Kurz und gut: Alben von Bonny Doon, J.E. Sunde und Ralfe Band

Bonny Doon by Andi Kerr

Die Sounds & Books-Reviews zu den am 16.06.2023 erscheinenden Alben von Bonny Doon, J.E. Sunde und der Ralfe Band

von Werner Herpell

Indie-Folkpop hoch drei: Sounds & Books empfiehlt in seiner Rubrik „Kurz und gut“ die am 16.06.2023 erscheinenden neuen Alben der Detroiter Band Bonny Doon (mit dem wunderbaren Titel „Let There Be Music“), des US-Amerikaners J.E. Sunde („Alice, Gloria And Jon“) und des Oxforder Singer-Songwriters Oly Ralfe mit seiner Ralfe Band („Achilles Was A Hound Dog“).

Bonny Doon: Let There Be Music

Wer könnte zu so einer Einladung als Musikfan schon Nein sagen? Wir bei Sounds & Books jedenfalls nicht, und daher kommt nach der Single „Let There Be Music“ auch das ebenso positiv auffordernd betitelte

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Album von Bonny Doon zu einer verdienten Lobeshymne. Und das, obwohl der Opener „San Francisco“ noch ein bisschen arg leichtgewichtig daherschlagert und danach auch „Naturally“ – immerhin schon mit einem sehr typischen hübschen Piano-Motiv – leicht naiv („Me and You/toi et moi“) klingt. „Wir fühlen uns wirklich von der Einfachheit angezogen. Wir versuchen immer, eine Idee auf ihre Essenz zu reduzieren“, sagt Gitarrist Bobby Colombo über das Prinzip des US-Trios.

Der Titelsong ist dann ein dermaßen bezauberndes, beschwingtes Mitsing-Folkpop-Stück, das strahlend hell die Sonne über einer Überraschungsplatte aufgehen lässt, die dieses Niveau tatsächlich bis zum Schluss hält. „You Can’t Stay The Same“ bedient sich sogar völlig unpeinlich bei Bob Dylans „Forever Young“. Die aufmunternde Grundstimmung ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Colombo und Schlagzeuger Jake Kmiecik – der dritte Mitstreiter ist Sänger Bill Lennox – schwere Krankheiten überwinden mussten. Bei Bonny Doon hat Musik also wohl wirklich heilende Kräfte – ihr neues Album könnte auch vielen Hörern durch manche Krise helfen.

„Let There Be Music“ von Bonny Doon erscheint am 16.06.2023 bei Anti-. (Beitragsbild von Andi Kerr)

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J.E. Sunde: Alice, Gloria And Jon

Auch dieser US-Singer-Songwriter – laut Discogs heißt er mit mit vollem Vornamen Jonathan Edward, kürzt sich aber immer ab – hat mit „Stop Caring“ kürzlich bereits einen Song des Tages bei Sounds & Books untergebracht. Und auch er liefert auf seinem neuen Album mit „Turn The Radio On“ einen Wohlfühl-Hit, eine Hymne aufs Radio ab, die den Indie-Folkpop-Sommer mit offenen Armen hereinlässt. „Alice, Gloria And Jon“ ist J.E. Sundes erster Longplayer nach drei Jahren und folgt auf das von der Kritik gelobte „9 Songs About Love“.

Der äußerlich nerdig-nett daherkommende Mittdreißiger aus Minneapolis mit dem leichten Vibrato in der melancholischen Stimme stellt sich textlich auch schwereren Themen – also etwa Selbstakzeptanz und Erfolgsdruck in einer kommerziellen Musikindustrie, die nicht seine Welt ist. Vor 20 Jahren mit der Folk-Band The Daredevil Christopher Wright gestartet, findet Sunde auf dieser Platte nun eine gute Mischung aus Tiefgang („Blind Curve“) und Leichtigkeit (Alice“) . Das Label Vietnam Records bewältigt die PR-Pflichtübung, uninformierten potenziellen Hörern stilistische Anhaltspunkte zu geben, übrigens sehr respektabel: Bon Iver, Andrew Bird, die Villagers, Sufjan Stevens, Paul Simon (vor allem) – ja, das kommt als Referenzkatalog hin.

„Alice, Gloria And Jon“ von J.E. Sunde erscheint am 16.06.2023 auf Vietnam Records.

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Ralfe Band: Achilles Was A Hound Dog

Sein Vortrag ist ähnlich lakonisch wie bei Lou Reed, seine Melodien haben die leicht windschiefe Verspieltheit eines Jonathan Richman. Oly Ralfe hat also gute Argumente, um in Indie-Pop-Kreisen bekannter zu sein als er es tatsächlich ist. Seine ersten drei Alben (2005, 2008, 2013) mit dem Projekt Ralfe Band führten äußerst charmant Folk, Balkan-Sounds und eine Art moderne Kirmesmusik zusammen. Mit „Achilles Was A Hound Dog“ legt er nun ein musikalisch breit gefächertes Singer-Songwriter-Album vor, dessen Stil-Mixtur wieder bestens aufgeht.

Nach einer ruhigeren Karrierephase, in der Ralfe zwei Instrumentalalben veröffentlichte („Notes From Another Sea“ mit Solo-Klavierstücken 2018 und „Live At St Pancras Old Church“ zusammen mit einem Klassik-Ensemble 2020) lässt der Engländer nun seinen inneren Jagdhund (siehe Albumtitel) von der Leine. „Ich wollte mich mit diesen Songs selbst überraschen. Das Album sollte wagemutig, lebendig und lebhaft werden und die Unbekümmertheit unserer Gigs heraufbeschwören“, sagt Oly Ralfe, der die Platte mit dreiköpfiger Backing-Band und diversen Gästen (vorrangig Sängerin Emma Faulkner) in seiner Heimatstadt Oxford einspielte. Mission erfüllt – die zwölf „Achilles“-Tracks mit dem passenden Schlusspunkt „Howl“ machen so richtig Spaß.

„Achilles Was A Hound Dog“ von der Ralfe Band erscheint am 16.06.2023 bei Talitres/V2/Bertus.

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