The Kooks live in Offenbach 2023

The Kooks live Offenbach Stadthalle by Ben Kaufmann Sounds & Books 24

The Kooks heizen bei ihrem Jubiläumskonzert in der Offenbacher Stadthalle ordentlich ein

Parkplatzsuche. Fündig wird man zu dieser Zeit erst in einer entfernten Wohnsiedlung. Kein Aufschrei der Anwohner; sie scheinen es gewohnt zu sein. Kleine Menschengruppen kommen aus allen Richtungen, haben aber offenbar das gleiche Ziel. Am Ende eines unscheinbaren Häuserblocks reihen sie sich wie selbstverständlich in eine Warteschlange ein. Der klassische Auftakt eines Rockkonzertbesuchs. In diesem Fall folgen Musikpilger dem Ruf der britischen Band The Kooks, welcher aus der Offenbacher Stadthalle ertönt. Benannt nach David Bowies gleichnamigem Song, schließen die vier Indie-Rocker hiermit einen Kreis; war Bowie hier doch vor 30 Jahren bereits mit der Band Tin Machine zu Gast.

Nachdem Anfang der 2000er Jahre mit dem Aufkommen von Bands wie The Strokes, The Vines und Mando Diao eine einflussreiche international besetzte Indie-Rockwelle mit rauer Retro-Note entstanden war, zogen die Briten in den Folgejahren unter anderen mit den Kaiser Chiefs, The Fratellis und eben The Kooks in vergleichsweise poppigerem Fahrwasser nach.

The Kooks nach 15 Jahren zurück mit Inside In/Inside Out

Ursprünglich wollten sie bei ihrer aktuellen Jubiläumstour im Hinblick auf die 15-jährige Existenz ihres Debütalbums “Inside In/Inside Out“ dieses in seiner Gänze live performen. Da sich jedoch der Verzögerungszeitraum bezüglich der Konzerte mit dem Erscheinen ihres neuen Albums überschnitt, entschieden sie sich nun doch für eine musikalische Reise durch die komplette Bandgeschichte mit dem Schwerpunkt Debütalbum.

Kurze Dunkelheit. Unversehens durchfluten rote Strahler die Bühne. Zu Link Wrays “Rumble“ betreten die vier Musiker die Spielfläche – ein vielversprechendes Vorspiel. Mit den ersten beiden Songs “Seaside“ und “See The World“ zeigen die Kooks zweierlei: der Sänger Luke Pritchard kann solo-akustisch wie eh und je überzeugen und die Band versprüht nach wie vor eine ansteckende Energie. Diesen Vibe beibehaltend beglücken sie mit “Eddie’s Gun“, “You Don’t Love Me“ und “She Moves In Her Own Way“ weiter die Fans der ersten Stunde.

The Kooks zwischen Indie-Rock und Synth-Pop

Immer wieder interagiert der sichtlich von der Stimmung begeisterte Pritchard mit dem Publikum. Für den Beginn von “Bad Habit“ lässt er die Zuschauer jene markante Stimmleiter wie ein Echo zurückwerfen. Bei dem allseits bekannten “Ooh La“ übernehmen sie zeitweise gar den kompletten Gesang.

Dass ein Song „auf die unterschiedlichste Art und Weise geschrieben“ werden kann, beflügelt Pritchard nicht nur grundlegend; er führt es auch mit einigen Songs des neuen Albums vor. “Connection“ und “Cold Heart“ kommen nicht nur klanglich wie 80’s-Synth-Pop-Tracks daher, sie werden im Hinblick auf Pritchards Körpersprache auch wie solche dargeboten. Man mag von diesen Songs halten was man mag; vom markanten Indie-Rock der ersten Tage haben sie sich jedenfalls denkbar weit entfernt. Eine charmante Erweiterung der 80’s-Blase bringt “I Want You“, der – noch deutlicher im dunkelblauen Lichtbad – wie ein früher Song von Echo & the Bunnymen anmutet.

Abschied vor zwiespältigem Lichtermeer

Der griffige Song “Do You Wanna“ und das kaleidoskopische “Got No Love“ werden für ausgiebige Gitarrensoli seitens Pritchard und des zweiten Bandurgesteins Hugh Harris genutzt. Ein optisches Highlight hingegen setzt das Lichtermeer der Fans. Wenn auch meist mittels Handyleuchten erzeugt, gibt es doch noch so manchen Ausreißer, der die unvergleichlich schönere Feuerzeugflamme schwenkt. Nach drei Zugaben – darunter der Reggae-Ausflug “Matchbox“ und die Bandhymne “Naïve“ – verabschieden sich die Kooks bei tosendem Beifall und mit der Gewissheit, dass nicht nur ihre Songs von vor 15 Jahren, sondern auch sie selbst noch Feuer haben.

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