Dylan live in Hamburg 2024 – Konzertreview

Dylan live Hamburg 2024 Mojo Club by Niko Schmuck Sounds & Books

Die britische Power-Pop-Rock-Musikerin Dylan und ihre enthusiastischen Fans verwandeln den Hamburger Mojo Club am 07.02.2024 in ein Tollhaus

Text von Gérard Otremba, Fotos von Niko Schmuck

„Ich kann nicht mehr“, rief nach circa 30 Minuten einer von den vielen jungen weiblichen Fans in den Raum und sorgte für Heiterkeit. Man konnte das gut verstehen. Wie alle anderen hat sie bis dahin wohl alles gegeben. Hat die Texte mit den Gleichgesinnten lauthals mitgesungen, respektive mitgeschrien, und für einen ohrenbetäubenden Lärm gesorgt. Und das war gut so, denn so hat das Dylan-Konzert am 07.02.2024 im Hamburger Mojo Club allen wahnsinnig viel Spaß gemacht. Die Atmosphäre an diesem Abend war einfach irre.

Überbordende Euphorie

Es begann schon ganz großartig beim Support-Gig der sympathischen britischen Songwriterin Sody, deren an Billie Eilish geschulter Pop bereits lautstark und textsicher von den ersten Reihen im ausverkauften Mojo Club goutiert worden ist. Was dann allerdings ab 21 Uhr für circa 75 Minuten passierte, war schlicht Euphorie hoch zehn. Ältere Musikbegeisterte kennen das von Bruce-Springsteen-Konzerten, jüngere wahrscheinlich von Taylor Swift und nun eben von Natasha Woods, alias Dylan (ja, ein unvermeidlicher Bob-Dylan-Vergleichswitz gehört offensichtlich zu ihren Auftritten). Die 24-jährige Britin hat ja schon 2022 mit ihrem 30-minütigen Konzert im Spiegelzelt (Sounds & Books berichtete) mächtig Eindruck hinterlassen. Knapp eineinhalb Jahre später auf ihrer „Rebel Child“-Tour bleibt ein nicht minder mächtiger zurück.

Der Dylan-Hype

Die Fangemeinde ist weiter um meist junge weibliche Menschen gewachsen, die den Mojo Club mit ihrer schier grenzenlosen Begeisterung in ein Tollhaus verwandelten. Sie erlebten ein von Dylan als Therapie angekündigtes Live-Erlebnis, das sowohl bei Künstlerin als auch Fans kathartisch wirkte. Es sind Songs über die Ex-Boyfriends, oder, wie es in „Someone Else“ passend heißt „‘Cause I love you and you love someone else“, ein ebenso mieser Zustand wie das Verlassenwerden. Diese ganzen Abrechnungen und Unmöglichkeiten der Liebe treffen den Nerv der Fans, und auch das kann man gut verstehen. Und der Hype um Dylan wird spätestens nach dem von ihr während des Konzerts für dieses Jahr angekündigte Debütalbum (2022 erschien nach ein paar EPs das von uns rezensierte Mixtape „The Greatest Thing I’ll Never Learn“) noch um ein Vielfaches steigen – zunächst erscheint morgen aber erst mal die neue Single „The Alibi“).

Dylan, der kommende Star?

Dylan hat  aber auch alles, um bald noch größere Venues zu bespielen und zum Star zu avancieren. Charisma, Sexappeal, einen perfekten Interaktionsdraht zu ihrer Fangemeinde sowie hymnische und eingängige Power-Pop-Rock-Songs, die es nur so darauf anlegen, laut mitgesungen zu werden. Ob nun „Rebel Child“, „Girl Of Your Dreams“ und „Nineteen“ zu Beginn, oder „Someone Elese“,  „You’re Not Harry Styles“, „No Romeo“ und „Nothing Lasts Forever“ am Ende: Es groovte und rockte entschlossen und Dylan zog mit ihren beiden Mitstreitern an Schlagzeug und Gitarre/Bass/Keyboard alle Register, um die tosende Menge zum Ausrasten zu bringen. Alles höchst erfreulich an diesem Abend: Die Künstlerin, die Musik, das Ambiente und das sagenhaft ekstatische Publikum. Ein echtes Spektakel. Danke dafür und bis zum nächsten Mal.

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