Element Of Crime: Morgens um vier

Element Of Crime credit Charlotte Goltermann

Ohne Liebe geht es zwar auch, aber nicht ohne die Liebe zu Element Of Crime. Neues Album „Morgens um vier“ steht in den Startlöchern.

von Gérard Otremba

Und schon sind seit der Veröffentlichung des letzten Element-Of-Crime-Albums fast fünf Jahre vergangen. Im Herbst 2018 erschien mit „Schafe, Monster und Mäuse“ das ultimative Berlin-Album der Berliner Band. Nach dieser mit zwölf Songs eher ausufernden und für ihre Verhältnisse nach längerer Zeit mal wieder rhythmisch abwechslungsreichen und soundtechnisch oftmals bedrohlich wirkenden Platte findet das Quartett zum geschmeidigen, sanft dahinfließenden Chanson-Pop zurück. Die Elements mussten letztes Jahr den Tod ihres langjährigen Bassisten und Produzenten Dave Young verkraften, seine Stelle nimmt auf dem neuen, insgesamt 15. Album, Mark Runzheimer (Poems For Laila) ein, produziert hat Patrik Majer. Und wie seit vielen Jahren üblich, waren auch wieder Rainer Theobald an Saxophon und Klarinette sowie Ekki Busch am Akkordeon an den Aufnahmen beteiligt.

Keine Lösung, aber schöne Lieder

Element Of Crime Morgens um vier Cover Vertigo Universal Music

„Wir haben keine Lösung, wir haben Lieder“ heißt es im von Sounds & Books als

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Song des Tages vorgestellten Vorabtrack und Opener des Albums, „Unscharf mit Katze“. Es sind wieder sehr schöne Lieder, die Sven Regener, Jakob Ilja, Richard Pappik und Mark Runzheimer komponiert haben. Und hätte ich nicht bereits eine Liste mit den Top-100-Songs von Element Of Crime erstellt, gäbe es nun natürlich ein paar Kandidaten mehr für eine eben solche. Der erwähnte Auftakt zweifellos, der den Faden des Vorgängeralbums aufnimmt und beschwingt auf die Frühphase der Zeit der deutschsprachigen Texte zu Beginn der 90er-Jahre verweist. Auch „Ohne Liebe geht es auch“ mit Pappiks einsamer Blues-Harp und das liebreizende „Dann kommst du wieder“ – Regener im Duett mit Tobias Bamborschke von Isolation Berlin – sicherlich ebenfalls. Vielleicht nah am Kitsch, aber vor dem hat Sven Regener, wie er im Interview mit Sounds & Books zugibt, keine Angst, also wieso sollten wir welche haben?

Ein Element-Of-Crime-Monolith

Element Of Crime variieren ihren Folk-, Chanson-, Singer-Songwriter-Rock-Pop einmal mehr auf zauberhafte Weise. Regeners liebevolle Alltagsbeobachtungen, seine wehmütigen Liebesliedertexte, die Romantik, Iljas verträumte („Kaltes Herz“) bis blues-rockige Gitarrenlicks („Was mein ist, ist auch dein“), Regeners geschliffene Trompetenparts, alles, wofür man diese Band seit vielen, vielen Jahren liebt, gehört auch bei „Morgens um vier“ zum Standardrepertoire. Und beim abschließenden, fast siebenminütigen Titeltrack zeigen Element Of Crime nochmal ihre ganze Klasse. Nicht nur aufgrund der fast identischen Länge gerät „Morgens um vier“ zu einem Element-Monilithen wie einst „Mittelpunkt der Welt“. Theobalds angejazztes, edles Saxophonsolo, Buschs sanft im Hintergrund flirrendes Akkordeon, und wer kann die Stimmung „kurz vor der ersten Straßenbahn“ schon  besser heraufbeschwören als Sven Regener mit seiner Combo? Und so ergibt man sich erneut dieser ergreifenden Melancholie und fühlt sich wohl dabei. Weil es schön war.

„Morgens um vier“ von Element Of Crime erscheint am 06.04.2023 bei Vertigo/Universal Music.(Beitragsbild von Charlotte Goltermann)          

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