Bruce Springsteen live in Hamburg 2023

Bruce Springsteen press shot credit Danny Clinch

Ein Abend, der nie zu Ende gehen sollte: Bruce Springsteen und die E Street Band bescheren auch den Fans in Hamburg ein spektakuläres Rock-Erlebnis

von Gérard Otremba

Nach Düsseldorf am 21.06. (Sounds & Books berichtete) erlebt auch Hamburg am 15.07.2023 das ultimative Rock-Konzert des Jahres von Bruce Springsteen und seiner E Street Band. Zuletzt gastierte die 73-jährige Rocklegende vor einer halben Ewigkeit in der schönen Hansestadt, nämlich 2008. Hamburg zeigt sich wettertechnisch den ganzen Tag über von einer ähnlich schönen Seite wie Düsseldorf vor dreieinhalb Wochen. In den Mittagsstunden erreicht das Thermometer über 30 Grad, am Abend zum überpünktlichen Start des Konzerts um 19 Uhr immer noch über 25 im Schatten. Also wieder eine perfekte sommerliche Atmosphäre. Für alle, die den „Boss“ schon vorher in Düsseldorf oder im Ausland gesehen haben, war klar, dass es in der Setlist nur geringfügige Änderungen geben würde, aber definitiv ein knapp dreistündiges und spektakuläres Erlebnis bevorstünde.

Die Energie von Bruce Springsteen und der E Street Band

Der Auftakt dann direkt mit „No Surrender“ tatsächlich ein anderer als noch in der Stadt am Rhein („The Ties That Bind“). Und wieder drücken Bruce Springsteen, Roy Bittan, Nils Lofgren, Garry Tallent, Steve Van Zandt, Max Weinberg, Soozie Tyrell, Jake Clemons, Charlie Giordano mit Chor, Bläsersection und Perkussionist bereits in der ersten Stunde wie gewohnt aufs Gaspedal. Erstaunlich nach wie vor die von Bruce Springsteen und der E Street Band ausgehende Energie. Springsteen wird im September 74 Jahre alt und auch der Stamm der E Street Band ist bis auf Jake Clemons, der vor elf Jahren seinen verstorbenen Onkel „Big Man“ Clarence Clemons ersetze, jenseits der 70. Klar, die Rampen rennt Springsteen nicht mehr rauf und runter wie 30 Jahren (erwartet auch keiner), aber die Kraft des Rock’n’Roll schlägt noch immer in seinem Herzen. Und auf der Bühne lässt er das die gut 50 000 Fans im ausverkauften Volksparkstadion in jeder Minute dieses erneut phänomenalen Auftritts spüren.

Die Setlist-Unterschiede zu Düsseldorf

Neu auf der Setlist im Vergleich zu Düsseldorf stehen „Darlington  County“ und „Working On The Highway“ (dafür fehlen neben „Ties..“ noch „Candy’s Room“, „My Hometown“ und später „Born In The U.S.A.“ im Zugabenteil), die gemeinsam mit dem davor gespielten „Out On The Street geradezu zelebriert werden. Doch verschieben sich in der Auswahl nur Nuancen. Songs der drei besten Alben („Born To Run“, „Darkness On The Edge Of Town“ und „Born In The U.S.A.“) sowie deren vier von „Letter To You“ prägen auch dieses Konzert. Es grenzt schon schwer an eine Art Best-Of-Zusammenstellung (demnächst mehr zu diesem Springsteen-Thema bei Sounds & Books), die der große Meister aus New Jersey dem Publikum auf der Tour 2023 anbietet. Einige Klassiker im vorderen, vor Dynamik nur so berstenden Drittel („No Surrender“, „Prove It All Night“, „The Promised Land“), dazu die neuen Tracks „Ghosts“ und „Letter To You“; kurzfristig Ruhigeres im Mittelteil („Nightshift“, „The River“, Last Man Standing“), eine Beschwörung bei „Mary’s Place“ und nach Backstreet gibt es kein Halten mehr.

Wunderschöne Bilder auf der Leinwand

Die emotionale Bandbreite also enorm, von Ausgelassenheit (zumeist) bis tiefste Melancholie (kurzfristig). Immer wieder huscht ein Lächeln in Springsteens Gesicht und auch Clemons kann sich ein solches nicht verkneifen, wenn er lässig an Springsteens Schulter lehnt, während sein Boss das erste kurze Solo von „Prove It All Night“ anstimmt. Und immer wieder huschen wunderschöne Bilder über die Leinwände. Wenn Bruce Springsteen ein Küsschen hier verteilt, eine Hand dort liebevoll streichelt, oder die strahlenden und fassungslosen Gesichter junger Menschen gezeigt werden, die das abendliche Glück hatten, jeweils eine Harp von Springsteen überreicht zu bekommen. Oder wenn Steve van Zandt Springsteens wackelnden Knackarsch während „Glory Days“ filmt. Die Stimmung unter den Fans ähnlich bombastisch wie in Düsseldorf (und auch das Wetter hält, kein Regen und kein Gewitter nirgendwo), Bruce und die E Street Band ganz und gar in ihrem Element und „The Rising“, „Badlands“ und „Thunder Road“ am Ende die reinste Wucht.

Bruce Springsteen und die Liebe zu Jake Clemons

Noch mehr Hits („Born To Run“, „Bobby Jean“, „Dancing In The Dark“) folgen im Zugabenblock und weil es um 21.35 Uhr auch in Hamburg immer noch sehr warm ist, reißt sich der „Boss“ auch hier vor „Tenth Avenue Freeze-Out“, das mit Bildern der verstorbenen E-Street-Mitglieder Clarence Clemons und Danny Federici unterlegt wird, das Hemd auf. Anschließend bedankt sich Bruce Springsteen bei allen seinen Mitstreitern persönlich, wobei die innige Umarmung mit Jake Clemons ganz besonders lang ausfällt. Mit den Worten „Wir lieben uns“ und „Thank you Hamburg“ kehrt Springsteen ans Mikro zurück und beendet diese grandiose Rock’n’Roll-Show wie üblich auf der Tour ganz leise mit „I’ll See You In My Dreams“. Abende, die niemals enden sollten. Die Hoffnung bleibt, dass Bruce Springsteen – ähnlich wie 2012/13 – die Tour ins nächste Jahr verlängert. Schließlich sollten mindestens noch Berlin und Frankfurt von diesen famosen Konzerten profitieren.

(Beitragsbild-Credit: Danny Clinch, Live Nation)

Kommentare

  • <cite class="fn">Thomas Thimm</cite>

    Bin immer noch glückselig. Ein magischer Abend. War schon überglücklich, überhaupt Karten ergattert zu haben. Etwas skeptisch war ich, wie der Sound wohl in der letzten Reihe( Block 7c ) wohl sein würde. War dann doch angenehm überrascht. Wer feinsten HiFi-Sound möchte, darf nicht ins Stadion gehen.
    Ich war glücklich, als das Konzert mit No Surrender begann, genauso wie bei meinem letzten Konzert in Köln. Gänsehaut, Tränen, pure Emotionen., genial von der Kamera auf den Videoleinwänden eingefangen.
    Nach dem Konzert nur glückliche Augen gesehen.
    Am Picknick-Stand noch eine Bier mit Gleichgesinnten und eine unglaubliche Stimmung genossen.
    Ein Abend, der lange nachwirken wird. .
    Vielen Dank allen Beteiligten!

  • <cite class="fn">H. Martin</cite>

    Für mich und meine Sohn Max in der ersten Reihe ein absolut unvergessliches Erlebnis. Max bekam so viel Aufmerksamkeit vin Bruce und der Band, u glaublich. Für mich, der Bruce so viele Male überall auf der Welt gesehen hat, die beste Show mit meinem Kleinen. Damit konnte ich meinem Sohn etwas des Vermächtnisses weitergeben.

    Eines bleibt in Hamburg schwer zu toppen, das Publikum. Dieses war einfach grandios und hat eigentlich eine volle Show verdient gehabt.

  • <cite class="fn">Katrin Martin</cite>

    Hallo Carsten,
    wir sind keine eingefleischten Fans, kennen und schätzen aber die Musik von Bruse Springsteen sehr. Wir haben auch noch nie ein Live-Konzert von ihm erlebt, haben aber Platten ect. Gestern waren wir voll Vorfreude und waren sicher, ein schönes Konzert zu erleben. Dem war nicht so! Wir haben die Lieder kaum erkannt und überlegt, ob die Technik nicht stimmt. Da aber die Fangemeinde immer mehr in Glückseligkeit schwelgte haben wir gedacht, wir sind einfach falsch hier und sind eher gegangen. Seit gestern Abend und heute hören wir uns ständig seine Musik an und wissen, dass er wirklich hervorragende Musik macht, aber beim Konzert konnten wir davon kaum etwas hören. Es tut uns gut, von einem Fan wie dir, unsere Meinung bestätigt zu bekommen. Mach dir aus den anderen Kommentaren nichts draus. Auch unser Umfeld versteht uns nicht. Es gibt Schlimmeres!
    Katrin & Thomas
    .

    • <cite class="fn">Sammi</cite>

      Dito, extra aus Cottbus angereist und leider so ein Profi mit dieser miesen Songqualität zu hören . Peinlich für Bruce.
      Schade

      • <cite class="fn">Ralf</cite>

        Naja, jeder, der selbst mal auf der Bühne gestanden hat, der weiß, dass der Künstler

        1. nichts mit dem Sound zu tun hat

        und

        2. Seinen eigenen Bühnensound/Monitorsound hat, der sich komplett von dem unterscheidet, was die Fans hören.

        Dass der Sound schlecht war, ist schade und auch sehr ärgerlich (bei den preisen), und natürlich fällt es auf den Künstler zurück. Verantwortlich dafür ist der Boss allerdings nie und nimmer. Keep on groovin‘ -Ralf-

  • <cite class="fn">Carsten Meyer</cite>

    Ein völlig verkorkstes Konzert! Schlechter Sound, ein merklich gealterter und auffällig gelifteter Springsteen und ein Publikum, das beim nächsten Konzert wohl besser mit dem Rollator anreist. Dazu Preise, die sich die von Springsteen verehrte „Middle Class“ eigentlich nicht leisten solltest, nur damit der alternde Held weitere Millionen scheffelt. Dass Springsteen seine Musikrechte regelrecht verscherbelt hat (für 300 Mio an Sony) mag noch ok sein. Dass er für die horrende Preisen nicht mal einen halbwegs hörbaren Sound hinbekommt, ist schon fast peinlich (oder wegen des fortgeschrittenen Alters des Publikums völlig egal). Sofern er noch ein Konzert geben sollte (was ich nicht hoffe) werde ich mir das nicht noch einmal antuen.Ich bin maßlos enttäuscht!!

    • <cite class="fn">Martin Hoormann</cite>

      Welches Konzert hast Du denn gesehen, Carsten Meyer? Beim nächsten Konzert wird dich keiner vermissen, alle anderen kommen sicher gerne wieder. Die Daffamierung der „Rollator-Fahrer“ zeigt, wessen Geist Du bist.

      • <cite class="fn">ahil</cite>

        Kann mich Ihnen nur anschliessen, ich weiss nicht was Herr Meyer so zu sich nicht nimmt, aber was leichtes kann es nicht sein

    • <cite class="fn">Britta</cite>

      Du warst wohl in einem anderen Konzert. Es ist sicher auch für alle wirklichen Fans besser, wenn Du beim nächsten Konzert nicht dabei bist! Nicht dass Du dann eventuell noch über unseren Rollator stolperst. Wir waren nämlich vor 35 Jahren bei unserem ersten Konzert in Bremen noch sehr jung und falls wir nochmal die Chance bekommen, werden wir mit Sicherheit auch in unserem für Dich fortgeschrittenen Alter zum nächsten Konzert wieder gehen. Tut uns sehr leid für Dich. 😉

      Wir stimmen Martin übrigens zu, die Kritik von Gérard Otremba spiegelt das Konzert sehr gut wieder!!!

    • <cite class="fn">Annette Wiese</cite>

      Was sind Sie denn bitte für ein hasserfüllter Miesepeter? Das war das geilste Konzert ever – und ja, ich war auch schon in anderen Konzerten vom Boss,. Und Ihre altersdiskriminierenden Verleumdungen können Sie sich schenken!

    • <cite class="fn">Ralf</cite>

      Muss mich leider wiederholen
      Naja, jeder, der selbst mal auf der Bühne gestanden hat, der weiß, dass der Künstler

      1. nichts mit dem Sound zu tun hat

      und

      2. Seinen eigenen Bühnensound/Monitorsound hat, der sich komplett von dem unterscheidet, was die Fans hören.

      Dass der Sound schlecht war, ist schade und auch sehr ärgerlich (bei den preisen), und natürlich fällt es auf den Künstler zurück. Verantwortlich dafür ist der Boss allerdings nie und nimmer. Keep on groovin‘ -Ralf-

    • <cite class="fn">Ralf</cite>

      Mannomann, was für ein überheblicher und fast schon menschenverachtender Kommentar.

      Ich wäre froh, ich wäre in seinem Alter noch so fit 🙁

      Und dann nochmal: Jeder, der selbst mal auf der Bühne gestanden hat, der weiß, dass der Künstler

      1. nichts mit dem Sound im Saal/Stadion zu tun hat

      und

      2. Seinen eigenen Bühnensound/Monitorsound hat, der sich komplett von dem unterscheidet, was die Fans hören.

      Dass der Sound schlecht war, ist schade und auch sehr ärgerlich (bei den Preisen), und natürlich fällt es auf den Künstler zurück. Verantwortlich dafür ist der Boss allerdings nie und nimmer. Keep on groovin‘ -Ralf-

    • <cite class="fn">Thomas</cite>

      Mein Gott wie armselig doch manche Menschen sind.Bleibt doch einfach zuhause u betrachtet euch im Spiegel…

  • <cite class="fn">Martin Jürs</cite>

    Ein wirklich super Konzert vom „Boss“, die Kritik gibt die Stimmung und den tollen Abend sehr fundiert wieder. Grandios, wie es Springsteen und Band gelingt, ein Strahlen auf die Gesichtern seiner Fans zu zaubern! Sogar der Sound im Volksparkstadion spielte an diesem Abend mit!

  • <cite class="fn">Nitschke Guenter</cite>

    gute, sehr differenzierte Kritik! Zeigt, dass der Kritiker offensichtlich im Thema ist und sein breites Wissen durchschlägt.
    Frage: Warum fehlt in seiner Fanliste „Sting“?

    • <cite class="fn">Gérard Otremba</cite>

      Vielen Dank. In der Tat höre ich die Musik von Bruce Springsteen seit 39 Jahren und er gehört sicherlich zu meinen drei Lieblingskünstlern überhaupt. Die angeführte Liste ist ein Auszug, die könnte natürlich mit weiteren Namen fortgeführt werden. Sting habe ich früher häufiger gehört als heute. Sollte ich aber noch eine Akkreditierung für das in den November verschobene, ausverkaufte Konzert in Hamburg erhalten, berichte ich auch gerne über Sting.

  • <cite class="fn">Sebastian</cite>

    Der Boss.
    Einfach unerreicht.
    Er braucht keine Charts oder Ranglisten. Seine Musik ist genial.

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