Pristine: The Lines We Cross – Albumreview

Pristine by Sverre Simonsen

Ein facettenreiches Rock-Album hat die norwegische Band Pristine mit „The Lines We Cross“ aufgenommen

Die norwegische Rockband Pristine meldet sich mit ihrem 6. Studioalbum „The Lines We Cross“ zurück. Auf dem ersten Track „Action, Deeds & Suffering“ wird man im Intro mit einer ordentlichen Portion Distortion begrüßt. Bereits hier hat man das Gefühl, es ist ein Live-Recording und keine Studioaufnahme. Kein Wunder. Pristine nehmen alle Basic-Tracks der Instrumente und den Gesang auf einmal auf. Gewollt und gekonnt schaffen sie so eine Atmosphäre, die an ein Livekonzert erinnert. Weiter geht es mit „Ghost With A Gun“, einem von Gitarren getriebenen Rocksong. Durchzogen von einem Riff, das sich irgendwie vertraut anfühlt, auch wenn man es noch nie vorher gehört hat. Ein klassisches Rock-Riff. In Erinnerung bleibt „Ghost With A Gun“ aufgrund eines langen Instrumentalparts, das auf Konzerten wohl einigen zu lang sein wird, während andere sich nicht daran satthören können.

The Arctic Philharmonic Orchestra und ein Liebeslied

Pristine The Lines We Cross Cover Pristine Music

„Loniest Fortune (pt. 1&2)“ ist ein fast 10-minütiger Song, der einige Überraschungen bereithält. Die erste Hälfte ist ein ruhiger, emotionaler Song, der zeigt, dass Sängerin Heidi Solheim nicht nur in den lauten Tönen, sondern auch in den ruhigen eine gute Kontrolle über ihre Stimme zu haben scheint. Es ist nicht zu überhören, wann Part 1 des Songs in Part 2 übergeht. Die Stimmung kippt und aus dem ruhigen Gesang wird plötzlich ein wütendes Instrumental. Beendet wird das Lied mit dem unverkennbaren Sound eines Gitarrenverstärkers im Leerlauf. Ein Geräusch, dass einem das Gefühl gibt, dass hier wirklich ein Live-Recording stattgefunden hat.

Ein weiterer ruhiger Song auf dem Album ist „Valencia“. Unerwarteterweise ein Liebeslied, in dem „I would marry you in Valencia“ wohl der ultimative Liebesbeweis zu sein scheint. Obwohl die Gitarre hier deutlich hörbar verzerrt ist, ist es vom Stil doch relativ weit weg von den anderen Songs auf diesem Album.

Eine Enttäuschung ist ganz klar „Carnival“. Ein Lied gemeinsam mit dem Arctic Philharmonic Orchestra, mit dem zuletzt a-ha ihr Album „True North“ aufgenommen haben. Ein über sieben Minuten langes Lied, das sich nicht wirklich zu entfalten scheint. Erst nach fünf Minuten wird es etwas größer und endlich auch symphonischer, zieht sich dann aber doch eher langweilig in die Länge.

Ein rockiges Durcheinander mit Pristine

Neben „Carnival“ wurde auch „The Devil You Know“ bereits als Single ausgekoppelt. Letzteres war eine sehr gute Entscheidung. Es ist ein rockiger Song mit ordentlich Druck dahinter, einem starken Gitarrensolo und sogar einem gewissen Ohrwurm-Charakter. Bei diesem Genre doch eher selten. Auch wenn es der letzte Song des Albums ist, so würde er sich doch ausgezeichnet als Opener für Konzerte eigenen. Die Rede ist von „Instant Conclusion Decade“. Ein wirklich episches Stück, das selbst ohne Orchester größer klingt als „Carnival“ mit Orchester. Kaum vorstellbar wir grandios „Instant Conclusion Decade“ klingen würde, wenn Pristine sich entschieden hätten, hier mit dem Orchester zu kollaborieren.

„The Lines We Cross“ ist ein gutes Album. Allerdings auch etwas durcheinander. Es scheint, als wären sich die vier Bandmitglieder nicht ganz sicher gewesen, in welche Richtung es auf diesem Album musikalisch gehen soll. Immerhin waren sie sich einig, dass es Rock mit all seinen Facetten sein sollte.

„The Line We Cross“ von Pristine erscheint am 27.01.2023 bei Pristine Music / Cargo Records. (Beitragsbild von Sverre Simonsen)

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