Friska Viljor: Broken – Albumreview

Friska Viljor by Dennis Dirksen

Friska Viljor – wenn nichts mehr ist wie zuvor

Wie klingt das Ende einer Liebe? Das Auseinanderbrechen einer Familie, das Gefühl eines gestohlenen Lebens? Auf Broken gießen Friska Viljor die Trauer Schicht um Schicht in eine musikalische Form. Es ist die persönliche Lebenskrise von Frontmann Joakim Sveningsson, ausgelöst durch die Trennung von seiner Lebensgefährtin, die den Plot zum siebten Album der Schweden liefert. In diversen Statements und Interviews bezeichnete Sveningsson die letzten zwei Jahre als schlimmste Zeit seines Lebens. Fast wäre auch die Band daran zerbrochen.

Chronologie einer Trennung

Doch es kam anders. Und so entstanden 13 Stücke, die den Prozess der Trennung chronologisch widerspiegeln – von den ersten Zweifeln („Unless You Love Me“), über das Aufdecken des Scheiterns, die Reue („Regrets“), selbstzerstörerische Abstürze, das Vermissen („I Miss You“) bis hin zur bitteren Erkenntnis, dass es vorbei ist („Guess It’s Over“). Es ist ein melancholisches und intimes Album und so klingen Friska Viljor auf ihrem Neuling ernster und schwerer als jemals zuvor. Zwar trägt der Opener „Unless You Love Me“ mit seiner fast schon heiteren Melodie noch Spuren der Leichtigkeit vergangener Zeiten, doch der Text dieser eingängigen Indie-Nummer offenbart dem Hörer, dass der freie Fall in den Abgrund bereits hier beginnt („I am not in love with you / If you are not in love with me / So I want to break up“).  Die meisten anderen Stücke des Albums demonstrieren die tiefe Traurigkeit und Hilflosigkeit ohne Umschweife. So zum Beispiel der düstere Abschiedswalzer „Lights Out“ oder „Failure“, das mit seinem getragenen Tempo, dem Glockenspiel und den schwebenden Vocals im Hintergrund eine düstere Kulisse für die Worte Sveningssons bildet. Und auch das vom Piano umspielte „Regrets“, das mit einem tiefen Seufzen beginnt und in der Wiederholung des Schlüsselsatzes aufgeht („And I regret it now / And I’ve said it / Please come home“).  

Kein Stillstand bei Friska Viljor

Ein gebrochenes Herz kann eine Schockstarre auslösen, zur Selbstzerstörung führen, aber auch schöpferische Kraft freisetzen. Es ist gut, dass Letzteres auf Sveningsson zutrifft. Und so herrscht bei Friska Viljor alles andere als Stillstand: Nicht einmal fünf Tage Zeit lassen sich die Schweden von der Fertigstellung ihrer neuen Studioarbeit bis zur Veröffentlichung, um gleich darauf auf ausgiebige Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz zu gehen, die am 14. Januar in Hamburg beginnt. Broken ist ohne Zweifel das bislang dunkelste Werk der Schweden. Aber wie sollte es auch sonst klingen, wenn nichts mehr ist wie zuvor? „It’s not the same thing as it was before / When we still were in a family of four“, heißt es im letzten Song „Not The Same“. So abgedroschen es auch klingen mag: Jedes Ende lässt sich auch als Anfang verstehen. Die Band Friska Viljor ist mit Broken auf jeden Fall hörbar gereift. Ein starkes Album, ein neues Kapitel.

 „Broken“ von Friska Viljor erscheint am 11.01.2019 bei Crying Bob Records (Beitragsbild by Dennis Dirksen).

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