Einen Hollywood-Promi-Bonus hat Danielle Aykroyd aka Vera Sola nicht nötig. Auch mit ihrem zweiten Album erweist sie sich als sehr eigenständige Künstlerin.
von Werner Herpell
Alles an diesem Album hat Stil und Dramatik. Das beginnt beim Cover-Artwork (die Künstlerin in theatralischer Pose vor einer kargen Landschaft), es geht bei den cineastischen, gern auch mal schrägen Arrangements weiter (als wenn P.J. Harvey, Tom Waits, Calexico, Nancy Sinatra und Leonard Cohen gemeinsame Sache gemacht hätten), und es endet bei dieser vollen, dunklen, faszinierenden Gesangsstimme. Dass Vera Sola eigentlich Danielle Aykroyd heißt und eine Tochter der Schauspieler-Legende Dan „Ghostbuster“ Aykroyd ist, macht den Bezug zu Film und Bühne perfekt (obwohl die 34-Jährige diese familiäre Verbindung ungern erwähnt und als Musikerin einen Alias-Namen mit Old-Hollywood-Anmutung bevorzugt).
Ein Album mit viel Persönlichkeit
Vera Sola
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(nennen wir sie fortan so) braucht einen Promi-Bonus für ihr Zweitwerk „Peacemaker“ auch gar nicht. Denn nach dem bereits bestens aufgenommenen Debütalbum „Shades“ (2018) hat sie sich als Sängerin und Produzentin nochmals weiterentwickelt und in Richtung eines zeitweise orchestralen, von Folk, Country, Blues und Jazz inspirierten Songwriter-Pop aufgerüstet. Das klingt zuweilen nostalgisch, aber nie altbacken – weil die US-amerikanisch-kanadische Sängerin auf dieser durch und durch edlen Platte so viele Facetten ihrer Persönlichkeit zum Klingen bringt.
Die Aufnahmen zu „Peacemaker“ fanden im Herbst 2019 überwiegend in Nashville/Tennessee statt. Im Gegensatz zu „Shades“, das Sola solo zeigte, ist der Nachfolger ein kooperatives, üppiges Album, für das sie zusammen mit Co-Produzent Kenneth Pattengale Dutzende von Musikern einband. „It’s a collection of stories stitched together with that particular dreamlike quality which allows for disparate spaces to converge into a single scarcely knowable vastness“, sagt Vera Sola über ihre zweite Platte – und ja, eine „besondere traumähnliche Qualität“ haben Songs wie „Bad Idea“, „Desire Path“, „Is That You?“ oder „Instrument Of War“ tatsächlich.
Vera Sola als geduldige „Friedensstifterin“
„Trotz der ehrgeizigen Ziele des Projekts sollte „Peacemaker“ keine jahrelange Arbeit sein, aber so war es. Themen wie Verlust, Wut, Klimaverzweiflung, Krankheit und schließlich radikale Akzeptanz schienen sich in den Jahren der Entstehung zu überschlagen“, schreibt Vera Solas Berliner Label City Slang (das mit Calexico eine der mutmaßlichen Inspirationsquellen des „Peacemaker“-Sounds seit vielen Jahren unter Vertrag hat). Und weiter: „In der wörtlichsten Lesart des Albumtitels ist Vera Sola hier die Friedensstifterin, die all die Dunkelheit – sowohl die persönliche als auch die kollektive – nimmt und sie in Klang umwandelt.“ Kann man so sagen.
Oder anders ausgedrückt, etwas nüchterner: Zwischen folkigem Wohlklang und rasselnder Wüstenrock-Dissonanz entdeckt Vera Sola ihren ganz eigenen, manchmal herben, immer spannenden Klang. Und hat auch als Sängerin endgültig ihren Stil gefunden. Tolle Platte.
Das Album „Peacemaker“ von Vera Sola erscheint am 02.02.2024 bei City Slang. (Beitragsbild von Ebru Yildiz)