Husten live in Hamburg 2023

Husten live Hamburg 2023 Knust by Gérard Otremba Sounds & Books

Die Band Husten gastierte auf ihrer Tour zum neuen Album „Aus einem nachtlangen Jahr“ am 12.10.2023 im Hamburger Knust

Text und Fotos von Gérard Otremba

Die ersten Husten-EPs rauschten noch irgendwie an mir vorbei, doch mit dem 2022 veröffentlichten Debütalbum „Aus allen Nähten“ war die Liebe zur Band von Gisbert zu Knyphausen, Moses Schneider und Tobias „der dünne Mann“ Friedrich heftig entbrannt. Und weil sich das Trio offensichtlich im Flow befand, folge schon dieses Jahr der wohl noch bessere Nachfolger „Aus einem nachtlangen Jahr“. Im Interview mit Sounds & Books bekannte Sänger Gisbert zu Knyphausen, das Zweitwerk sei „wahrnehmbar eine richtige Band-Platte“ und nicht das Projekt dreier Künstler. Live-Aufnahmen im Proberaum trugen zu diesem Gefühl bei und welch eine großartige (Live-)Band Husten mittlerweile sind, haben sie mit dem Album gezeigt und bei ihrem Konzert am

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12.10.2023 im Hamburger Knust bewiesen.

OVE als Husten-Support

Das zunächst mit dem Support des Hamburger Songwriters OVE begann. Einst bei Torpus & The Art Directors bekannt geworden, hat der Hamburger Songwriter Ove Thomsen zuletzt 2019 das Album „Abruzzo“ herausgebracht, bevor er sich in den letzten Jahren verstärkt um das musikalische Kindeswohl kümmerte. Im Husten-Vorprogramm trat er solo mit einer E-Gitarre auf und spielte 35 Minuten lang komplett neue und somit unveröffentlichte Songs. Das machte natürlich sofort Laune auf ein neues OVE-Album, aber da dieses vielleicht mit orchestraler Unterstützung erfolgt – man weiß es noch nicht so genau – kann es leider noch etwas dauern. Wir sind gespannt, was da noch kommt. War aber schön, OVE mal wieder live auf der Bühne erlebt zu haben.

Die schönen Husten-Balladen und ein „Nochmal“-Ruf

Gisbert zu Knyphausen stand zuletzt als Bassist der Band Paula Paula während des Reeperbahn Festivals in Hamburg auf der Bühne (Sounds & Books berichtete). Bei Husten nun wieder als Sänger, Gitarrist und Frontmann in einer anderen Rolle, die er mit viel Spaß an der Sache füllte. „Wir haben jede Menge gute Laune mitgebracht, genießt es“, hieß seine im Prinzip einzige Ansage, die Konzentration galt den Songs und jede Menge Rock’n’Roll. Erst nach gut 45 Minuten folgte mit „Weißer Tiger“ die erste Ballade, und wenn zu Knyphausen eine seiner berühmten Balladen anstimmt, sorgt er sofort für Alarm in der Herzgegend. Wie auch fünfzehn Minuten später bei „Dasein“.

Acht der zehn Stücke von „Aus einem nachtlangen Jahr“ waren im Programm und nach einem der schönsten von ihnen, „Für immer und ewig“, kam sogar der Ruf „Nochmal“ aus der ersten  Fanreihe. Verständlich, den Wunsch erfüllten Husten indes nicht, sondern ließen ein „kleines Liebeslied“ folgen, das krachende „An dich“.

Der tolle Performer Gisbert zu Knyphausen

Dass Gisbert zu Knyphausen einer der besten deutschen Songwriter ist, hat er in den letzten fünfzehn Jahren zur Genüge unterstrichen, dass er ein ebenso toller Performer sein kann, erlebte das Hamburger Publikum im angenehm vollen Kunst. Ein ordentliches Sportprogramm legte der stets so sympathisch und freundlich wirkende zu Knyphausen jedenfalls bei einigen der Songs hin, für die er auf das Gitarrenspiel verzichtete. Flankiert von Tobias Friedrich und Marcus Schneider an den Gitarren und Arne Augustin am Keyboard sowie angetrieben von Moses Schneider am Bass (fulminant bei „Der hier wird wehtun“) und Ben Lauber am Schlagzeug konnte sich der 1979 geborene Sänger mächtig austoben.

In Wilco-Sphären

Bei 26 Songs auf der Setlist gab es Highlights in Hülle und Fülle. In „Auf der anderen Seite der Angst“ schwebten Husten schon in Wilco-Spähren, in „Liebe kaputt“ schraubte sich das Sextett in Psychedelic-Rock-Höhen hinauf, bei „Bis einer heult“ indie-rockten sie wie Die Sterne in ihrer Frühphase. „Lass mich bitte nicht in Ruh“ und „Flamingo Hotel“ sind must-haves bei Husten-Konzerten und zum Schluss genehmigte sich Gisbert zu Knyphausen noch ein Schluck Wein für den Vortrag von „Am Ende der Stadt steht ein gelbes Haus“. „Danke für den schönen Abend, bis bald!“, sind seine letzten Worte. Es war das zweite Konzert der Herbsttour, beneidenswert alle, die noch eins vor sich haben.         

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