Die Sounds & Books-Reviews zu den am 09.06.2023 erscheinenden Alben von Jess Williamson, Jason Isbell und King Krule
von Gérard Otremba
Um wieder einige Alben mehr ins Programm zu hieven, gibt es heute eine weitere Ausgabe der „Kurz und gut“-Rubrik. Diesmal empfehle ich das fünfte Album der amerikanischen Songwriterin Jess Williamson, „Time Ain’t Accidental“, die neue Platte von Jason Isbell And The 400 Unit, „Weatherwavens“ sowie das neue Werk des britischen Musiker Archy Marshall, alias King Krule.
Jess Williamson: Time Ain’t Accidental
Mit „Time Ain’t Accidentel“ meldet sich die amerikanische Songwriterin drei Jahre nach ihrem ebenfalls von Sounds & Books rezensierten
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Album „Sorceress“ zurück. In der Zeit vor ihrem nunmehr fünften Longplayer machte Jess Williamson unter dem Bandnamen Plains und dem Album „I Walked With You A Ways“ gemeinsame Sache mit Katie Crutchfield (Waxahatchee). Auf „Time Ain’t Accidental“ verarbeitet Williamson eine private Trennung und die dadurch verursachte, aufgrund der Pandemie verstärkte Einsamkeit. Produziert von Brad Cook (Bon Iver), der auch Gitarren, Tasteninstrumente und Bass beisteuerte, hat Jess Williamson für „Time Ain’t Accidental“ elf neue Songs aufgenommen (und die dazugehörigen Drumparts auf ihrem Handy programmiert), die das Songwriter-Folk-Country-Genre zwischen Taylor Swift und Jewel bereichern. Die herausragenden Tracks sind das sehnsüchtige „God Is Everything“, das von S&B zum Song des Tages gekürte, sehr eingängige „Hunter“, das ruhig dahinfließende „Chasing Spirits“ sowie der wehmütige, von einem elegischen Saxophonspiel umrankte Closer „Roads“. Schöne Musik für heillose Romantiker.
„Time Ain’t Accidental“ von Jess Williamson erscheint am 09.06.2023 bei Mexican Summer / The Orchard. (Beitragsbild: Jess Williamson von Jackie Lee Young)
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Jason Isbell And The 400 Unit: Weathervanes
Längst gehört Jason Isbell zu den wichtigsten Vertretern des Americana-Genres. Der Südsataaten-Songwriter pendelt stilsicher irgendwo zwischen Jackson Browne, Tom Petty und Bruce Springsteen und bündelt mit seiner Begleitband 400 Unit Folk, Country und Rock auch auf seinem neuen Album „Weathervanes“, dem Nachfolger des 2020 veröffentlichten und von S&B besprochenen Album „Reunions“. Auch soulige R&B-Verweise wie in „Middle Of The Morning“ findet man beim ehemaligen Mitglied der Drive-By Truckers. Straighter wie eingängiger Rock in „Save The World“, ein von Streichern umflorter, zupackender Opener „Death Wish“, das hymnische „King Of Oklahoma“, ein verzückender Akustik-Country-Folk in „Strawberry Woman“ und ein von den Rolling Stones infiziertes „This Ain’t It“ heißen die Anspieltipps eines wieder einmal vorzüglichen Isbell-Albums. Und die 400 Unit sind für den Sound so viel wert, wie einst die Heartbreakers für Tom Petty.
„Weathervanes“ von Jason Isbell And The 400 Unit erscheint am 09.06.2023 bei Southeastern Records / Thirty Tigers.
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King Krule: Space Heavy
Die fünfzehn Songs seines vierten Albums „Space Heavy“ schrieb Archy Marshall, alias King Krule, zwischen 2020 und 2022, als er häufig zwischen London und Liverpool unterwegs war. Der 28-Jährige Musiker nimmt den Faden seiner bisherigen Werke auf – zuletzt erschien 2020 das von S&B vorgestellte „Man Alive!“ – und geriert sich als kaum zu fassender Hipster mit Neigung zur Exzentrik. Lou Reed wäre begeistert von Krules Lust auf Improvisation. Refrains sind für King Krule verzichtbar, schräge Saxophoneinlagen reißen die Hörer aus einer meistens schwermütigen Atmosphäre. Dass King Krule aber auch starke Melodien zu bieten hat, beweist er beim New-Wave-inspirierten „From The Swamp“, beim luftigen Folk von „Seaforth“, oder dem schwebenden „Seagirl“. Marshall komprimiert seine zwischen Jazz, Punk und Indie angelegten Experimente auf Songlauflängen von ein bis maximal vier Minuten. Immer noch ideenreich, manchmal zugänglich, häufig abstrakt. Keine Musik für ein Massenpublikum, aber trotz Sperrigkeit mächtig beeindruckend.
„Space Heavy“ von King Krule erscheint am 09.06.2023 bei XL Recordings / Beggars.
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