a-ha: True North – Albumreview

a-ha credit Stian Andersen

Die norwegischen Synth-Pop-Legenden a-ha erfinden sich auf dem Album „True North“ neu

Bereits der Einstieg in das neue Album „True North“ der norwegischen Synth-Pop-Legenden a-ha weist die Richtung, die dieses Album einschlagen wird. Das hoffnungsvolle „I’m In“, das als erste Singleauskopplung fungierte, zeigt, Synth-Pop ist hier nicht zu erwarten. Aufgenommen in einer Live-Session mit dem Arctic Philharmonic Orchestra schlägt a-ha mit diesem Album musikalisch eine völlig neue Richtung ein. Auf dem zweiten Albumtrack „Hunter In The Hills“, einer Komposition von Gitarrist Pål Waaktaar-Savoy bewegen sich a-ha plötzlich sogar auf einem Jazz-Terrain, scheinen sich dort aber eher zu verlaufen. In der zweiten, deutlich besseren, Waaktaar-Savoy Komposition auf dem Album „As If“ darf Sänger Morten Harket, der für seine berühmten „Flügel“ in der Stimme bekannt ist, in einer tieferen Tonlage singen und scheint sich dort sehr wohlzufühlen.

Starke Songwriting-Kompetenzen

a-ha True North Cover RCA Sony Music

Im Titelsong „True North“ beweist Keyboarder Magne Furuholmen, dass er es über die Jahre perfektioniert hat, starke Balladen zu schreiben, die Harket dann im richtigen Moment erlauben, auch wieder seine Flügel auszubreiten. Ähnlich verhält es sich mit „Bluest Of Blue“, das beinahe wie ein Duett zwischen Harket und Furuholmen wirkt, als Letzterer im Refrain einsteigt und in bester „Stay On These Roads“-Manier bekommt Harket zwischendurch die Chance sein Falsett zu zeigen. Als zweite Singleveröffentlichung wurde „You Have What It Takes“ ausgewählt, eine Gitarrenkomposition von Keyboarder Furuholmen (im offiziellen Musikvideo wird Gitarrist Waaktaar-Savoy vorsichtshalber so gut wie gar nicht gezeigt). Mit dem doppelstimmigen Gesang scheint das ebenfalls ein Harket & Furuholmen-Song zu sein.

Der Song „Forest For The Trees“, der den Live-Test auf der vergangenen Tour bereits bestanden hat, ist wohl Waaktaar-Savoys stärkste Komposition auf diesem Album. Er ist ein Paradebeispiel dafür, was ihn als Songwriter ausmacht. Eingängige Melodie, interessanter Text, gutes Tempo, schöne Akkordwechsel und ein gewisser Ohrwurmcharakter. Ähnlich stark ist sein grooviges „Make Me Understand“, das einem im Kopf bleibt, ob man will oder nicht. Zwei Schwachstellen des Albums sind ganz klar Furuholmens „Between The Halo And The Horn“ und Waaktaar-Savoys „Bumblebee“.

Eingängige Melodien von a-ha

Insgesamt wirkt das Album eher wie zwei Solo-Alben (Waaktaar-Savoy und Furuholmen haben je 6 Songs geschrieben), denen Morten Harket seine Stimme gegeben hat. Furuholmen hat eine ganz klare Hoffnungsbotschaft, spricht davon, immer wieder nach Hause zu finden („True North“), dass man bereits alles in sich trägt, was man braucht („You Have What It Takes“) und dass er für Person X da ist, egal was passiert („I’m In“). Währenddessen bedient Waaktaar-Savoy seine gewohnten Themen, es wird gejagt („Hunter In The Hills“), auf einem Brückengeländer gestanden („As If“) und jemand ist (selbst gewählt) einsam („Make Me Understand“). Der einzige textliche rote Faden, der sich durch beinahe ausnahmslos jedes Lied zieht, ist die Verbindung zur Natur, die wohl alle drei Norweger einfach im Blut haben.

Wer ein Synth-Pop-Album erwartet, wird hier klar enttäuscht sein. Wer allerdings eingängige Melodien, schöne Texte und Harkets Stimme erwartet, wird zufrieden sein. Wieder einmal haben sich a-ha neu erfunden und nach mittlerweile 40-jähriger Bandgeschichte bleibt die Frage, ob sie das in Zukunft noch einmal tun werden, oder ob dies jetzt ihr finales Werk war.

„True North“ von a-ha erscheint am 21.10.2022 bei RCA / Sony Music. Beitragsbild von Stian Andersen)

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Kommentare

  • <cite class="fn">Tami</cite>

    Bumblebee hat Paul für seine Schwester zum 60 Geburtstag geschrieben. Und ich finde es wunderbar. Hunter in the hill gefällt mir am besten, ich weiß gar nicht warum das immer so herunter gemacht wird.

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