OVE: Abruzzo – Albumreview

Ove Credit Simon Hegenberg und Insa Kühlcke-Schmoldt

Die clevere Hamburger Band OVE mit verändertem Sound

Bereits mit dem OVE-Debütalbum „Ich will mir nicht so sicher sein“ hat die Hamburger Band um Sänger, Songwriter und Namensgeber Ove Thomsen ein wunderbares Kleinod im deutschsprachigen Pop-Rock veröffentlicht. Thomsens intelligente Texte verpackte seine Band, bestehend aus Sönke Torpus (Torpus & The Art Directors), Helge Schulz (Helgen), Hajo Cirksena und Robert Weitkamp, in einem zwischen Euphorie und Melancholie changierenden Indie-Folk-Rock. Songs wie „Wenn es kein Brücke gibt“, „Ich bin mir sicher“, „Blindenhund“, „Wo du schläfst“ und „Merkur II“ sollten längst zum Kanon des deutschen Liedguts zwischen Element Of Crime, Fink und Gisbert zu Knyphausen zählen.

Der neue OVE-Stil

OVE Abruzzo Albumcover Tapete Records

Auf ihrem zweiten Album „Abruzzo“ zeigen sich OVE verwandelt, behalten jedoch ihre charmante Art und Ove Thomsen zeigt einmal mehr seine Klasse als Texter und Erzähler von Geschichten. Wie zum Beispiel die des finanziell blanken Aal-Verkäuferpaars  „Anders & Annegret Andersen“ (allein für diesen Titel gebührt Thomsen ein Ehrenplatz in den diversen Endjahreslisten) auf Amrum, das sein Glück in Amerika versuchen möchte. Musikalisch macht sich ein sehr entspannter Rhythmus zwischen Soft-Pop und Fifties-Sixties-Schlager breit. Die Hintergrundchöre erklimmen ungeahnte Höhen, die Gitarren grooven leger im funky Strand-Feeling, die Synthies wabern im 80er-Future-Pop. Fast schon ein Song für die Show-Treppe, jedoch ohne Pomp und sonstigem Firlefanz. Bernd Begemann wird sicherlich Edel-Fan dieser Band. Die Chöre, die Harmonien, das Dezente, mit dem OVE sich ans Werk machen, prägen das ganze Album.

Das Album der Stunde

Yacht-Pop und Soft-Rock, der sich bei „Fahrrad in der Nacht“ in einen mitreißenden Uptempo-Indie-Twang stürzt. Als bester „Abruzzo“-Song entpuppt sich indes „Zum Download bereit“, Thomsens Digitalisierungskritik aufgrund der blinden Hingabe zu einer gewissen Siri („Siri, ich geb‘ mich dir hin / Bitte sag mir Bescheid, wenn du mehr als ich über mich weißt“). Der getragen-schwebende Sound des Songs begleitet am Ende Thomsens gewichtige Fragen an Siri, so funktioniert edler, zeitloser, aussagekräftiger, zeitgenössischer Pop. Sehr feinfühlig und verträumt bei „Von der Nachtwanderung zum Süderlügumer Wald“, dem orgelinfizierten Sixties-Pop zugetan bei „Im Hamsterrad“, melancholisch-sehnsüchtig in „Spaghetti mit Spinat“ und witzig in der Titeltrack-Miniatur „Abruzzo“. OVE ist eine wirklich clevere Band und „Abruzzo“ das Album der Stunde.

„Abruzzo“ von OVE erscheint am 22.02.2019 bei Tapete Records. (Beitragsbild von Simon Hegenberg und Insa Kühlcke-Schmoldt)

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