an – es klingt wunderbar authentisch nach großer Studio-Harmonie. Ein Hammer-Opener, der die schwedische und jede andere Sonne aufgehen lässt.

…und auch danach kein Fehltritt

Wer nun befürchtet, dass SunYears (im Kern neben Sänger/Multiinstrumentalist Morén noch Daniel Bengtsson an Gitarre, Bass und Pump Organ, Nino Keller an den Drums und Andreas Nordell am Bass) mit diesem sensationellen Auftakt ihr Pulver verschossen haben könnten, sieht sich angenehm überrascht. Denn die Band und ihre prominenten Mitstreiter schütten auch in den folgenden neun Lieder eine solche Fülle an mal fröhlich-aufgekratzten, mal wehmütig-melancholischen Melodien über dem Hörer aus, dass diesem manchmal glatt die Luft wegbleibt.

Der perfekte Sixties-Pop der Beatles, der soul-informierte Eighties-Gitarrenpop von Aztec Camera und The Housemartins (von Morén selbst als Einflüsse etwa seines Songs „Wordy“ benannt), der Psychedelic Pop von Love und deren legitimen Nachfolgern Shack, im launigen Rockabilly „Last Night I Dreamt That I Met Phil & Don“ gar (na klar) The Everly Brothers – Peter Morén bedient sich bei den Besten, aber es klingt nie epigonal, sondern immer zugleich respektvoll und eigenständig.

Moréns Texte belohnen das Hinhören

Auch textlich hat der Schwede auf seinem Quasi-Solodebüt mit SunYears viel zu bieten. So sei „Day To Day Way“ ein Lied über die notwendige Wertschätzung für das tägliche Leben mit seinen ganz banalen, guten Dingen, sagt Morén: „In die Augen deines Kindes zu schauen und nur dankbar zu sein. Die meisten von uns haben so viel, für das sie dankbar sein sollten, und motzen doch so viel rum. Ich weiß natürlich, dass ich das auch tue.“

Auf das hübsche Instrumental „Two Birds, Mid-Flight“ („Sollte in einem Film laufen – also sprecht mich an, Regisseure!“) folgt bereits der nächste Album-Höhepunkt: „Granddad’s Song“, ein Duett mit dem fabelhaften kanadischen Singer-Songwriter-Kollegen Ron Sexsmith. Hier geht es tatsächlich um Erik Axel Bogg, den weiter oben erwähnten Großvater. „Er hat mir Geschichten aus den alten Zeiten erzählt, und wir spielten zusammen Geige“, erzählt Peter Morén. „Ron ist zwar nicht mein Großvater, aber es ergab einfach perfekten Sinn, seine machtvolle Stimme meine Worte und Melodien singen zu hören, es ließ den Song schwerer wirken. Zumindest fühlt er sich jetzt wie mein großer Bruder an.“

SunYears: Ein bestens vernetzter Schwede und tolle Gäste

Ähnlich persönlich und unaufdringlich bewegend ist „A Dog’s Life“ über das unausweichliche Dem-Tod-entgegen-Altern von Moréns Hündin Esther. „Slipping Away“ pendelt zwischen Countrypop und Jazz, mit der bittersüßen Ballade „These Quiet Tunes“ orientiert sich der Songschreiber nach eigener Aussage „ein bisschen an Damon Albarns großartigem Album ‚Everyday Robots'“.

Weitere Gäste des bestens vernetzten Schweden sind Eric Johnson von Fruit Bats und Bonny Light Horseman (in besagter Everly-Brothers-Hommage) sowie Kathryn Williams, Ren Harvieu und Ed Harcourt im hymnischen Abschluss-Track „Wake Up!“. „Es war diese Spiritualität des Singens mit anderen Menschen, die ich in diese Platte einbringen wollte“, sagt der Gastgeber. „Zu sehen, wie andere Leute Musik machen, und in andere Umgebungen ein- und aufzutauchen, war wirklich inspirierend.“ Mit „Come Fetch My Soul!“, einem inspirierten und inspirierenden Album, hat sich Peter Morén alias SunYears freigeschwommen. Ganz klar: ein Kandidat für die Jahresbestenlisten.

„Come Fetch My Soul!“ von SunYears erscheint am 16.06.2023 bei YepRoc/Bertus. (Beitragsbild von Christine Jacobsson)

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